Wilhelm Wortberg liebt sein Vorgarten-Paradies

Lage-Hörste . Aus einem eintönigen, großen Zierrasen entstand eine vielfältige Pflanzenwelt. Die gut durchdachte Struktur und das nachhaltige Konzept überzeugte die Jury neben weiteren Natur-Oasen beim Vorgarten-Wettbewerb der Stadt Lage. Dem Eigentümer, Wilhelm Wortberg aus Hörste, wurde der zweite Platz zugesprochen. Stellvertretend für die anderen Preisträger verrät der passionierte Künstler, was bei einer Gartenumgestaltung zu beachten ist.

Als Wilhelm Wortberg 2002 nach Hörste zog, erwarb er ein Haus, das in die Jahre gekommen war. Er ließ es sanieren und nahm sich auch gleich den Garten vor. Da er bis zu einem Arbeitsunfall einen Betrieb für Garten- und Landschaftsbau hatte, entwarf er selbst die Pläne. &bdquo;Oberstes Prinzip war, einen naturfreundlichen Garten zu gestalten", erinnert er sich. &bdquo;Alle Bereiche wurden nach dem Prinzip von Yin und Yang konzipiert." In der chinesischen Philosophie bezeichnet der Ausdruck den Gedanken, dass alles ein Gegenteil besitzt und erst damit ein Ganzes bildet.

Herzförmiger Teich und fleischfressende Pflanzen

Im Mittelpunkt fällt ein herzförmiger Teich ins Auge. Der Aushub wurde nicht abgefahren, sondern daneben zu einer Trockenmauer aufgeschichtet. Zwei Wege, die sich verjüngen und damit optisch länger wirken, führen um den Teich herum.

An seinem Rand halten fleischfressende Pflanzen ihre geöffneten Kelche in die Höhe. &bdquo;Das war eine bewusste Entscheidung, denn sie haben einen großen Appetit und halten uns die Mücken fern", sagt der Hausherr. Er legt besonderen Wert auf eine möglichst ganzjährige Blühfolge. Gegenwärtig sorgen vor allem die Stauden der Großen Nachtkerze für ein strahlendes Gelb. &bdquo;Die Blüten öffnen sich erst bei Eintritt der Dunkelheit und haben eine unglaubliche Leuchtkraft", erklärt Wortberg. Entlang der Wege breiten sich immergrüne Dickblattgewächse und Bodendecker aus. Dadurch entstand eine geschlossene Pflanzendecke, die kaum Wildaussaaten zulässt.

Im Laufe der Zeit hat sich ein pflegeleichter Vorgarten entwickelt. Wilhelm Wortberg greift nur zwei Mal im Jahr zur Schere. &bdquo;Ein Rückschnitt erfolgt erst im Frühjahr, da im Winter viele Kleinstlebewesen in den alten Fruchtständen Nahrung und Schutz finden", weiß der Experte. Im Spätsommer reduziert er nur stark wuchernde Pflanzen, kürzt die Äste und Triebe der Gehölze.

Auffallend hoch ragt ein Chinesischer Gemüsebaum auf. Die Blätter haben einen hohen Gehalt an Vitamin und Eiweiß und können wie Spinat verarbeitet und gegessen werden. Auch über Brennnesseln kann sich Wilhelm Wortberg freuen. Als Tee zubereitet, helfen die Blätter gegen Schmerzen und andere Beschwerden. &bdquo;Wenn man einen Garten richtig anlegt, erhält man eine unglaubliche Vielfalt an Natur zurück", stellt er fest. Auch Kleiber, Meisen und Fledermäuse nehmen das Angebot gern an. Erstmalig hat sogar ein Zaunkönig sein Nest an der Hauswand angelegt.

300 verschiedene Kulturpflanzen und genau so viele Wildkräuter, Moose, Flechten und Gräser fühlen sich im Garten von Wilhelm Wortberg wohl. &bdquo;Es kommt aber nicht auf die Menge der Einzelgattungen, sondern auf das Zusammenspiel an", sagt er und ist überzeugt: &bdquo;Ohne Vorgarten ist man nur ein halber Mensch."

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