Lage. Die Nachricht, dass die Städtepartnerschaft mit dem österreichischen St. Johann im Pongau auf der Kippe steht, hat in der Zuckerstadt für Gesprächsstoff gesorgt. „Wenn 48 Jahre Städtepartnerschaft plötzlich in Schieflage geraten, wird es Zeit für neuen Schwung§, erklärt die CDU-Ratsfraktion in einer Pressemitteilung.
Die beiden Städte Lage und St. Johann im Pongau könnten geografisch kaum unterschiedlicher sein. Und doch hätten sie über Jahrzehnte hinweg durch Begegnungen, gegenseitige Besuche und persönliche Freundschaften eine Partnerschaft gepflegt, die weit über offizielle Anlässe hinaus wirkte, so die CDU.
In der Vergangenheit hätten nicht nur die Kernstadt, sondern auch die Lagenser Ortsteile von dieser Beziehung profitiert. Besonders der staatlich anerkannte Luftkurort Hörste habe durch den Austausch mit dem tourismusstarken St. Johann wertvolle Impulse erhalten. „Dort, wo alpine Gastfreundschaft, regionale Traditionen und ein modernes Tourismusverständnis aufeinandertreffen, entstand für Lage und Hörste ein praktischer Erfahrungsschatz, der bis heute Potenzial birgt.“
Die in den Anfängen der Städtepartnerschaft legendären Tanzzüge nach St. Johann, die Beteiligung der Trachtengruppen am Lagenser Schützenfest, Besuche der St. Johanner bei den Blumen- und Gartenfreunden in Heiden und in Hörste, all das sei unvergessen. Doch wie vielerorts, sei in den letzten Jahren ein ruhiges Fahrwasser in der Partnerschaft zu beobachten. Viele Aktivposten aus vergangenen Jahren hätten sich zurückgezogen, oder sind wie der in Lage hoch geschätzte, unzählige Male mit dem Fahrrad angereiste Altbürgermeister Leo Neumayer inzwischen verstorben. Auch hätten Pandemie bedingte Einschränkungen, organisatorische Brüche und veränderte gesellschaftliche Dynamiken dazu geführt, dass die Begegnungen seltener wurden.
„Umso wichtiger ist es nun, die fast fünf Jahrzehnte lange Verbindung auf neue Beine zu stellen und ihre Bedeutung für Gegenwart und Zukunft hervorzuheben. Gerade in Zeiten gesellschaftlichen Wandels kann eine länderübergreifende Partnerschaft wichtige Impulse geben. Gegenseitiges Verständnis und der kulturelle Austausch bieten Anknüpfungspunkte für Vereine, Schulen und oder die Kurortentwicklung“, stellen die Christdemokraten fest.
Für die Städtepartnerschaft zu St. Johann diente bislang vorrangig die Bürgermeisterebene als Kommunikationsbasis, doch sollte diese Basis nach Ansicht der CDU durch Akteure vor Ort unterstützt und der Paten- und Partnerschaftsverein (PPV) in Lage stärker eingebunden werden. Durch eine breitere Kommunikationsbasis könnten beide Städte gemeinsam mit den Bürgermeistern Strategien (z.B. mit Jugend, Wirtschaft, Vereinen) für eine Belebung und aktive Gestaltung der Städtepartnerschaften erörtern und planen. Außerdem würden die Verwaltungsspitzen der jeweiligen Städte durch das gemeinsame Wirken entlastet und könnten sich stärker ihrem Kerngeschäft widmen.
„Eine Entwicklung, wie wir sie in den letzten Wochen erfahren mussten, darf es kein weiteres Mal geben, und wir können nicht nachvollziehen, warum Herr Kalkreuter als Bürgermeister von Lage nicht bereits im Sommer 2025, nachdem er dem damaligen stellvertretenden Bürgermeister der SPD einen Gesprächstermin mit der Bürgermeisterin in St. Johann, Frau Huber, vermittelt hatte und dieser ihn nach seiner Rückkehr über die Tendenzen des Gespräches informierte, nicht umgehend seiner Informationspflicht gemäß § 55 Abs. 1 Gemeindeordnung NRW nachgekommen und den Rat, sowie als Geschäftsführer den PPV unterrichtet hat“, kritisiert die CDU.
Wie die zuständige Fachschaftsleitung im PPV der Stadt Lage, Angelika Schapeler-Richter, mitteilte, habe sie nach Bekanntwerden der Aufgebungsabsichten der Städtepartnerschaft umgehend Gespräche mit St. Johanner Bürgern und Mitgliedern des Gemeinderates geführt. Mehrfach hat man ihrer eigenen Aussage nach in diesen Gesprächen bestätigt, dass man die Städtepartnerschaft von St. Johanner Seite aus nicht aufgeben will. „Wir - die CDU Lage - sehen wie die Fachschaftsleitung für St. Johann im PPV in dem anstehenden 50-jährigen Jubiläum im Frühjahr 2027 einen idealen Anlass, die Partnerschaft zu revitalisieren und neue Wege der Zusammenarbeit zu gestalten. Wir bieten unsere Unterstützung nicht nur an, sondern fordern eine aktive Beteiligung ein. Durch gemeinsames Handeln können beide Städte zeigen, wie lebendig, sinnvoll und inspirierend eine gelebte europäische Partnerschaft sein kann – damals wie heute und auch für die kommenden Generationen“, so die CDU-Fraktion.