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Mesch tauscht die Tresenseite

Scheidender Dehoga-Präsident sieht lippische Gastronomie gut aufgestellt

Von Martin Hostert

Mesch tauscht die Tresenseite - © Lippe
Mesch tauscht die Tresenseite (© Lippe)

Horn-Bad Meinberg. Das 17. Bundesland heißt nicht Mallorca. Wenn schon, ist es Lippe. Hier gibt es - einmalig im Lande - einen eigenen Hotel- und Gaststättenverband. Dessen Präsident Dieter Mesch räumt jetzt den Stuhl.

Am Montag wird Mesch, Inhaber des "Waldhotel Bärenstein" in Holzhausen-Externsteine, unterm Hermann verabschiedet. Es hat sich großer Bahnhof angesagt. Zahlreiche Obergastronomen aus den 16 anderen Verbänden kommen, auch der Bundespräsident - immerhin der vom Dehoga - und lokale Größen.

Mesch ist der Auflauf ein wenig unangenehm. Andererseits freut er sich, dass sein Engagement gewürdigt wird. Der 72-Jährige war ein halbes Jahrhundert im Verband aktiv, Mitglied in zahlreichen Ausschüssen. Er kennt die Kollegen alle. Und das ist möglicherweise auch der Grund, warum Lippe entgegen früherer Bundesbeschlüsse immer noch eigenständig ist, sich nicht dem NRW-Verband angeschlossen hat.

Ein Prosit für den Chef: Birgit Nolte hat Dieter Mesch ein perfektes Bierchen gezapft. Mesch setzt darauf, in Zukunft etwas mehr Zeit zu haben; er gibt seine Ehrenämter nach und nach ab. - © Foto: Preuss
Ein Prosit für den Chef: Birgit Nolte hat Dieter Mesch ein perfektes Bierchen gezapft. Mesch setzt darauf, in Zukunft etwas mehr Zeit zu haben; er gibt seine Ehrenämter nach und nach ab. (© Foto: Preuss)

Lippe darf den historisch bedingten Sonderstatus behalten, solange es will. Dieter Mesch hat sich vehement dafür eingesetzt. "Wir haben einen guten Ruf und einen sehr guten Status im Lande", resümiert er zufrieden. Der Organisationsgrad sei hoch, der Verband zählt 700 Mitglieder unter den etwa 1.300 Betrieben in Lippe. "Das ist mit Abstand die beste Zahl unter den 17 Mitgliedern." Die wirtschaftliche Beteiligung an der Fachmesse "Internorga" in Hamburg rechne sich und sei ein Pfund für Lippe.

Der Sohn des "Bärenstein"-Inhabers hatte als junger Mann Kellner im "Detmolder Hof" unter Hubert Weber gelernt; dann Diätkoch. "Ich wollte immer in die Branche", berichtet er. Ausbildungen zum kneippschen und zum medizinischen Bademeister folgten; danach stand "eigentlich" ein Job an Bord eines Schiffes der Hapag LLoyd an. Doch der Tod des Vaters durchkreuzte diese Pläne. "Ich bin als 23-Jähriger nach Hause gekommen", sagt Mesch. "Nach Hause", das heißt zurück an den Hang des Teuto. Mesch übernahm die damalige Pension mit 40 Betten und baute sie zum Hotel aus; bis heute leitet er das Haus.

Dieter Mesch kennt die lippische Szene wie kaum ein zweiter, vom Teuto aus beobachtet er die Entwicklungen. "Insgesamt sind wir gut aufgestellt", ist er zufrieden. Dass auch hier Landgasthöfe schließen müssen, diese Tendenz setze sich fort. Es sind die Arbeitszeiten und die vielen Auflagen, die abschrecken. Es sind ungeklärte Nachfolgeregelungen und ein verändertes Freizeitverhalten. Die Rentner, die abends am Tresen ihr Bierchen trinken, die gibt es kaum noch. Der Gast hat sich gewandelt.

Die Probleme der Branche hier seien nahezu dieselben wie überall. Da gibt es die Befürchtung, dass die Landesregierung nun doch die "Hygieneampel" einführen könnte - Mesch hält das für ein Unding. Unsäglich findet er die ungleichen Mehrwertsteuersätze: "Wenn von benachbarten Würstchenbudenbesitzern einer Stuhl und Tisch ‘rausstellt, muss er sieben Prozent zahlen; der andere 19." Den reduzierten Steuersatz befürwortet er stark, es sei viel investiert worden.

Gastgeber in Lippe müssen sich jeden Besucher erarbeiten, weiß Mesch: "Hier kommt keiner zufällig vorbei." Guter Service, ein vernünftiges Preis/Leistungsverhältnis - das sind unbedingte Zutaten, damit ein Laden läuft.

Dieter Mesch wird sich nun allmählich aus Ehrenämtern und der ersten Reihe im "Bärenstein" zurückziehen; seine Frau Carmen übernimmt den operativen Bereich. Am Montag wird er aber noch mal in der ersten Reihe stehen.

Persönlich
Dieter Mesch ist nicht nur im Hotel- und Gaststättenverband aktiv, seit Juni 2006 als Präsident. Er hat zahlreiche weitere Ehrenämter inne. Besondere Freude mache ihm die Aufgabe als Laien-Handelsrichter, sagt er. Seit 30 Jahren urteilt Dieter Mesch in Wirtschaftssachen am Detmolder Landgericht. Der Holzhauser ist CDU-Kreistagsmitglied und war in der Landesverbandversammlung, spielt Golf in Cappel und saß bis vor wenigen Jahren noch selbst im Flugzeugcockpit.

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