Lage-Ehrentrup. Große Aufregung und Spannung herrscht seit Mittwoch an der Grundschule in Ehrentrup. Hobby-Imker Christian Strulik hat hier ein Bienenvolk angesiedelt, das er gemeinsam mit der Klasse 4b als Projekt betreut. WDR 2 hat im Rahmen der Aktion „Bienen-live" die Kosten übernommen, um rund um die Uhr das rege Treiben beobachten zu können. Der Einsatz einer 3-D-Kamera im Bienenstock feiert hier Weltpremiere. Eigentlich wollte die Klasse von Barbara Bitterlich nur eine Blühwiese anlegen, nachdem Christian Strulik im Sachunterricht zu Besuch war, um einen kleinen Vortrag über das Bienenleben zu halten. Doch per Zufall lernte der Lagenser im Urlaub den Content-Chef von WDR2 kennen, der plante, Bienen und das drohenden Insektensterben zum Thema im Sender zu machen und der in Christian Strulik den perfekten Ansprechpartner fand. Jetzt steht also eine Art Bauwagen, von den Schülern bunt bemalt, auf der Wiese hinter der Ehrentruper Grundschule. Ausgestattet mit modernster Technik, um die Live-Übertragungen ins Internet sowie in die Klassenräume zu gewährleisten. „Ungefähr 10.000 Bienen sind hier eingezogen", erzählt der 42-Jährige und geht davon aus, dass sich das Volk in den nächsten Wochen auf bis zu 60.000 Bienen vergrößern wird. „Die Königin geht auf Hochzeitsflug, und wenn sie wiederkommt, kann sie täglich bis zu 2000 Eier legen", weiß seine Tochter Paulina zu berichten. Dass sie sich auskennt, liegt auf der Hand. Doch auch ihre Klassenkameraden sind bestens auf die kommenden Monate vorbereitet, denn bis September sind sie für die Pflege der Fluginsekten verantwortlich. „Angst haben wir keine, denn Bienen sind harmlos. Man darf sie nur nicht ärgern", verkünden Nora und Maik. Abstand halten sei wichtig, besonders wenn die Temperaturen steigen und die Ein- und Ausgänge des Bienenstocks stetig umschwärmt sind. „Heute, bei elf Grad, bleiben sie lieber in der Kiste", schmunzelt Christian Strulik. Wofür die Bienen gut sind? „Die Bestäubung ist ihre wichtigste Aufgabe, damit neue Pflanzen und Früchte wachsen", antwortet die 4b unisono in die Kameras, denn auch das Lokalfernsehen ist gekommen, um dieses Projekt in Bild und Ton festzuhalten. Schulleiterin Antje Ehlebracht ist sichtlich stolz auf die Kinder, die sich selbstbewusst präsentieren und mit ihrem Fachwissen punkten. Sehr aufregend und spannend sei dieses Projekt, finden die Nachwuchs-Imker und können es kaum abwarten, demnächst selbst „ihren" ersten Honig schleudern zu dürfen. „Der Förderverein hat fünf komplette Schutzanzüge spendiert", freut sich Antje Ehlebracht über die Unterstützung. Während das Lehrerkollegium jegliche Stech-Gefahr ausschließen möchte, sieht Christian Strulik die Sache ganz entspannt. „Aua macht schlauer", lautet sein Motto, wobei er betont, dass Bienen wirklich absolut ungefährlich seien. Bedrohte Honigsammlerinnen Das Phänomen „Bienensterben" geht in den vergangenen Jahren verstärkt durch die Medien. Neben Milben und Parasiten sind es vor allem die Monokulturen in der Agrarwirtschaft, die den Insekten zu schaffen machen. Durch geschwächte Tiere sterben jährlich ganze Bienenvölker. Eiweißmangel herrscht bei Bienen schon von klein auf. Doch das Natur- und Umweltbewusstsein der Menschen nimmt wieder zu. Die Stadt Lage gehört, wie berichtet, beispielsweise zu den Kommunen, die kostenfrei Saatgut an die Bürger verteilen, um mehr blühende Landschaften zu schaffen und den wertvollen Insekten den Tisch zu decken.