Lemgo. Wer auf dem Slavertorwall spazieren geht und an dem kleinen Gewässer, dem ehemaligen Schwanenteich, vorbeikommt, kann scharenweise Enten sehen, die sich auf dem Wasser und am Ufer tummeln. So mancher Passant will den Wildvögeln etwas Gutes tun und füttert sie - trotz Verbotsschildern - mit Brot. Die Stadt als Eigentümerin des Gewässers sieht die Gaben kritisch und warnt vor den Folgen.
Der Beobachter sieht am Teich Folgendes: Nähert sich jemand mit einer raschelnden Tüte, kommt Bewegung in die sonst eher trägen Enten - in der Hoffnung, ein paar Krumen abzugreifen. Das Problem: Nach ein paar Bissen stellen die Vögel das Fressen ein, und die Brotberge bleiben am Ufer liegen. Häufig lässt sich in der Mittagszeit auch beobachten, dass an der Oberfläche viele Brötchen schwimmen, an denen die längst satten Enten kein Interesse mehr haben.
Hans-Friedrich Meiercord, Leiter des städtischen Eigenbetriebs Forst und Grün, sieht diese Fütterungen aus falsch verstandener Tierliebe kritisch. "Wir haben hier eine große Zahl an Enten. Die Tiere werden mit Brot und Croissants gefüttert, die Salz und Konservierungsstoffe enthalten. Das ist keine natürliche und erst recht keine geeignete Nahrung", beschreibt Meiercord seine Beobachtungen der verfetteten Tiere. Auch gebe es Folgen für das Gewässer. "Der Entenkot enthält viel zu viel organische Substanz, die Algen vermehren sich dadurch explosionsartig und benötigen zur Zersetzung immer mehr Sauerstoff. Das Gewässer kann umkippen, und Lebewesen, die auf Sauerstoff angewiesen sind, sterben", analysiert er die Lage. Der Fachmann weiß, dass es oft ältere Menschen oder Familien mit Kindern sind, die die Enten fütterten, weil sie Freude daran hätten. Doch angesichts der Brotberge am Ufer ärgere er sich über die "illegale Bioabfallentsorgung".
Die Stadt als Eigentümerin verbietet das Füttern mit Schildern. Trotzdem würden die Enten gemästet, so Meiercord - vor allem in der Mittagszeit. Dadurch fänden sich auch Mäuse und Ratten ein. Regelmäßig müssten Bauhof-Mitarbeiter ausrücken, um die Reste zu entsorgen und das Ufer zu reinigen. Dies verursache unnötige Kosten, so Meiercord weiter. "Wir klären die Menschen auf, dass die Fütterung weder notwendig noch sinnvoll ist. Auch wenn sich die Enten auf das Futter stürzen, heißt das nicht, dass sie ausgehungert sind", sagt er und bittet, von der unerlaubten Fütterung am Gewässer abzusehen.