Spiegelverkehrtes Herz: Operation rettet dem kleinen Mats aus Lage das Leben

Lage-Kachtenhausen. Mats hat das Herz am rechten Fleck. Und zwar wortwörtlich. Bei dem Dreijährigen sind sämtliche Organe spiegelverkehrt angelegt, von Geburt an ist die rechte Herzhälfte sozusagen &bdquo;außer Betrieb“. Eine extrem seltene, körperliche Anomalie, die etwa eins von 10.000 Neugeborenen betrifft.

Mats liebt Gummibärchen, bunt blinkende Spielzeugautos und vor allem: Quatsch zu machen. Er ist ein echter Wirbelwind, ein Charmeur und schafft es in wenigen Sekunden, sein Gegenüber zum Lachen zu bringen. &bdquo;Der wird bestimmt mal Comedian“, diesen Gedanken haben seine Eltern Kassandra und Daniel Krause oft, wenn ihr Jüngster mal wieder sein Show-Talent auspackt. Doch Mats hat andere Pläne. &bdquo;Ich werde Polizist“, sagt er entschieden. Genau wie der große Bruder Robin. Dass im Hause Krause überhaupt derartige Zukunftspläne geschmiedet werden können, ist nicht selbstverständlich.

Unerträgliche Ungewissheit Durch eine glückliche Fügung ist nach Mats Geburt rechtsseitig erkannt worden, dass nur eine Herzkammer funktioniert und dringend lebenserhaltende Maßnahmen eingeleitet werden mussten. &bdquo;Wir wollten eigentlich nach einer ambulanten Entbindung direkt nach Hause fahren, als eine zu geringe Sauerstoffversorgung diagnostiziert wurde“, erzählt Kassandra Krause. Um einen Gerätefehler auszuschließen, nahm man ihr Baby mit in die Detmolder Kinderklinik. &bdquo;Das Warten wurde immer unerträglicher, mehrere Ärzte wurden am späten Abend aus der Bereitschaft geholt“, berichtet Daniel Krause von einer unerträglichen Ungewissheit. Immer wieder hörten sie Aussagen wie &bdquo;sehr selten“, &bdquo;sehr speziell“, &bdquo;eine Laune der Natur“ und &bdquo;wir müssen das Loch am Herzen künstlich offenhalten“. Es folgte eine Verlegung ins Herzzentrum Bad Oeynhausen, wo Mats nach sechs Tagen die erste von drei überlebenswichtigen Fontan-Operationen überstand.

&bdquo;Zum Glück haben wir mit Dr. med. Christine Wegendt in Bielefeld eine Kinderkardiologin gefunden, die uns nach drei Wochen Krankenhausaufhalt enorm gut aufgenommen und weiter aufgeklärt hat“, zeigen sich die Krauses dankbar. Inzwischen ist auch die zweite Operation überstanden und die Familie weiß, dass dank moderner Chirurgie alles gut gehen und Mats ein tolles Leben haben kann. Entsprechend positiv gehen sie mit der Situation um. &bdquo;Unser Sohn besucht ganz normal den Kindergarten und wir haben es geschafft, dass die Angst nicht mehr unser ständiger Begleiter ist“, verrät Kassandra Krause. Man könne den Dreijährigen sowieso kaum bremsen, so die 36-Jährige schmunzelnd. Mats stecke voller Energie, wisse aber auch schon ganz genau, wann er eine Ruhepause benötigt und wo seine Grenzen sind.

Nicht alles wird gehen Mit ein paar Einschränken wird der lebensfrohe Junge allerdings leben müssen. So darf Mats nicht Fußball spielen, wie sein sechsjähriger Bruder Robin. Kontaktsportarten seien verboten, erläutern die Eltern mit Blick auf die zu hohe Verletzungsgefahr in Kombination mit den einzunehmenden Blutverdünnern. Doch Kassandra und Daniel Krause sind entspannt. Geholfen dabei habe auch der Austausch mit anderen betroffenen Familien, die sie über den Verein &bdquo;Fontanherzen“ kennengelernt haben. Man mache ich gegenseitig Mut. Und dieser Zuspruch sei ihnen enorm wichtig, besonders in den kommenden Wochen. Denn im Januar steht für Mats die dritte – und hoffentlich letzte Fontan-Operation an.

Verein setzt sich für Forschung ein Ein univentrikuläres Herz (Ein-Kammer-Herz) ist ein sehr seltener und schwerer angeborener Herzfehler. Unbehandelt führt es meist innerhalb der ersten Lebenswochen zum Tod. Moderne Herzchirurgie ermöglicht jedoch dank spezieller Operationen (Fontan-Operation) ein Überleben über die Kindheit hinaus. Doch der Fontan-Kreislauf ist eine palliative Lösung, die langfristig schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen kann. Deshalb setzt sich der Verein &bdquo;Fontanherzen“ für kontinuierliche, wirksame Forschung und interdisziplinäre Versorgung ein. &bdquo;Fontanherzen“ ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und zeichnet sich durch seine Forschungsarbeit für Herz-Gesundheit sowie eine intensive Zusammenarbeit mit Kinderkardiologen, Kinderherzchirurgen und Forschenden weltweit aus. Eine Fontan-Herzen-App soll zum digitalen interdisziplinären Fontan-Kompetenz-Center entwickelt werden, in dem vorhandenes Fontan-Wissen für effiziente Gesundheitsforschung gebündelt ist. Um dieses Zentrum aufbauen zu können, benötigt der Verein Spendengelder. Deshalb ist vor drei Jahren von einer betroffenen Mutter der Spendenlauf &bdquo;Heartbeat-Ultra“ ins Leben gerufen worden. Spenden sind bis Ende des Jahres möglich unter: www.betterplace.org/de/fundraising-events/49608-hbu2025-136

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