
Kreis Lippe. Oft kommt der Herzinfarkt überraschend, aber fast immer gibt es eine Vorgeschichte. Viele haben jahrelang ungesund gelebt. Herz-Kreislauf-Erkrankungen treffen immer mehr Menschen - auch in Lippe.
Daher laden LZ, Ärztekammer, AOK und das Klinikum Lippe für Donnerstag, 16. Mai, zu einer Diskussionsrunde unter dem Titel "Herzinfarkt - Ursachen und Folgen" ein. Im Kurhaus Bad Salzuflen werden Dr. Dirk Härtel, Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie am Klinikum Lippe, und Dr. Pierre-Nicolas Niederst, Kardiologe aus Bad Salzuflen, Kurzreferate halten, um dann Fragen zu beantworten. Die Moderation übernimmt LZ-Redakteur Erol Kamisli.
In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 300.000 Menschen - davon 700 in Lippe - einen Herzinfarkt. "Häufig wird die Lebensgefahr unterschätzt, und viele scheuen den Anruf beim Notarzt", so Dr. Niederst. Besonders Frauen hätten dieses Problem. Denn immer noch gelte bei vielen: Herzinfarkt ist Männersache. Das sei schon lange nicht mehr so. "Auch bei Frauen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen Todesursache Nummer eins", betont Dr. Niederst. Und egal, ob Mann oder Frau - wenn das Herz schlapp mache, zähle jede Minute.

Bei einem Infarkt strahlten die Schmerzen oft in andere Körperregionen aus, wie zum Beispiel in die Arme, in den Rücken oder auch in den Hals und Kieferbereich. Bei Frauen könnten Übelkeit und Erbrechen, aber auch Schmerzen im Nacken oder in der Schulter auf einen Herzinfarkt hindeuten.
Doch der Infarkt, der viele plötzlich treffe, habe immer eine Vorgeschichte. Viele Betroffene achteten schon Jahre vorher nicht auf ihre Gesundheit - sie haben Übergewicht, Bluthochdruck und rauchen. "Nikotin und Cholesterin greifen die Gefäßwände stark an", sagt Dr. Niederst. Blutgerinnsel entstehen. Die Ader verstopft, das Herz wird nicht ausreichend mit Blut versorgt. Je länger der Herzmuskel nicht durchblutet wird, desto größer ist das Risiko, dass Zellen endgültig absterben. Der Wettlauf mit der Zeit beginnt.
"Wer Symptome eines Infarktes hat, sollte sofort die 112 wählen", rät Dr. Härtel. Komme ein Patient innerhalb der sogenannten "Goldene Stunde" auf einen Katheterplatz, könne das Absterben der Herzmuskulatur fast vollständig verhindert werden. "Nach der Lokalisierung des Blutgerinnsels wird von der Leiste aus ein Katheter durchs Adersystem bis zur verstopften Stelle geschoben", erklärt Dr. Härtel. Dort werde das Blutgerinnsel mit einem feinen Draht durchbohrt und das verschlossene Gefäß aufgedehnt. "In der Regel wird eine Gefäßstütze eingesetzt, damit die Ader offen bleibt", so Dr. Härtel.
Fragerunde
Dem großen Thema "Herzinfarkt" widmet sich "Gesundheit im Dialog" am Donnerstag, 16. Mai, im Kurhaus Bad Salzuflen. Von 19 bis 20.30 Uhr stehen die beiden Experten, Dr. Dirk Härtel und Dr. Pierre-Nicolas Niederst, Rede und Antwort. Sie sprechen unter anderem über Ursachen und Folgen von Herzinfarkten sowie über Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten. Anschließend kommen Sie zu Wort - die beiden Referenten freuen sich auf Ihre Fragen. Der Eintritt ist frei.