In Lage ist der Zeithorizont für die Fernwärme weit gesteckt

Lage. Das Ziel ist gesetzt, der Weg dorthin wird keineswegs einfach. Lage will bis 2035 klimaneutral werden. Um das Ziel zu erreichen, wurde eine umfangreiche Bestandsanalyse gemacht. Es geht um die Wärmeplanung - darum, wie künftig geheizt werden könnte. Fernwärme ist ein Thema, allerdings keines, was flächendeckend schnell realisiert werden kann. Wer ein Haus im Außenbereich hat, wird wohl erst einmal nach einer individuellen Lösung suchen müssen.

Die Zuckerstadt hat sich auf den Weg gemacht, denn die Wärmeplanung wird per Gesetz vorgeschrieben. Kommunen unter 100.000 Einwohnern müssten bis 2028 eine Bestandsanalyse aller Gebäude vorlegen, Lage ist aber schon fertig. Es geht um die Frage, wie man den Anteil der erneuerbaren Energien drastisch anheben könnte. Strom aus Photovoltaik oder Windkraft gehören dazu, Solarthermie, Biogas, Erdwärme - es geht um das Heizen der Zukunft. Laut der Analyse, die die Stadt bereits vorgestellt hat, wird derzeit vor allem mit Erdgas geheizt, und es gibt einigen Nachholbedarf in Sachen Gebäudesanierung.

Doch wie geht man das an, klimaneutral zu werden? Wärmenetze, wie sie in der Kernstadt erstmals aufgebaut wurden, sind ein Thema. Wie berichtet, gibt es ein großes Blockheizkraftwerk, mit dem Fernwärme unter anderem in das Neubaugebiet &bdquo;Obere Bült“, das Schulzentrum am Werreanger oder die Kita in Ehrentrup gepumpt werden kann.

Hohe Investitionskosten für Fernwärme

&bdquo;Wir haben hier größere Abnehmer, was es lohnender macht, denn die Investitionen in den Aufbau des Netzes müssen sich auch rechnen“, sagt die Klimaschutzmanagerin der Stadt Lage, Anja Neuwöhner.

Neben der Fernwärme, gibt es weitere Versorgungsmöglichkeiten mit erneuerbaren Energien, die Wärmepumpe zum Beispiel oder Holzpellets. Will die Stadt bis 2035 klimaneutral sein, müssten pro Jahr 522 neue Wärmepumpen angeschlossen werden. Die andere Stellschraube ist die Sanierung und die damit verbundene Senkung des Energiebedarfs - 266 Gebäudesanierungen müsste es pro Jahr geben.

Für Gebäudeeigentümer stellt sich da schnell die Frage, was sich wirtschaftlich rechnet. Mit Hilfe der Wärmeplanung sehen sie zumindest, ob sie davon ausgehen könnten, an die Fernwärme angeschlossen zu werden. &bdquo;Es gab viele Unsicherheiten, denn wenn eine Heizung kaputtgeht, dann muss ja eine Lösung her. Die Wärmeplanung ist da ein hilfreiches Instrument“, stellt Neuwöhner fest. Denn sie zeige, wo es wahrscheinlicher ist, dass Fernwärme aufgebaut werden könnte - und wo eine individuelle Lösung Thema bleiben wird.

Innenstadt hat höchste Priorität

In Lage gibt es laut Wärmeplanung sechs Fokusgebiete in Sachen Fernwärme: Heiden, Hörste, Pottenhausen, Kachtenhausen, die Innenstadt und Ehrentrup. Die Innenstadt hat hohe Priorität, sie biete sich laut Klimaschutzmanagerin an, weil dort bereits mit der Fernwärme begonnen wurde, es mehr Abnehmer für die Leitungsstrecken geben könnte und der Platz für Wärmepumpen einfach knapper ist.

Der Zeithorizont für die Ortsteile ist auch weit gesteckt - bis 2035. Wie wahrscheinlich es ist, dass in den Gebieten Fernwärme zum Tragen kommt, kann die Klimaschutzmanagerin nicht sagen. &bdquo;Das hängt auch davon ab, ob es genug Nachfrage geben würde.“ Dass es für Hauseigentümer schwer vorauszusagen ist, ob die alte Heizung bis 2035 durchhält, sei klar. &bdquo;Da könnte man über den Einsatz gebrauchter Heizungen nachdenken, über Zwischenlösungen“, sagt Neuwöhner. Eine Garantie, dass ein Fernwärmenetz dann tatsächlich aufgebaut würde, gebe es derzeit allerdings nicht. &bdquo;In der Wärmeplanung ist berücksichtigt worden, wo es große Abnehmer in den Ortsteilen geben könnte, zum Beispiel Schulen, Feuerwehr oder Freibäder und wo die Stadt auch ein Grundstück für ein Blockheizkraftwerk hätte.“

Möglich sei auch, dass ganz andere Investoren auf den Plan treten. &bdquo;Biogas wäre natürlich auch eine Energiequelle.“

Außerdem gebe es die Möglichkeit, eine Gebäudesanierung anzugehen. In Sachen Beratung unterstütze die Stadt Lage die Hauseigentümer. &bdquo;Es gibt nicht nur eine Möglichkeit, sondern viele. Die Wärmeplanung gibt Hinweise, was möglich ist, und sie ist ein hilfreiches Instrument in der Bauleitplanung“, ist Neuwöhner überzeugt. Letztlich müsse auch die Kommunalpolitik entscheiden, wie es weitergeht.

Der Hintergrund

Lage bekommt für die kommunale Wärmeplanung eine Ausgleichszahlung vom Land. Mit ins Boot geholt hat sie sich dafür die Stadtwerke Lage und den Netzbetreiber Westfalen Weser. Das Ganze ist Teil eines bundesweiten Gesetzes, das seit Jahresbeginn 2024 gilt. Es legt fest, dass Gemeinden mit unter 100.000 Einwohnern bis zum 30. Juni 2028 eine kommunale Wärmeplanung erstellen müssen. Ziel ist ein Mix aus verschiedenen Lösungen wie Wärmenetze und dezentrale Wärmetechnologien.

Zur Bestandsanalyse aller Gebäude in Lage gehören der Heizenergiebedarf, Emissionen, Heiztechnik sowie bestehende Bebauungs- und Versorgungsstrukturen. Die Ergebnisse werden anonymisiert veröffentlicht. &bdquo;Mit der kommunalen Wärmeplanung gehen für die Bürger zunächst einmal keine Verpflichtungen einher“, sagt Lages Klimaschutzmanagerin Anja Neuwöhner. &bdquo;Sie gibt lediglich Orientierung, wo welche Option nach Ansicht der Experten am kostengünstigsten und technisch sinnvollsten ist.“ Die Planung werde alle fünf Jahre fortgeschrieben.

Der kommunale Wärmeplan ist unter www.lage.de/Bauen-Wirtschaft/Umwelt-Klimaschutz/Klimaschutz abrufbar. Außerdem soll es in den sechs Fokusgebieten Informationsveranstaltungen geben. Wer Fragen hat, kann sich an Anja Neuwöhner wenden: A.Neuwoehner@lage.de oder Tel. (05232) 601673.

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