Lemgo. Schlechte Nachricht für alle Freunde des Hallenfußballs und hochklassigen Nachwuchssport: Der TBV Lemgo hat im Januar dieses Jahres zum letzten Mal das U19-Bundesliga-Masters ausgerichtet. Der FC St. Pauli, Sieger der 30. Auflage, ist der letzte Pokalgewinner. „In der vergangenen Woche fiel die endgültige Entscheidung", berichtete Frank Gehrmann aus dem TBV-Jugendvorstand.
Ausschlaggebend sei gewesen, dass es zu wenige Zusagen von Top-Teams gab: „Wir haben alles versucht, unsere Fühler auch nach Österreich, Schweiz, Holland und Belgien ausgestreckt. Aber auch hier nehmen die Mannschaften nicht mehr an Indoor-Veranstaltungen teil." Für Januar 2017 hatte der TBV Lemgo sieben Zusagen, unter anderem von Hertha BSC Berlin, 1. FC Köln und Werder Bremen. „Aber selbst Rot-Weiß Essen und MSV Duisburg sind nicht mehr für Hallenturniere zu begeistern", erläuterte Gehrmann.
Nach dem runden Geburtstag im Januar hatte Turnierchef Wolfgang Polduwe der LZ noch gesagt, dass die 31. Auflage am 21. und 22. Januar 2017 stattfinden werde. Unter anderem das positive Feedback der Mannschaften und die ersten Zusagen stimmten den Turnierdirektor optimistisch für die Zukunft. Nun führt er drei „tragende Gründe" für das Ende auf: „Es ist auf Grund der Umstrukturierungen im Bereich der Leistungszentren in den Vereinen der U19-Bundesligen nicht mehr möglich, eine ausreichende Zahl von Teilnehmern zu verpflichten. Gerade namhafte Vereine wie Bayern München und Borussia Dortmund nehmen nicht mehr an Hallenfußballturnieren teil."
Insbesondere auf Grund der Notwendigkeit, das Turnier auf Kunstrasen zu veranstalten, seien die Ausgaben immens gestiegen: „Wir können die Kosten nicht mehr seriös durch Eintrittsgelder, Sponsoren und andere Einnahmen abdecken." Des Weiteren entspreche das Zuschauerinteresse „nicht dem, was man für ein solches Turnier erwarten kann.
So sind zum Beispiel Angebote an die Jugendabteilungen der lippischen Sportvereine auf kostenlosen Eintritt von Minikickern und F-Jugendmannschaften ohne erwähnenswerte Resonanz in den vergangenen Jahren geblieben. Wir mussten feststellen, dass wir neben dieser Zielgruppe auch das Interesse anderer grundsätzlich am Fußball interessierter Personen nicht in ausreichender Form wecken konnten." Polduwe bedauert die Entscheidung „sehr", sieht jedoch „keine andere Möglichkeit."
Frank Gehrmann verriet, dass es beim TBV Gedankenspiele für eine Alternative gebe: „Ein C-Junioren-Turnier oder eine Veranstaltung mit Traditionsmannschaften sind Optionen. Auch eine Verlegung des U19-Turniers in den Sommer steht im Raum."
Kommentar: Lippe verliert Sportklassiker
von Sebastian Lucas
Aus und vorbei: Am 16./17. Januar hat das U19-Bundesliga-Masters der Fußball-Jugend-Abteilung des TBV Lemgo zum letzten Mal stattgefunden. Die Verantwortlichen kämpften bis zum Schluss um ihre Veranstaltung. Dass sie nach 30 Jahren die Reißleine ziehen, zeichnete sich aber ab und tut weh – der ganzen Region.
Denn nicht nur Landrat Dr. Axel Lehmann hatte die Veranstaltung beim letzten offiziellen Mannschaftsabend im VIP-Raum der Lipperlandhalle als „einen Leuchtturm Lippes" gepriesen. Zurecht: Weit mehr als 100 Helfer gaben alles, um dem Profi-Unterbau die perfekte Bühne zu bieten. Für die Veranstaltung im Januar verlegte der TBV sogar eine kostspielige Kunstrasenfläche. Und die Vereine, die kamen, wussten das Engagement stets zu schätzen.
Aber: Es waren immer weniger. Bayer München (Sieger 1991, 1992 und 1998) kommt schon lange nicht mehr in die Hansestadt, auch Zugpferde wie Dortmund und Schalke 04 lehnen den Kick unter dem Hallendach seit mehreren Jahren ab. Die Verletzungsgefahr für die Spieler ist zu groß, lieber fahren die Top-Nachwuchs-Kicker mit der Profi-Mannschaft ins Winter-Trainingslager.
Die U19-Mannschaften von Hertha BSC Berlin, 1. FC Köln, Werder Bremen oder Hannover 96 reichten zudem nicht, um die Fußballfans an zwei Tagen in die Halle zu locken. Es bleibt die Erinnerung an viele spätere Top-Profis. Ich bin gespannt, was die TBV-Fußballer als nächstes auf die Beine stellen.
1987: Bayer Leverkusen; 1988: Bayer Leverkusen; 1989: 1. FC Nürnberg; 1990: 1. FC Köln; 1991: 1. FC Nürnberg; 1992: Bayern München; 1993: Werder Bremen; 1994: Bayer Leverkusen, 1995: 1. FC Köln; 1996: VfB Stuttgart; 1997: 1. FC Kaiserslautern; 1998: Bayern München; 1999: Werder Bremen; 2000: 1. FC Kaiserslautern; 2001: Arminia Bielefeld; 2002: SC Freiburg; 2003: Arminia Bielefeld; 2004: Borussia Dortmund; 2005: Borussia Dortmund; 2006: VfL Bochum; 2007: 1. FC Köln; 2008: 1. FC Köln; 2009: Bayer Leverkusen; 2010: Arminia Bielefeld; 2011: Eintracht Frankfurt; 2012: FSV Mainz 05; 2013: 1. FC Köln; 2014: Mainz 05; 2015: Fortuna Düsseldorf; 2016: FC St. Pauli.