Lemgo. Es hat nicht nur einen Tag der offenen Tür gegeben, sondern gleich drei: Wenn die türkisch-islamische Gemeinde an der Primkerstraße zum Festwochenende inklusive Moscheebesichtigung einlädt, dann wird es voll – und die Stimmung ist bestens. So war es auch dieses Mal, als zahlreiche Besucher leckeres Essen und interessante Gespräche, Musik und Darbietungen wie einen Clown-Auftritt genossen haben.
Levent Sen vom Gemeindevorstand zeigte sich im Gespräch mit der LZ rundum zufrieden: „Vor allem über die vielen Gäste aus der Nachbarschaft freuen wir uns immer sehr. Es zeigt, wie gut wir integriert sind in das Lemgoer Innenstadtleben." In der Tat: Die langen Tische, verteilt über fast die ganze für den Verkehr gesperrte Primkerstraße, waren zumeist dicht besetzt während der drei Festtage, und die Helfer an der Verpflegungstheke konnten über Langeweile wahrlich nicht klagen. Wie die drei jungen Frauen Gizem, Figen und Tugce, deren landestypische Teigspezialitäten – etwa das gefüllte und mit Butter angebratene Gözleme – reißenden Absatz fanden.
Hilal Aydemir zeigt die Räume
Die Dialogbeauftragte der Lemgoer türkisch-islamischen Gemeinde mit insgesamt etwa 200 Mitgliedern heißt Hilal Aydemir. Die 20-jährige Jurastudentin freut sich über jeden Bürger, der sie wegen einer Führung durch die Moschee an der Primkerstraße kontaktiert. Egal ob Kleingruppen oder eine größere Anzahl von Interessenten – Aydemir ist nach eigenen Worten flexibel und bereit, möglichst alle Terminwünsche zu erfüllen. Auch Schulen und Vereine können sich gerne an sie wenden. Telefonisch erreichbar ist die Moscheeführerin Hilal Aydemir unter der Nummer (0176) 41890848.Auch Hilal Aydemir, Dialogbeauftragte der Gemeinde, hatte viel zu tun. Sie bot ganz individuelle Führungen durch die Moschee an. „Ich finde es ganz toll, dass man bei dieser Gelegenheit alle Fragen rund um den Islam und den Aufbau einer Moschee loswerden kann", freute sich etwa Helga Klenke. Sie ist Nachbarin und Mitglied der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde St. Johann. Die 20-jährige Aydemir bietet solche Führungen bereits seit ihrem 14. Lebensjahr an; geduldig und kompetent ging sie auf alles ein – erläuterte etwa die vier zentralen Orte der Moschee: die Gebetsnische, die Predigtkanzel, den Lehrstuhl sowie die Galerie des Gebetsrufers.
Stolz ist Gemeindevorstand Sen auch auf den Besuch von Dr. Reiner Austermann beim Fest: „Zu unserem Bürgermeister haben wir ein ausgezeichnetes Verhältnis. Er hat immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen." Auf die Frage, wo derzeit der Schuh am meisten drückt, sagte Levent Sen ohne lange Überlegung: „Wir werden fast überrannt durch die vielen Flüchtlinge muslimischen Glaubens, die in Lemgo leben. Unsere Räume platzen aus allen Nähten." Beim Freitagsgebet beispielsweise würden Teppiche bis in den Aufenthaltsraum verlegt, da die Moschee voll besetzt sei: „Und den Raum auf der oberen Etage, der eigentlich für die Frauen reserviert ist, müssen wir auch noch einbeziehen."
Die Flüchtlinge würden sich in der Fremde gefühlsmäßig zuerst an ihre Glaubensbrüder wenden: „Das verstehen wir, und wir freuen uns auch darüber", betonte Sen. „Wir bieten auch einige Deutschkurse an, die von Studenten aus der Umgebung durchgeführt werden", so der Gemeindevorstand. „Es wäre allerdings sehr hilfreich, wenn die Stadt diesen ehrenamtlich Tätigen wenigstens eine Art Aufwandsentschädigung zahlen könnte. Das ist uns ein großes Anliegen."
Paula erklärt's: Was machen die Muslime?
Fast täglich hört ihr in den Nachrichten oder lest in der LZ etwas über den Islam oder die Muslime. Doch was verbirgt sich dahinter? Der Islam ist ein Glaube, eine Religion. So wie das Christentum, das kennt ihr doch bestimmt... Und die Menschen, die dem Islam angehören, nennt man Muslime.
Genau wie die Christen glauben auch die Muslime an Gott, der bei ihnen Allah heißt und der die Welt und das Leben jedes einzelnen Menschen lenkt. Wie die Christen mit ihrer Bibel haben auch die Muslime ein ganz wichtiges Buch: den Koran. Da steht alles drin, was die Muslime in ihrem Leben möglichst machen sollten. So sollen die Muslime sagen, dass sie an Allah glauben und fünf Mal am Tag beten. Dabei verneigen sich die Muslime in Richtung Mekka. Das ist so etwas wie die Hauptstadt aller Muslime.
Mekka liegt in Saudi-Arabien, das Land ist mehr als 4000 Kilometer von Lemgo entfernt. Einmal im Leben soll jeder Muslim nach Mekka fahren – mit dem Auto braucht man von hier aus mit Pausen bestimmt eine Woche. Ihre Kirchen nennen die Muslime Moscheen, die haben meist eine runde Kuppel als Dach. Übrigens: Bald ist wieder Ramadan, der Fastenmonat. Dann dürfen Muslime zwischen Sonnenaufgang und -untergang nichts essen. Gar nicht so einfach, oder?