So sieht es im Stadtarchiv Lage aus

Lage. Gut 560 Regalmeter fassen die Dokumente und Unterlagen, die im Stadtarchiv verwahrt werden. Noch vor gut zwei Jahren sah das anders aus: Zahlreiche Kartons in einem Zwischenlager waren noch nicht ausgepackt. Das hat sich mittlerweile geändert, sagt Stadtarchivar Lars Sonnenberg. Ein Besuch im &bdquo;Gedächtnis der Stadt“.

Seinen Standort hat das Archiv im Bürgerhaus, der ehemaligen katholischen Kirche, am Clara-Ernst-Platz. Gemeinsam mit Stadtarchivaren in der Ausbildung hat er die Kisten ausgepackt und inventarisiert. &bdquo;Alleine wäre das kaum zu schaffen gewesen“, sagt der 29-Jährige, der das Lagenser Stadtarchiv mit einer Halbtagsstelle betreut.

Die ältesten Dokumente des Archivs stammen von Ende des 17. Jahrhunderts. Ältere Urkunden werden im Landesarchiv Detmold verwahrt, da dort die Bedingungen besser sind, wie Sonnenberg erläutert. Denn zwar hält sich Papier über lange Zeit, empfindlich ist es gleichwohl.

Plus/minus 18 Grad

So versucht Sonnenberg, in den drei Magazinräumen, in denen sich Akten und Dokumente in Rollregalanlagen befinden, eine Raumtemperatur von plus/minus 18 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent zu gewährleisten. Eingeschlagen sind die Papiere übrigens in Spezialmappen aus säurefreiem Karton, und sie werden teilweise mit Kunststoffbügeln zusammengehalten, die im Gegensatz zu herkömmlichen Ordnern mit Metall nicht rosten.

Fast genauso wichtig wie die Verwahrung ist allerdings die penible Ablage. &bdquo;Wenn hier ein Dokument falsch zurückgeräumt wird, ist es für immer verloren“, sagt Sonnenberg und lacht. Daher hat grundsätzlich auch nur er Zugang zu den Magazinen. Denn die Laufnummern der Kartons, in denen die Unterlagen lagern, geben Auskunft über den Inhalt.

Einige Dokumente lassen sich auch digital einsehen, aber noch nicht alle. Bei Anfragen räumt Sonnenberg die entsprechenden Dokumente in den Leseraum, wo sie studiert werden können. Denn die meisten Anfragen kommen von Privatpersonen, berichtet der Lipper. Viel dreht sich dabei um Ahnenforschung, aber auch andere Recherchen interessieren die Bürger. &bdquo;Dazu kommen Anfragen aus der Verwaltung, von Instituten und Universitäten“, sagt der studierte Archivar.

Städte sind nach dem Archivgesetz verpflichtet, ein Archiv zu unterhalten. So dürfen Dokumente aus der Verwaltung nicht einfach entsorgt werden, sondern sie müssen dem Archiv zur Bewertung angeboten werden. &bdquo;Wenn man es hochtrabend formulieren möchte, dient ein Archiv auch dem Erhalt der Demokratie“, sagt Sonnenberg. Denn so bleibt das Handeln von Entscheidungsträgern nachvollziehbar. &bdquo;Aber es soll natürlich auch den ganz normalen Bürger bei der Erforschung seiner Familienhistorie unterstützen.“

Interesse wächst

Und das Interesse der Bürgerinnen und Bürger wächst, stellt Sonnenberg fest. So haben sich auch ehrenamtlich einige Leute zusammengefunden, die in ihrer Freizeit dafür sorgen, dass das Archivgut besser zugänglich wird, etwa durch das Scannen von Dokumenten. &bdquo;Das ist natürlich enorm hilfreich für mich“, sagt Sonnenberg.

Aber es werden nicht nur offizielle Dokumente eingelagert, auch Vereinschroniken oder Schriftstücke bedeutender Persönlichkeiten können darunter sein. Am Ende entscheidet Sonnenberg darüber, was es wert ist, im Stadtarchiv verwahrt zu werden. Wichtig ist, dass alles zusammen in der Zukunft ein zutreffendes Bild der Stadt Lage liefert. Sonnenberg arbeitet somit nicht nur daran, die Vergangenheit zu archivieren, sondern vor allem zukünftigen Generationen einen möglichst umfassenden Eindruck der Stadt zu geben.

Dabei verlagert sich der Schwerpunkt der Archivierung mehr und mehr ins Digitale. Da schon heute durch die zunehmende Digitalisierung der Verwaltungsleistungen und die Einführung von elektronisch geführten Akten rein digitale Unterlagen entstehen, müssen diese entsprechend digital archiviert werden. Das stellt das Archiv natürlich vor andere Herausforderungen als die Arbeit mit Schriftstücken aus Papier.

Risiko von Datenverlust

Die einfache Speicherung auf einer Festplatte genügt dabei nicht, zu groß wäre das Risiko von Datenverlust. Zudem können Dateiformate veralten und nicht mehr mit aktueller Software geöffnet werden. &bdquo;Da die digitale Langzeitarchivierung von einzelnen Stadtarchiven nicht geleistet werden kann, gibt es Verbundlösungen, an die sich auch das Stadtarchiv Lage in Zukunft anschließen muss“, sagt Sonnenberg. So gebe es mehrere auf digitale Langzeitarchivierung spezialisierte Archive.

Dass sich die Archivarbeit komplett in den digitalen Raum verlagert, ist allerdings zumindest vorerst noch nicht abzusehen. &bdquo;Akten aus dem Rathaus müssen spätestens nach 30 Jahren dem Archiv angeboten werden“, erklärt der Archivar. Bedeutet: Aktuell ist Sonnenberg teilweise mit der Archivierung der Rathausunterlagen der 1980er und 1990 Jahren beschäftigt, damals war Digitalisierung noch kein Thema. Erst gegen Ende seiner Karriere Mitte der 2060er Jahre wird er mit der Archivierung der letzten Unterlagen der heutigen Zeit beschäftigt sein.

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