Zivilcourage in Schwalenberg: Vier Teenager werden zu Helden des Parkplatzes

Schieder-Schwalenberg. Die Jugend von heute; tja, was ist mit der? Wo alle Welt beklagt, dass die jungen Leute nur noch ihr Handy im Blick haben, konnten Nala Höhn, Frauke und Tobias Veith sowie Julian Broder mal eine ganze andere Seite in dem vermeintlich längst geschriebenen Buch über die Jugend aufschlagen.

Auto steht offen auf dem Parkplatz Als Dr. Wolfgang Gerent und Haike Schauf aus Leopoldshöhe auf einem Parkplatz in Schwalenberg durch einen überhasteten Aufbruch eine Autotür offenstehend zurückließen, bewachte das Quartett einfach den Wagen und rief am Ende sogar die Polizei.

Was war geschehen? Gerent erklärt den Anfang der ganzen Geschichte: &bdquo;Meine Lebensgefährtin und ich waren an einem Dienstag in Schwalenberg, um uns die Kunst im Koepke-Haus und der städtischen Galerie anzusehen. Das Auto hatten wir auf dem großen Parkplatz bei der Grundschule und der Feuerwehr abgestellt. Wahrscheinlich habe ich einfach vergessen, die Tür des Wagens zu schließen, weil wir schon Richtung Burg blickten.“ Hinten auf dem Sitz hätten allerdings Dinge wie Handy, Führerschein und Bargeld gelegen. Und als das Paar zurückkam, habe es bereits aus 100 Metern gesehen, dass die Autotür offen stand. Etwas mulmig sei ihnen dann schon gewesen. &bdquo;Man denkt ja sofort an den ganzen Aufwand, die EC-Karte sperren zu lassen und die ganzen Telefonnummern im Handy. Aber als wir am Auto ankamen, sahen wir, dass niemand die Dinge vom Rücksitz genommen hatte.“

Beifahrertür steht offen Und jetzt kommen Nala Höhn, Frauke und Tobias Veith (alle aus Schwalenberg) sowie Julian Broder aus Steinheim ins Spiel. Die vier - alle zwischen 17 und 19 Jahre alt - hielten sich nämlich mit einer Dose Red Bull auf dem Parkplatz auf, weil sie gerade im nahe gelegenen Frischmarkt was eingekauft hatten. Und sie sahen die offene Beifahrertür. Dachten sich anfangs aber nicht allzu viel dabei.

Tobias Veith rückblickend: &bdquo;Erst dachten wir, dass da vielleicht jemand lüftet oder eine Pause macht und den Sitz zurückgedreht hat. Aber nach 15 oder 20 Minuten änderte sich gar nichts und dann sind wir mal zum Auto hingegangen. Als wir niemanden angetroffen haben, war uns klar, dass die Besitzer wohl vergessen hatten, die Tür zu schließen.“

Womit für das Quartett die Frage aufkam: Was tun? Alle vier waren sich einig, das Auto bis auf Weiteres zu &bdquo;bewachen“ und auf dem Parkplatz zu bleiben. &bdquo;Auch, weil da immer viele kleine Kids mit dem Rad rumfahren und vielleicht auf dumme Gedanken gekommen wären“, erklärt Nala Höhn. Da noch Ferien waren, stellte das Abwarten zumindest kein zeitliches Problem dar. Es war um 14 Uhr und am Ende wurden es mehr als zwei Stunden, bis Haike Schauf, Therapeutin in Bielefeld und Wolfgang Gerent, Gymnasiallehrer in Lemgo, wieder auftauchten.

Polizei rückt wieder ab Und da war die Polizei auch schon da, denn mittlerweile hatte Tobias Veith ein ungutes Gefühl und rief einfach mal die 110 an. Drei Kräfte der Polizei kamen nach Schwalenberg, um am Ende aber tatenlos wieder abrücken zu können. Gerent: &bdquo;Wenn keine Straftat vorliegt, muss die Polizei keinen Fall draus machen.“

Womit die Story fast zu Ende erzählt ist. Gerent und Schauf jedenfalls haben nun einen Gutschein für ein Restaurant in der Region ausgestellt und wollten das Engagement der vier Jugendlichen unbedingt würdigen.

&bdquo;Vor allem, weil die Jugend ja oft in einem ganz anderen Licht dargestellt wird. Und hier mal Verantwortung übernommen hat. Uns ist immerhin viel Ärger erspart geblieben und die rund 500 Euro, die im Auto waren, sind auch noch da“, sagt Gerent.

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