"Allein unter Rassisten": Mo Asumang spricht in Lage über ihren Film

Lage. Sich als Afrodeutsche unter Neonazis zu mischen, sich mit Mitgliedern des Klu Klux Klans zu treffen, dazu gehört eine große Portion Mut. Mo Asumang ist diesen couragierten Weg gegangen und hat darüber einen Film gedreht, den sie am Dienstagabend auf Einladung des Lagenser &bdquo;Bündnisses gegen Rechts“ im Bürgerhaus gezeigt und anschließend offen erläutert hat.

Wer oder was sind Arier? Die germanische Herrenrasse, das Sahnehäubchen der weißen Rasse oder gar nicht von dieser Welt? Auf der Suche nach Antworten ist die Regisseurin und Filmproduzentin über die kuriosesten Aussagen gestolpert. &bdquo;Manchmal wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte“, gibt Mo Asumang rückblickend zu. &bdquo;Mo und die Arier. Allein unter Rassisten“ – so heißt das Buch zum Film, welches die Reise zur Erkenntnis, die über Berlin, den Iran und die USA führte, noch ausführlicher schildert. &bdquo;Ausgelöst durch eine Morddrohung in einem Neonazi-Lied, die an mich persönlich gerichtet war, wollte ich irgendwann begreifen, wer diese Menschen sind und warum sie hassen.“ "Ich hatte einfach nur Angst"

Der Wunsch, Rassisten Fragen zu stellen, sei langsam, aber unaufhörlich gereift. &bdquo;Zwei Jahre lang hatte ich einfach nur Angst. Ich habe jeden Abend meine Wohnung abgesucht, ob sich ein Nazi unterm Sofa versteckt haben könnte.“ Noch heute schaue sie nach jedem Tankstopp in den Kofferraum. Die Wunden, die man ihr mit Hass und Hetze zugefügt habe, sitzen tief. Doch Mo Asumang will wissen, wie die Menschen ticken, die nach Haut-, Haar- oder Augenfarbe sortieren. &bdquo;Geh zurück nach Afrika. Wieso, ich bin doch Deutsche“, war noch einer der harmlosesten Dialoge mitten in einer Nazi-Demonstration in Berlin. Mitglieder einer Burschenschaft antworteten auf die Frage, wann man Deutscher sei: &bdquo;Wenn man die deutschen Werte inhaliert hat.“ Ein amerikanischer Hass-Prediger wollte Mo Asumang gar im Zoo die Ähnlichkeit zwischen Affen und Schwarzen beweisen. Die in Kassel geborene Schauspielerin wagte sogar ein nächtliches Treffen mitten im Nirgendwo mit Mitgliedern des rassistischen Geheimbunds &bdquo;Klu Klux Klan“.

&bdquo;Die halten sich tatsächlich für Opfer“, kann es Asumang anschließend kaum fassen, als mit verhülltem Gesicht verkündet wird: &bdquo;Wir sind keine Rassisten. Und wir bringen ja auch nicht mehr so oft jemanden um.“

Ein friedliches Hirtenvolk

Um jedoch auf ihre eindringlichste Frage &bdquo;Was sind Arier?“ eine Antwort zu erhalten, muss die 58-Jährige in den Iran fliegen. Hier leben sie nämlich, die Arier. Ein zentralasiatisches, friedliches Hirtenvolk, das im Interview Klartext spricht: &bdquo;Wir Arier denken, dass Hitler verrückt war.“ In Deutschland habe es nie Arier gegeben, machen sie den Missbrauch des Begriffs durch Rassisten deutlich. Später besucht Mo Asumang einen jungen NS-Aussteiger. Die Nazi-Szene habe ihn psychisch und physisch kaputt gemacht, erzählt er vor laufender Kamera. Einer, der bereit ist, seine Geschichte zu erzählen. &bdquo;Wir stehen immer noch in engem Kontakt und sind im Laufe der Zeit Freunde geworden“, ermunterte Mo Asumang die beeindruckten Zuhörer im Bürgerhaus dazu, dass man nie aufhören dürfe, Fragen zu stellen.

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