Lagenser Bürgermeister gibt nach 14 Jahren sein Amt auf

Lage. Es war ein Paukenschlag, mit dem zu diesem Zeitpunkt kaum einer gerechnet hatte: Christian Liebrecht tritt von seinem Amt als Bürgermeister in einem halben Jahr zurück. Das hat er am Donnerstagabend in der Ratssitzung verkündet. Letzter Arbeitstag werde der 17. Mai sein.

In der Aula des Schulzentrums Werreanger erläuterte der 57-Jährige, der sein Amt im Oktober 2004 angetreten hatte, dass ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen sei. Es gebe zwei wesentliche Gründe für seine Entscheidung, die er im Übrigen nach monatelangen Überlegungen getroffen habe.

Es sind zum einen familiäre Gründe: Weil sein Bruder nach einem Unfall nicht mehr als Geschäftsführer im Autohaus arbeiten kann, plant Liebrecht im nächsten Jahr im Unternehmen des Bruders tätig zu werden – wenn auch nur an einem Tag pro Woche. &bdquo;Diese Situation lässt sich mit meinem Amt als Bürgermeister nicht vereinbaren", betonte der Verwaltungschef.

Zum anderen sei er jemand, der seine Tätigkeit am Erreichen von Zielen festmache. Als er vor 14 Jahren das Amt des Bürgermeisters übernommen habe, habe er sich vorher definiert, was er zusammen mit den von den Bürgern gewählten Ratsmitgliedern erreichen wollte.

&bdquo;Dieses Papier habe ich mir Anfang des Jahres angeschaut und habe festgestellt, dass vieles erledigt ist", sagte Christian Liebrecht. Er nannte als Beispiele Bürokratieabbau, eine schlagkräftige Verwaltung, die Stärkung der lokalen Wirtschaft und eine positive Stadtentwicklung. Zudem seien die Stadtfinanzen gesichert, Sicherheit und Ordnung verbessert, ein leistungsfähiges Stadtmarketing installiert und ein modernes Rathaus erbaut worden – das Lagenser Forum.

Damit sei seine &bdquo;Aufgabenliste" im Wesentlichen abgearbeitet. Wenngleich für die Zukunftsfähigkeit der Stadt weitere Themen auf der Agenda stünden, die einer Umsetzung bedürften. Dafür sollten seiner Ansicht nach eine neue Bürgermeisterin oder ein neuer Bürgermeister eigene Schwerpunkte formulieren – natürlich in enger Zusammenarbeit mit dem Rat und seinen politischen Gremien. &bdquo;Unabhängig davon entspricht es meiner Überzeugung, dass politische Ämter nur auf Zeit vergeben werden sollten. Die Demokratie lebt bekanntlich vom Wechsel."

Christian Liebrecht stellte klar, dass seine Entscheidung nicht in einem Zusammenhang mit den Anträgen der Politik zu sehen sei. In letzter Zeit, waren etliche Politiker mit der Verwaltung nicht mehr zufrieden. Diese hatten kritisiert, dass Anträge nicht schnell genug bearbeitet, Sitzungsprotokolle erst nach Monaten zugestellt würden und es keine Sitzungsräume für die Fraktionen gebe. Der Bürgermeister meinte, dass er die Anträge punktuell positiv sehe und ihnen teilweise zustimme.

Über den richtigen Zeitpunkt für seine Erklärung habe er sich viele Gedanken gemacht. Aus Gründen politischer Fairness allen Parteien gegenüber habe er sich entschlossen, die Entscheidung schon jetzt bekannt zu geben. Liebrecht: &bdquo;Damit ist allen politischen Parteien und Wählergruppen ausreichend Zeit für eine qualifizierte Kandidatensuche gegeben."

Voraussichtlicher Wahltermin für die Wahl eines neuen Bürgermeisters wird der 26. Mai sein – der Tag der Europawahl. Dies geschehe auch aus Kostengründen. Der Termin hat für die Bürger den Vorteil, dass sie nicht zweimal zur Wahlurne gehen müssen. In der kommenden Woche will der Bürgermeister dem Landrat des Kreises Lippe als kommunaler Aufsichtsbehörde seinen Rücktritt mitteilen.

Zum Schluss seiner Erklärung versicherte Christian Liebrecht, dass er bis zu seinem letzten Arbeitstag im Mai mit voller Kraft zum Wohle der Stadt tätig sein werde.

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