Die Nachfrage nach Schwimmkursen bleibt auch in Lippe hoch

Lage. Corona hat vieles schwierig gemacht – auch das Schwimmen, und erst recht das Schwimmen lernen. Das hat dazu geführt, dass viele Kinder sich nicht sicher im Wasser bewegen können. Nun, vor der Freibadsaison, gab und gibt es wieder Kurse – und erstmals will auch der Förderverein des Hörster Freibades einen Schwimmkursus im Sommer anbieten. Das ist aber längst nicht ausreichend – die Verantwortlichen sehen hier auch die Eltern in der Pflicht.

Erste Kurse sind bereits abgeschlossen, die letzten enden mit den Osterferien, in denen es noch einen Crash-Kursus gibt. Auch der Förderverein bietet einen solchen an. &bdquo;Danach beginnt die Freibadsaison, und die ist bekanntlich stark wetterabhängig, daher bieten wir in der Zeit keine Kurse an“, sagt der städtische Schwimmmeister Frank Niegsch. Man habe das in der Vergangenheit zwar mal gemacht, und die Kinder hätten auch bei Regen eisern durchgehalten. Aber das sei für alle Beteiligten unerfreulich. Personell und organisatorisch seien er und seine Kollegen aber im Sommer ohnehin nicht in der Lage, neben dem Tagesgeschäft Schwimmkurse in den Lagenser Freibädern anzubieten.

Nicht nur Corona ist schuld

Während der Pandemie habe man es trotz der damit verbundenen Einschränkungen einigermaßen hinbekommen, dass alle Kinder zu Schulbeginn schwimmen konnten, nachdem sie die Kurse absolviert hätten, so Niegsch. Viele Kinder hätten aber keinen Kursus besucht oder besuchen können. &bdquo;Jetzt ziehen wir diesen Berg wegen der Corona-Beschränkungen noch hinter uns her“, sagt er. Und das obwohl noch Crash-Kurse während der Ferien und bei corona-bedingt geschlossenem Hallenbad stattgefunden hätten.

Es ist nicht Corona allein, weswegen Kinder nicht schwimmen können. Auch deren Freizeitverhalten habe sich verändert, schwimmen und spielen im Wasser kämen da oft nicht mehr vor. Die Folge: &bdquo;Bestimmt die Hälfte der Kinder in unseren Kursen war noch nie im Hallenbad, und ein Drittel hat regelrecht Angst vor dem Wasser“, weiß Frank Niegsch. Spätestens beim Wechsel auf die weiterführende Schule müssen die Kinder aber Schwimmen können, weil das dann Teil des Schulsports ist. &bdquo;Und dann ist bei vielen Eltern auf einmal die Not groß.“ Werbung muss die Stadt für Schwimmkurse nicht machen. &bdquo;Die sind schon durch Mundpropaganda ruckzuck ausgebucht“, weiß Niegsch. Gebe es Wartelisten, seien die ellenlang.

Über Wasser halten ist nicht schwimmen

Manche Eltern sähen sich dann in anderen Städten nach Schwimmkursen um, was ja auch nicht zielführend sei, weil die Situation in umliegenden Kommunen auch nicht besser als in Lage sei. Manche Mütter und Väter legten eine Art Servicementalität an den Tag, erwarteten, dass die Stadt Lage Schwimmkurse anbiete, karrten ihre Sprösslinge brav zum Kurs und hakten dann das Kapitel Schwimmen gedanklich ab. &bdquo;Das reicht aber nicht. Schwimmen muss man nicht nur lernen, man muss es auch üben“, betont Niegsch. Es sei ja schön, wenn der Nachwuchs am Ende mit dem Seepferdchen-Abzeichen in der Hand dastehe – aber wenn man die Kinder erst einmal ans Wasser gewöhnen müsse, bevor es mit dem Schwimmunterricht losgehe, sei das wegen der begrenzten Zeit nicht garantiert. &bdquo;Die Kinder können sich dann irgendwie über Wasser halten – aber Schwimmen geht anders.“

Gerade hier sieht er die Eltern in der Pflicht, ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden, und ihre Kinder im Hallen- oder Freibad spielerisch ans Wasser zu gewöhnen. Und natürlich könnten sie ihnen auch das Schwimmen beibringen. Verantwortung der Eltern

Die Freibadinitiative Heiden (FBI) verfolgt mit ihrem Motto &bdquo;Nichtschwimmerfreies Heiden“, das Ziel, allen Einwohnern – auch Älteren – das Schwimmen beizubringen. Daher sollen in der bevorstehenden Freibadsaison wieder Wassergewöhnungs- und Schwimmkurse angeboten werden, die allerdings noch nicht terminiert sind. Trotz Corona sei die Nachfrage 2021 nicht weniger, sondern größer geworden, berichtet FBI-Vorsitzender Volker Schröder. Und das trotz oft suboptimalen Wetters, aber: &bdquo;Es liegt ja auch an den Eltern, im Hallenbad mehr mit den Kindern zu machen.“ Wie Frank Niegsch betont er die Verantwortung der Eltern: &bdquo;Man bringt seinen Kindern ja auch das Laufen und Radfahren bei, warum also nicht auch das Schwimmen?“ Im Gegensatz zu einem Schwimmlehrer bräuchten sie dazu weder Rettungsschwimmerschein noch Erste-Hilfe-Kursus. Jedes Kind solle schon aus Sicherheitsgründen schwimmen lernen.

Schröder hofft, dass die Kurse wie geplant stattfinden können, dann mittags außerhalb der normalen Öffnungszeiten. &bdquo;Wir machen das ja alle ehrenamtlich, und viele haben auch noch ihren ganz normalen Job sowie andere Tätigkeiten im Verein und im Freibad, denen sie nachgehen müssen.“

Erstmals Kurse in Hörste

Der Förderverein des Waldfreibades Hörste bietet in Zusammenarbeit mit dem Kreissportbund erstmals einen zehnteiligen Schwimmkursus ab Mitte Juni an. Maximal zehn Kinder können teilnehmen, der Verein setzt allerdings voraus, dass die Kinder das Freibad kennen und an Wasser gewöhnt sind – auch an kühleres. Die TG Lage bietet Seepferdchen-Kurse zum Erwerb des Frühschwimmer-Abzeichens an. Auch hier sind die nächsten Kurse bereits ausgebucht. Dabei gelingt es der TG Lage stets, etliche Kinder für den Beitritt zur Schwimmabteilung des Vereins zu motivieren. Die Ortsgruppe Lage der DLRG bietet auch Schwimmkurse an. Die sind aber derart gefragt, dass die DLRG bereits ihre Wartelisten geschlossen hat – wer drauf steht, muss bis zu zwei Jahre auf seinen Kursus warten. Für die Rettungsschwimmer-Ausbildung gilt das nicht – aber hier sind die Kursusinhalte natürlich auch andere.

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