Ärztehaus-Verlust: CDU schießt gegen den Bürgermeister

Lage. Die Nachricht vom Umzug der Schwerpunktpraxis für Diabetes-Kranke von Lage nach Bad Salzuflen schlägt weiter hohe Wellen. Die CDU-Fraktion lastet den Verlust der Ärzte und des geplanten Ärztehauses neben dem Technikum der Stadtverwaltung und insbesondere Bürgermeister Matthias Kalkreuter (SPD) an. Der Bürgermeister habe - so sieht es die CDU - das Thema ärztliche Versorgung nicht zur Chefsache erklärt. Kalkreuter kontert: "Möglicherweise möchte die hiesige CDU einen 'Sündenbock' finden und von ihrem eigenen Verhalten im Frühjahr ablenken."

Die Schwerpunktpraxis für Diabetologie von Dr. Jürgen Vortherms und Stanley Kirana wird Ende 2024 in ein Ärztehaus an der Parkstraße im benachbarten Bad Salzuflen umziehen. Die Praxis behandle eigenen Angaben zufolge aktuell rund 4000 Patienten. Sie sei die Größte ihrer Art in der Region. Mit den Fachärzten für Diabetes werden sich nach Angaben des Salzufler Bürgermeisters Dirk Tolkemitt auch Hausärzte und ein Orthopädie-Schuhmeister an der Parkstraße niederlassen. Das hätte der Stadt Lage auch gut zu Gesicht gestanden, meint die CDU-Fraktion. "Dies ist für die Lagenser ein herber Verlust. Wir bedauern den Weggang der Schwerpunktpraxis", schreibt sie in einer Pressemitteilung.

CDU ist enttäuscht Die CDU zeigt sich enttäuscht über die Lagenser Stadtverwaltung, allen voran Bürgermeister Matthias Kalkreuter. Der Bürgermeister habe das Thema ärztliche Versorgung nicht zur Chefsache erklärt. "Bürgermeister Tolkemitt hat sich intensiv um die beiden Ärzte und ihre Bedürfnisse gekümmert. Diese Bestrebungen gipfeln nun darin, dass sich die ärztliche Versorgung in Lage weiter verschlechtern und in Bad Salzuflen gestärkt wird", loben die Christdemokraten die Mühen ihres Parteikollegen aus der Nachbarstadt.

Bürgermeister Matthias Kalkreuter lässt die Kritik der CDU aber nicht so einfach auf sich sitzen. "Die Behauptung, ich als Bürgermeister und die Verwaltung hätten uns nicht intensiv genug um die Bedürfnisse der Ärzte gekümmert, kann ich jederzeit mit einem Blick in meinen Kalender widerlegen. Wir standen in einem sehr engen und regelmäßigen Austausch."

Er erinnert daran, dass insbesondere die kritische Haltung der Lokalpolitiker aus der Jamaika-Koalition bei den Beratungen im März zum Bau eines Ärztehauses an der Langen Straße 118 bis 120 im Bau- und Planungsausschuss die Ärzte der Schwerpunktpraxis letztlich zu der Entscheidung geführt hätten, ihr Vorhaben ließe sich nicht ohne Schwierigkeiten in der Zuckerstadt realisieren. Darum hätten Dr. Jürgen Vortherms und Stanley Kirana überhaupt alternative Standorte geprüft. "Bedenken zum Vorhaben kamen auch sehr wohl aus den Reihen der CDU", merkt Kalkreuter an.

Willen statt Bedenken Insbesondere der Bau eines großen Gebäudes gleich neben dem Technikum sei den Lokalpolitikern damals bedenklich erschienen. "Da ist letztendlich politischer Wille erforderlich, um Investitionen und Vorhaben auch final auf den Weg zu bringen. Die nun geforderte Priorität war im März seitens der CDU nicht erkennbar." Im Nachgang zu der diskussionsträchtigen Sitzung im Bau- und Planungsausschuss habe Kalkreuter lange Gespräche sowohl mit den Ärzten als auch mit den Lokalpolitikern geführt - nicht öffentlich, um die Wichtigkeit des Themas und mögliche Bedenken auf beiden Seiten auszuräumen.

"Für die Stadt hat die Verbesserung der ärztlichen Versorgung einen sehr wichtigen Stellenwert", ist Kalkreuter überzeugt und verweist auf die Ärztedialoge, bei denen die Verwaltung alle im Stadtgebiet niedergelassenen Ärzte zum Austausch einlädt. "Das hat während der Corona-Zeit geruht, wird aber nun wiederbelebt", sagt Kalkreuter. Nach wie vor gebe es den städtischen Investitionszuschuss in Höhe von 50.000 Euro für jede neue Hausarztpraxis oder bei der Übernahme eines bestehenden Standortes.

Zudem ist es laut Aussage von Kalkreuter gelungen, einen Nachfolger für die Hausarztpraxis Dannenberg in Waddenhausen zu finden. Eine weitere Hausarztpraxis werde sich in der Innenstadt ansiedeln. Gemeinsam mit Lemgo und Leopoldshöhe sei zudem die Studie &bdquo;Gesundheit vor Ort“ durch das Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL erarbeitet worden. Das seien sehr erfreuliche Entwicklungen und spiegelten die Bemühungen der Stadt Lage sehr deutlich.

Ärzte brauchen attraktive Standorte Die CDU weist vor allem darauf hin, dass Lage attraktive Standorte benötige, an denen sich Ärzte ansiedeln könnten. Die angebotenen Räumlichkeiten müssen dabei den heutigen Ansprüchen genügen. Auch ausreichende Parkflächen gehörten dazu. "Ein vorausschauendes Verwaltungshandeln erfordert es, dass der Bürgermeister sich mit den Ärzten und ihren baulichen Bedürfnissen auseinandersetzt und nach Lösungen sucht. Leider hat Bürgermeister Kalkreuter dies bis dato offenkundig unterlassen." Die CDU ist sich einig: Die ärztliche Versorgung müsse nun durch den Bau eines Ärztehauses sichergestellt werden. "Der Bürgermeister muss aus unserer Sicht aktiv werden, sich mit potenziellen Investoren, Ärzten und der Politik zusammensetzen und nach Lösungen suchen.“

Kalkreuter begrüßt die Absichtserklärungen der CDU und verweist darauf, dass es allen Fraktionen zustehe, jederzeit entsprechende Anträge in den Ausschüssen oder im Rat zu stellen. "Im Nachhinein wäre es schön gewesen, wenn die CDU ihre Leidenschaft für die medizinische Versorgung in Lage etwas früher entdeckt hätte. Das Zögern und Zaudern der CDU Lage hat den Weggang der beiden Mediziner begünstigt und eine positive Entwicklung für die Stadt Lage verhindert", ist sich der Bürgermeister sicher.

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