Pflegekind Alessia macht das Lagenser Familienglück komplett

Lage-Hörste. 42 Pflegekinder leben aktuell in Lage in 38 Pflegefamilien. Eine davon ist Familie Epp aus Hörste. Lydia und Andreas Epp haben bereits zwei leibliche Töchter. Vor drei Jahren trafen sie die Entscheidung, einem weiteren Mädchen ein liebevolles und geschütztes Zuhause zu geben.

&bdquo;Ich heiße Lessi, Lessi Epp", sagt die dreijährige Alessia mit stolz geschwellter Brust und strahlt. Ein kleiner Sonnenschein, der sofort sämtliche Sympathien auf die eigene Seite zieht. &bdquo;Sie ist eine echte Bereicherung und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken", erzählen Lydia und Andreas Epp.

Dabei konnte sich der 40-Jährige noch vor einiger Zeit überhaupt nicht vorstellen, ein fremdes Kind aufzunehmen. &bdquo;Meine Frau hatte schon mal entsprechende Gedanken geäußert. Aber ich wollte davon nichts hören. Schließlich hatten wir doch zwei eigene gesunde Kinder", denkt er an seine Einstellung von einst zurück. &bdquo;Die hat sich geändert, als ich anfing, mich politisch im Jugendhilfeausschuss der Stadt Lage zu engagieren." Epp bekam hautnah mit, wie viele Kinder in unzumutbaren Verhältnissen leben, wie viele unerwünscht und nicht versorgt sind. &bdquo;Mir wurde schnell bewusst, dass wir alles haben, um einem weiteren Kind ein gutes Leben zu ermöglichen", so der Familienvater.

Lehrgang für die Pflegeeltern Nur, wie kommt man überhaupt an ein Pflegekind? Nach einem Anruf bei der Fachgruppe Jugend der Stadt Lage erfuhren die Epps, dass ein dreimonatiger Kursus nötig sei, der passenderweise demnächst starte. &bdquo;Naja, ein Lehrgang kann nicht schaden", dachte sich das Paar und machte Nägel mit Köpfen.

Allerdings waren beide nicht auf die emotionelle Welle vorbereitet, die dort auf sie zurollte. Allein den &bdquo;Wunsch-Katalog" fanden sie befremdlich. &bdquo;Zudem wird Tacheles geredet. Welche Vorgeschichten ein Kind haben kann und dass es im schlimmsten Fall die bestehende Familie zerstört. Das wollte ich auf keinen Fall", gibt Lydia Epp zu, zum Schutz ihrer Töchter an einen Rückzieher gedacht zu haben. Am Ende der Schulung war sie sich mit ihrem Mann einig, nur ein Kind zu nehmen, das so jung wie möglich ist. Wohl wissend, dass die Aussicht darauf nicht besonders hoch ist.

Aussicht auf ein Baby gering &bdquo;Wenige Wochen später rief das Jugendamt an: Ihre Frau ist hochschwanger", wird Andreas Epp diesen Moment nie vergessen. Ein Foto von Alessia habe gereicht, um zu sagen: &bdquo;Das ist unser Kind". &bdquo;Mit ihren sechs Monaten hatte die Kleine bereits einiges hinter sich und lebte zuletzt bei Bereitschaftspflegeeltern." Alessias Eltern haben das Mädchen freiwillig abgegeben und halten alle drei Monate Kontakt. Die Kleine weiß, wer sie geboren hat. Aber Andreas und Lydia Epp sind für sie Mama und Papa. Und die großen Schwestern, Mia und Maya, die liebt sie ebenfalls heiß und innig.

Pflegeeltern Pflegeelternbewerber müssen nachweisen, dass sie gesund sind, ein angemessenes Einkommen haben und ausreichend Zeit, für das Kind zu sorgen. Zudem muss ein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt und eine persönliche Biographie angefertigt werden. Es finden Gespräche der Bewerber mit den Mitarbeiterinnen des Pflegekinderdienstes statt, auch ein Hausbesuch.

Interessierte Paare oder Einzelpersonen müssen nach dieser Überprüfung an einer Schulung teilnehmen. Der Bedarf für weitere Pflegefamilien ist vorhanden. Bei Aufnahme eines Kindes besteht ein Anspruch auf Pflegegeld. Die Vermittlungszahl pro Jahr ist schwankend, da nicht vorhersehbar ist, wie viele Kinder nicht mehr bei ihrer Familie leben können. Informationen erteilt der Pflegekinderdienst der Fachgruppe Jugend der Stadt, Kerstin Brinkmann, Tel. 05232-601-556, oder Nicole Grotebrune, -537.

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