Lemgo. Weihrauch, Geläut von Glöckchen und lateinische Gesänge werden am Sonntag, 11. Januar, ab 10 Uhr den Gottesdienst in der Marienkirche prägen - obwohl es sich um ein evangelisch-lutherisches Gotteshaus handelt. Dann feiert die Gemeinde einen "Gottesdienst anno 1300" als Beitrag zum Lemgoer Stadtjubiläum.
Im Jahr 1300 gab es freilich noch keine evangelische Kirche - Luther wirkte erst rund 200 Jahre später. Pfarrer Matthias Altevogt, der am Sonntag den Talar gegen ein Messgewand tauschen wird, möchte mit der Integration von "katholischen Elementen" in den Gottesdienst die Tradition der Kirche deutlich machen. „Wir wollen zeigen, dass das unser Erbe ist.“ Das Messgewand, das im Mittelalter allerdings anders aussah als heute, stellt Altevogts Kollege Reinhold Frickenstein von der katholischen Gemeinde Heilig Geist zur Verfügung. Beteiligt ist unter anderem auch die Marien-Kantorei.
Die Stadt Lemgo feiert im Jahr 2015 ihr 825-jähriges Bestehen. Die Gemeinde St. Marien hat für ihren Gottesdienst allerdings nicht das Gründungsjahr 1190 gewählt, sondern das Jahr 1300, weil die gotische Kirche laut Altevogt damals weitgehend fertiggestellt war.