Wolfgang Schober hat viel Ärger mit seinem neuen Auto

Lage-Stapelage . Ein richtig gut ausgestattetes Auto, an dem er lange Spaß hat – das wollte Wolfgang Schober sich zu Beginn seines vorzeitigen Ruhestandes gönnen. Die Wahl des 60-Jährigen fiel auf einen &bdquo;VW Tiguan Allspace Highline 2,0 TDI SCR 4 Motion" mit Vollausstattung. Doch schon bei Abholung in Wolfsburg vor nun einem Jahr, hatte der nagelneue SUV Mängel.

Etliche Ärgernisse kamen seither hinzu. Und nachdem der Tiguan bereits mehrfach und ohne Grund aus heiterem Himmel eigenständig Gefahrenbremsungen machte, mag Schober sein Auto nicht mehr fahren. &bdquo;Das ist mir zu gefährlich", gesteht er.

Mängel fallen bereits in Wolfsburg auf

Fast ein Dreivierteljahr hatte Wolfgang Schober auf sein Auto warten müssen. Im April 2019 bestellt, wurde die Auslieferung im September zugesagt. Doch im August war sein Tiguan in Mexiko noch nicht vom Band gerollt. Die Auslieferung verzögerte sich bis ins neue Jahr hinein. Erst am 5. Januar 2020 konnte der Lagenser seinen Leihwagen, den VW ihm während der Wartezeit kostenfrei zur Verfügung gestellt hatte, in der Wolfsburger Autostadt abgeben, um sein neues Auto in Empfang zu nehmen.

Dem früheren technischen Beamten der Bezirksregierung fielen dabei gleich ein paar Macken auf: Der Wagen glänzte nicht so, wie man das von einem Neufahrzeug erwartet, sondern war mit Schlieren überzogen – Flecken vom Schutzwachs, das nicht gründlich abgewaschen worden sei, habe es geheißen. Zwischen Karosserieblechen ragten scharfkantige Plastiknasen hervor, den Auspuff zierte Flugrost, am hinteren rechten Kotflügel fand Schober Textilfasern im Lack, was auf eine unsauber durchgeführte Lackreparatur hindeutete. Eine Chromleiste an der Fahrerseite war matt statt glänzend, und das Glasdach stand hinten einen halben Zentimeter aus dem Blech heraus. Ein roter Punkt auf dem Glas zeigte an, dass der Fertigungsfehler schon im Werk bemerkt worden war.

Was Schober besonders nervte: Die induktive Ladeschale fürs Smartphone fehlte – VW hatte offenbar vergessen, sie einzubauen. Die war dem Lagenser aber wichtig: &bdquo;Ich mag es nicht, wenn im Auto lose Kabel herumliegen." Daher hatte er bei den Ausstattungspaketen besonders auf dieses Detail geachtet.

Nachbesserungen machen es nur noch schlimmer

Vielleicht hätte er sich einfach weigern sollen, das mängelbehaftete Auto zu übernehmen. Doch ein Teil der Fehler wurde noch vor Ort behoben, den Rest sollte eine Vertragswerkstatt im Lippischen beheben. Schober vertraute darauf, dass das klappen würde. Doch hier warteten neue Überraschungen auf ihn: &bdquo;Es stellte sich heraus, dass VW nicht in der Lage ist, die induktive Ladeschale nachzurüsten." Als Grund sei ihm genannt worden, dass das Bus-System, über das der Bordcomputer die elektrischen Komponenten steuert, sehr sensibel auf Veränderungen des Status Quo reagiere.

Der Kotflügel wurde ordnungsgemäß lackiert, dafür war hinterher die Tankklappe nicht mehr passend. Am Schiebedach hätten sich mehrere Monteure abgemüht – mit halbem Erfolg. Es steht jetzt nicht mehr ganz so weit heraus, ist aber immer noch nicht bündig eingepasst. Schober hofft, dass es trotzdem dicht ist. Als er zu Ostern die mit dem Auto erworbenen Sommerreifen aufziehen wollte, wies einer eine irreparable Beschädigung auf, die zu einem Reifenplatzer hätte führen können. VW habe die Verantwortung dafür abgelehnt, auch keine Kulanz gewährt – er musste für 285 Euro einen neuen Reifen kaufen.

Automatische Vollbremsung während der Fahrt

Dann fing der Bordcomputer an zu spinnen. Mal wurde der Bildschirm knallrot, mal zierten ihn hieroglyphische Zeichen, schließlich zeigte er mehrfach Kollisionswarnungen – obwohl nichts zum Kollidieren in der Nähe gewesen sei: &bdquo;Das hat mich und meine Frau schon erschreckt." Grund solle laut VW ein Navi-Update gewesen sein, das Schober durchgeführt hatte. Höhepunkt war eine Fahrt vom Steinhuder Meer nach Lage im Mai, als der Tiguan plötzlich selbstständig und ohne erkennbaren Grund eine Gefahrenbremsung machte und voll in die Eisen ging. &bdquo;Zum Glück war gerade niemand hinter uns." Eigenmächtigkeiten, die der Tiguan sich laut Schober noch ein paar Mal erlaubte, weswegen der Lagenser sich mit dem Gefährt vorerst nicht mehr auf die Straße traut.

Wolfgang Schober wandte sich an Arndt Schirneker-Reineke, Fachanwalt für Verkehrsrecht aus Bad Salzuflen. Der ließ vom DEKRA ein Gutachten anfertigen, in dem alle Mängel dokumentiert wurden. Mehreren Aufforderungen zur Nachbesserung mit Fristsetzung kam der VW-Konzern laut Schober nicht nach, der Service-Mitarbeiter des Autohauses gehe ihm inzwischen aus dem Weg. Schließlich trat Schober vom Kaufvertrag zurück, der Anwalt forderte die Rücknahme des Wagens. Auch darauf habe VW nicht reagiert. &bdquo;Wir sind geradezu gezwungen worden, den Klageweg zu beschreiten."

&bdquo;Das nächste Auto kommt nicht aus Wolfsburg"

Nun erst habe VW reagiert – und bei Gericht um Fristverlängerung für die Abgabe einer Stellungnahme gebeten. Eine Verzögerungstaktik; vermutet Wolfgang Schober, um ihn mürbe zu machen. Schmankerl am Rande: Der Lagenser hatte wegen der Mängel vom Kaufpreis 1000 Euro zurückbehalten. Die versuche VW nun per Mahnverfahren bei ihm einzutreiben.

Wolfgang Schober hat wenig Verständnis für das Verhalten von VW. &bdquo;Wenn ich einen Neuwagen kaufe, kann ich doch erwarten, dass daran alles in Ordnung ist", findet er. Nun hat er einen fast neuwertigen Wagen im Wert von mehreren zehntausend Euro auf dem Hof stehen, den er so weder fahren noch verkaufen kann. Eins ist für den 60-Jährigen, der jahrzehntelang VW gefahren ist, klar: &bdquo;Das nächste Auto kommt nicht aus Wolfsburg."

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