So stehen die Lagenser Fraktionen zum geplanten Ärztehaus am Werre-Ufer

Lage. Wie geht es mit dem geplanten Ärztehaus am Werre-Ufer weiter? Eigentlich sollte das Thema im nicht-öffentlichen Teil der jüngsten Ratssitzung behandelt werden. Weil es dabei aber nicht nur um Mietkonditionen, sondern vor allem um ein Projekt geht, das Auswirkung auf die Stadtentwicklung hat, stand am Anfang der Sitzung die Frage im Raum, zumindest die Meinungen der Fraktionen öffentlich zu behandeln. Bei zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung folgte der Rat mehrheitlich diesem Vorschlag.

Zur Erinnerung: Die LZ hatte bereits 2019 erstmals über das geplante Ärztehaus am Werre-Ufer berichtet. Auf dem früheren Gelände der Post an der Friedrich-Petri-Straße ist inzwischen eine Rettungswache des Kreises Lippe entstanden, direkt angrenzend, so die Idee, soll ein Gebäude für mehrere Arztpraxen und eine Apotheke entstehen. Inzwischen steht ein Vorvertrag mit einem Investor im Raum , in dem sich die Stadt verpflichtet, 540 Quadratmeter in dem neuen Gebäude anzumieten, und zwar für zehn Jahre. Das finanzielle Risiko ist hoch, die LZ berichtete. Und auch wenn sich alle Fraktionen einig sind, die ärztliche Versorgung in Lage sichern zu wollen, so gibt es doch Bedenken am jetzigen Konzept.

Auf Zahlen durfte im öffentlichen Teil nicht eingegangen werden. Grundstücksgeschäfte, wie Vermietungen oder Verpachtungen, aber auch Personalangelegenheiten dürfen ausschließlich nicht-öffentlich behandelt werden. Aber auch ohne auf diese einzugehen, machten einige Fraktionen deutlich, warum sie dem Vorvertrag nicht zustimmen werden.

FDP spricht von Verdrängungswettbewerb &bdquo;Wir stecken viel Geld in fremdes Eigentum“, sagte Martina Hannen (FDP). &bdquo;Warum können wir nicht städtischen Leerstand ertüchtigen oder andere freie Gebäude nutzen?“, fragte sie und führte als Beispiel das ehemalige City-Center an, wo inzwischen drei Ärztinnen tätig seien. Natürlich sei man dafür, die ärztliche Versorgung in Lage zu sichern, aber der vorgestellte Weg sei der falsche.

Angelika Schapeler-Richter (FWG/BBL) ging anschließend auf die Ansiedelung von Fachärzten in der Zuckerstadt ein. Laut Planung der Kassenärztlichen Vereinigung, die den Bedarf an Stellen in einer Kommune berechnet, lag der Versorgungsgrad zuletzt (die letzte Berechnung fand im November 2024 statt) bei 79 Prozent. Dass sich beliebig viele Ärzte in einer Kommune ansiedeln, ist nicht möglich. Für den ganzen Kreis Lippe sind derzeit lediglich eine halbe Stelle für Augenärzte und 2,5 für Kinderärzte ausgeschrieben. &bdquo;Es gibt doch eigentlich gar keine freien Stellen für Fachärzte in Lippe“, resümierte Angelika Schapeler-Richter. &bdquo;Wen wollen Sie da reinsetzen?“, fragte sie an Bürgermeister Matthias Kalkreuter gewandt.

&bdquo;Da müssen wir egoistisch denken“, entgegnete Kalkreuter. Die Stadt müsse es hinbekommen, Fachärzte nach Lage zu holen, die heute in anderen Kommunen tätig sind. &bdquo;Verdrängungswettbewerb“, nannte das Martina Hannen und kam auf die angegebenen Mieten zu sprechen. &bdquo;Zahlen darf ich nicht nennen, aber die sind doch viel höher als in anderen Kommunen. Wovon träumen wir denn?“ Auch Grüne und AfD äußerten Bedenken am Konzept.

&bdquo;Einen privaten Bauträger zu unterstützen, sehen wir äußerst kritisch“, sagte Thomas Assmann (Aufbruch C) für seine Fraktion. Hinzu kämen die enormen Mietkosten, &bdquo;die es erheblich erschweren, Ärzte nach Lage zu holen.“ Es sei besser, auf Bestandsimmobilien zu setzen.

SPD und CDU wollen Projekt weiter vorantreiben Unterstützung für eine Beteiligung der Stadt gab es unterdessen von Michael Biermann (CDU): &bdquo;Wir sind seit Jahren hinter einem Ärztehaus her und glauben, dass das Projekt zu einem Erfolg geführt werden kann. Der Projektentwickler wird mit dem Vorvertrag sicher etwas Gutes entwickeln können und falls nicht, kommen wir doch gut aus der Sache heraus.“ Die Politik sei es den Bürgerinnen und Bürgern schuldig, das Thema weiter voranzutreiben.

&bdquo;Es ist ein Versuch. Ob der zum Tragen kommt, müssen wir sehen aber vom Grundsatz her sind Ärzte eines der wichtigsten Dinge der Daseinsvorsorge einer Stadt“, stimmte auch Hans Hofste (SPD) zu. &bdquo;Als Politik müssen wir alles daran setzen, in diesem Bereich eine Verbesserung zu erzielen. Wir halten eine Beteiligung für richtig.“

Es sei außerdem mitnichten so, dass die Stadt Lage die einzige sei, die sich darum kümmert, Ärzte in das Gebäude zu bekommen, ergänzte Bürgermeister Matthias Kalkreuter zum Ende der Diskussion. Mit dem Investor, einer Bielefelder Projektgesellschaft, seien selbstverständlich außerdem Sicherheiten vereinbart worden, dass sich überwiegend Mediziner dort niederlassen.

Mehrheitlich wurde im nicht-öffentlichen Teil dann der Unterzeichnung des Vorvertrages zugestimmt, wie die Stadt in einer Pressemitteilung bekannt gibt. &bdquo;Mit dem getroffenen Beschluss des Rates hat die hiesige Politik mehrheitlich bekräftigt, dass die Stadt Lage durch ihr Engagement die Realisierung eines Ärztehauses in Lage unterstützt“, so Kalkreuter.

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