Interview: Martina Hannen will Bürgermeisterin in Lage werden

Lage. Martina Hannen ist bisher die einzige Frau, die sich um das Bürgermeister-Amt in Lage bewirbt. Am 26. Mai sollen die Bürger bestimmen, wer die Nachfolge von Christian Liebrecht antritt. In Konkurrenz tritt die FDP-Fraktionsvorsitzende im Rat und Landtagsabgeordnete, die gerade ihren 49. Geburtstag feierte, mit Dr. Stefan Everding von der CDU, Matthias Kalkreuter (SPD) und Frank Drexhage von den Bündnisgrünen. Was sie antreibt und wie ihre Pläne als Lages möglicherweise erste hauptamtliche Bürgermeisterin aussehen, schildert sie im Interview.

Was hat Sie bewogen, für das Amt zu kandidieren?

MARTINA HANNEN: Meine Kandidatur ist aus der Überzeugung entstanden, dass das, was ich dafür persönlich mitbringe, genau richtig ist und wir für Lage brauchen können. Als Kommunalpolitikerin bin ich seit 20 Jahren tief in Lage verwurzelt und war an allen Entscheidungen der drei vergangenen Legislaturen mit beteiligt. Gleichzeitig habe ich die unmittelbare gute Verbindung zum Landtag in Düsseldorf. Das ist ein Riesenpfund, auch, wenn man sieht, wie viele Fördertöpfe dort für Kommunen unserer Größenordnung zur Verfügung stehen. Die muss man kennen und für Lage nutzen.

Könnten Sie denn nicht selbst solche Fördertöpfe anzapfen?

HANNEN: Das muss man mit dem Rat machen. Verwaltung und Politik müssen gemeinsam eine Stadt führen.

Was sind Ihre politischen Schwerpunkte?

HANNEN : Ganz klar die hausärztliche Versorgung. Die liegt uns schon seit vielen Jahren am Herzen. Dann eine vernünftige Situation beim Kommunalen Abgabengesetz finden...

Was heißt vernünftige Situation?

HANNEN: Jede Kommune soll selbst entscheiden, was sie im Hinblick auf die Straßenausbaugebühren leisten kann. Düsseldorf darf das nicht jeder Kommune vorschreiben. Ich glaube, dass Lage moderat an das Thema herangehen kann. Man muss neue Finanzierungskonzepte entwickeln. Es geht nicht, die Gebühren einfach so abzuschaffen und dann nicht zu wissen, wie man den Straßenausbau finanzieren soll. Grundsätzlich sollte der Bürger so weit wie möglich entlastet werden.

Muss das Ganze nicht gerechter werden?

HANNEN : Auf jeden Fall. Wenn Sie an einer Kreisstraße wohnen, zahlen Sie nichts. Derjenige, der aber an einer Stadtstraße wohnt, wird mit 50, 60 oder 70 Prozent zur Kasse gebeten. Bei einer kompletten Neufinanzierung muss man das über andere Einnahmen der Stadt schultern. An eine solche Lösung ist bisher niemand herangegangen. Vorstellbar wäre ein Minimalbetrag für die Bürger, der Rest muss von der Stadt kommen.

Was sagen Sie zum Erscheinungsbild der Innenstadt?

HANNEN: Es fehlt an Gastronomie für junge Leute, für Familien. Ein Bistro mit Außengastronomie beispielsweise. Die Leute möchte draußen sein und essen und trinken.

Wie wollen Sie die Leute denn hierher bekommen?

HANNEN: Auch durch attraktive Einzelhandelsgeschäfte. Der Leerstand ist fatal. Wir haben viele kleine Läden, die nicht besetzt sind. Durch Zusammenlegung könnte man größere Verkaufsräume mit 100, 120 Quadratmetern schaffen. Dazu müsste man einen Runden Tisch mit Vermietern einrichten. Eigentum verpflichtet sie, sich für ihre Immobilie einzusetzen. Auch für solche Maßnahmen gibt es Fördertöpfe.

Was würden Sie als Bürgermeisterin anders machen als der jetzige Amtsinhaber?

HANNEN: Vieles können wir querfinanzieren, auch durch Fördereinnahmen. Ich würde mein Augenmerk auf viele weiche Faktoren setzen. Beispielsweise auf die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Die Bürger sollen erfahren, dass sie in einer tollen Umgebung leben. Nach einer Phase der Modernisierung, des Neu- und Umbaus haben wir jetzt die Chance, mit einer neuen Bürgermeisterin andere Faktoren zu besetzen. Dazu gehören solche Dinge wie Wohlfühlen und Identifikation, die ein Zuhause ausmachen. Es ist vieles möglich, man muss es nur neu denken.

Neu denken? Das heißt?

HANNEN: Mehr für die Jugend zu tun, Mut aufzubringen und in ein Bistro zu investieren. Dass die jungen Leute sich in ihrer Stadt wohl fühlen, hat auch etwas mit Image zu tun. In dem Zusammenhang ist mir die Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs wichtig. Zu überlegen wäre auch ein Einstieg in Bus oder Taxi on demand.

Sparen ist immer eine Tugend der Freien Demokraten. Wo würden Sie in Lage ansetzen?

HANNEN: Ich setze mich für einen Bürgerhaushalt ein. Die Menschen, die hier leben, sollen bestimmen, was mit dem zur Verfügung stehenden Geld gemacht wird. Das ist ein plebiszitäres Element, um Sparen akzeptabler zu machen.

Sollten Sie Bürgermeisterin werden, was wird aus Ihrem Landtagsmandat?

HANNEN: Das lege ich nieder. Beides lässt sich nicht miteinander vereinbaren.

Das Interview führte LZ-Redakteur Wolfgang Becker.

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