Kein Alltag im Fundbüro: Wenn Schweinchen Babe ausbüchst

Lage. Wer kennt es nicht: Der Autoschlüssel ist nicht auffindbar oder das Handy verlegt. In der Regel lassen sich die Gegenstände nach einigen Minuten Suche wiederfinden. Der Eigentümer ist erleichtert. Doch was ist, wenn die Sachen verschollen bleiben? Dann wird überlegt, wo es verloren gegangen sein könnte. Wer Glück und es mit einem ehrlichen Finder zu tun hat, kann unter Umständen im Bürgerservice der Stadt Lage fündig werden. Hier werden Fundsachen ein halbes Jahr lang aufbewahrt, wie Fachteamleiterin Ulrike Busse erklärt.

&bdquo;Vorwiegend werden Fahrräder in unterschiedlichem Zustand gefunden – oftmals durch den städtischen Bauhof", weiß Busse zu berichten. Darüber hinaus werden auch Schlüssel, Geldbörsen, Brillen und Handys abgegeben. Etwa 100 Gegenstände im Jahr kommen so zusammen, die bei der Verwaltung lagern – 60 bis 70 Prozent davon Fahrräder.

Pandemie und ihre Auswirkungen

Doch in der Pandemie ist es weniger geworden: Die Menschen gehen weniger raus, verlieren dadurch seltener etwas und so wird auch weniger gefunden. 20 bis 30 Prozent weniger Sachen werden abgegeben, schätzt Ulrike Schilberg, ebenfalls beim Bürgerservice tätig.

Was seit Beginn von Corona allerdings öfter gefunden wird: Hörgeräte. &bdquo;Durch das Auf- und Absetzen der Masken fallen diese wohl öfter mal raus", vermutet Schilberg.

Im EDV-Programm registriert Wenn die Gegenstände abgegeben werden, werden sie in einem EDV-Programm registriert und erhalten eine Nummer. &bdquo;Wir fragen dann, wann und wo das Teil gefunden wurde. Wenn der Finder möchte, kann er auch seine Adresse hinterlassen", sagt Busse. &bdquo;Wenn wie in einem Portemonnaie eine Adresse zu finden ist, werden die Eigentümer von uns angeschrieben." Kleinere Gegenstände wandern ansonsten in eine Kiste, größere wie Fahrräder in den Keller.

Verwaltungsangestellte schätzen den Wert der verlorenen Sachen. Danach richtet sich die Verwahrgebühr laut Verwaltungsgebührenordnung NRW: Fundsachen bis zu einem Wert von 25 Euro sind kostenfrei, bis 150 Euro kosten sie 5 Euro, über 500 Euro werden 15 Euro fällig. Die Dauer der Aufbewahrung spielt dabei keine Rolle. &bdquo;Das meiste bei uns spielt sich im kostenlosen Bereich oder 5 Euro ab", weiß Schilberg.

Börse mit 1000 Euro gefunden

Doch erst vor ein paar Wochen wurde eine Geldbörse mit rund 1000 Euro darin in der Lagenser Innenstadt gefunden. &bdquo;Die Frau war sehr glücklich und dankbar, als sie das Portemonnaie am nächsten Tag abholen konnte. Der hohe Betrag war für eine bestimmte Anschaffung gedacht", berichtet Busse. Der Finder sei ebenso froh gewesen, helfen zu können. Er habe gemeint, das hätte jedem passieren können. Da er seine Kontaktdaten hinterlassen hatte, konnte der Bürgerservice ihn fragen, ob diese weitergegeben werden dürfen. Und so fanden Finder und Besitzer zusammen.

Übrigens: Laut Bürgerlichem Gesetzbuch steht dem ehrlichen Finder ein Lohn in Höhe von fünf Prozent bis zu einem Gegenwert von 500 Euro zu, darüber hinaus sind es acht Prozent und bei Tieren drei Prozent.

Kleines Ferkel zugelaufen

Apropos Tiere: &bdquo;Im Sommer vergangenen Jahres meldete sich eine junge Frau, der zu Hause ein kleines Ferkel zugelaufen war. Sie hatte sich schon mit den Nachbarn und dem Tierheim in Verbindung gesetzt. Niemand wusste, woher das Tier stammt. Daher wollte sie den Fund auch der Verwaltung melden. Leider wissen wir nicht, was daraus geworden ist", erinnert sich Ulrike Busse.

Ansonsten würden Gegenstände mit einem besonderen Wert in den meisten Fällen schnell nachgefragt – so wie ein Handy, das den Angestellten einiges abverlangte: &bdquo;Das hat ständig geklingelt. Wir konnten allerdings nicht drangehen, weil der Zugang gesperrt war. Zum Glück war irgendwann der Akku alle", sagt Schilberg und muss lachen. Einiges wird aber auch nach sechs Monaten nicht abgeholt und auch der Finder möchte es nicht erwerben. Dann wird es versteigert.

Fundsachenversteigerungen In Lage finden solche Fundsachenversteigerungen oft in Kombination mit einer Veranstaltung statt, um ein möglichst großes Publikum zu erreichen – zum Beispiel zum Start des Stadtradelns. &bdquo;Die Fundsachen können vorab besichtigt werden. Die Bürger haben zum Beispiel die Chance, sehr preiswert ein Fahrrad zu ersteigern", sagt Busse.

Wegen der Pandemie liegt die letzte Versteigerung allerdings schon mehr als zwei Jahre zurück. Und auch ein neuer Termin ist noch nicht in Sicht.

Handys werden nicht versteigert Daher wurden zwischenzeitlich nicht mehr funktionstüchtige Fahrräder dem Jugendzentrum HoT am Werreanger gespendet. Busse: &bdquo;Die machen dort in ihrer Fahrradwerkstatt noch etwas draus und waren sehr dankbar dafür."

Ausgenommen von den Versteigerungen sind übrigens Handys – aus Datenschutzgründen. &bdquo;Wir müssten sie sonst durch eine Fachfirma zurücksetzen lassen. Das sind die Geräte aber oft nicht mehr wert", weiß Busse. Stattdessen werden die Altgeräte fachgerecht entsorgt.

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