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Lemgo

Boulespieler lassen auch bei Minusgraden die Kugeln am Wall rollen

Alexandra Schaller, Tanja Watermann

Lemgo. Ungläubig hält so mancher Spaziergänger oder Hundebesitzer am Wall derzeit inne und beobachtet anerkennend die Boulespieler auf den Feldern vor dem Kastanienhaus, die dort trotz Frost anzutreffen sind. Es herrschen erschwerte Bedingungen: Das Wasser fließt nicht gut ab, und die harten Einschläge der Kugeln hinterlassen Hunderte Abdrücke. „Dann frieren sie fest, und wir spielen auf einer Kraterbahn", mahnt Rudi Tünker und wünscht sich eine bessere Pflege der Plätze am Wall.

Mittwochs und freitags findet sich Tünkers Gruppe dort regelmäßig ein – seit drei Jahren. Auch bei minus vier Grad bringen die rüstigen Rentner die Kugeln ins Rollen; und die Stimmung ist dank wärmender Jacken, Mützen und Handschuhe trotzdem gut. Den Zuschauern, die stehen bleiben und dem Präzisionsspiel zusehen, kriecht die Kälte jedoch schnell in die Knochen – und sie eilen weiter.

Gerade hat die Älteste im Bunde, Else Rühl (79), ihre zweite Kugel geworfen und freut sich über die sichere Platzierung nahe der kleinen, farbigen Zielkugel „Cochonnet" (auf Deutsch „Schweinchen"). Christoph Eller (69) ist Ligaspieler und kommentiert den Wurf mit einem Augenzwinkern: „Da spielt man in der Liga, und dann kommt eine Hausfrau vorbei und platziert so einen erstklassigen Wurf. Aber die Wahrheit ist nun mal auf dem Platz zu finden", ergänzt er.

Die Stimmung in der Gruppe ist von Humor und Respekt geprägt, trotzdem nehmen die Boulespieler jedes Spiel ernst. Es fällt auf, dass der Frauenanteil in der Gruppe sehr hoch ist. Immer wieder kommen die sportlichen Damen durch die strategisch günstige Position an der „Einflugschneise" zur Innenstadt ins Gespräch mit alten Bekannten oder Nachbarn.

Aber auch die Flüchtlinge, die Zeit im Kastanienhaus verbringen, schauen gerne zu. Obwohl sie bereits eingeladen wurden, mitzumachen, bleiben sie lieber in der Rolle der passiven Beobachter. Noch. Denn viele der Zuschauer würden wohl gerne spontan den einen oder anderen Wurf wagen, mutmaßt Tünker.

„Für ältere Personen wird in Lemgo nicht so viel angeboten", sagt Erika Hauser und freut sich, dass sich der ehemalige Bürgermeister Reinhard Wilmbusse seinerzeit für die Einrichtung der Bouleplätze eingesetzt hatte. Im Sommer sind die Bahnen sehr gut frequentiert. Eine dritte Bahn? Wäre durchaus vorstellbar, meinen die anwesenden Sportler.

Auf den öffentlichen Bouleplätzen kommen die Menschen ins Gespräch, haben eine moderate sportliche Aktivität – und das auch noch an der frischen Luft. Lediglich der Platz könnte besser sein...

Doch wie widrig die Bedingungen auch sind: Jeder hat mit den gleichen Furchen und Buckeln zu kämpfen – und in Frankreich, dem Ursprungsland des Boule, wird ohnehin in der freien Natur gespielt. In Deutschland spielt man die als „Pétanque" bezeichnete Variante, obgleich sich auch hier der Ausdruck „Boule" schließlich durchgesetzt hat.

„Gibt es eigentlich Wetterverhältnisse, bei denen ihr nicht spielt?" – ein Spaziergänger fragt’s amüsiert. „Wir spielen bei jedem Wetter. Erst wenn das ,Schweinchen‘ schwimmt, hören wir auf", gibt Christoph Eller lachend zurück. Demonstrativ zieht er seine wärmende Mütze über den Ohren etwas tiefer und wirft seine Kugel gen „Schweinchen".

Experten: Im Winter sind Ausdauersportarten genau das Richtige

Das Klinikum empfiehlt, auch bei Minustemperaturen regelmäßig etwas für den Körper zu tun – das hilft
auch vorbeugend gegen Grippe. Ideal sind Joggen, Walking oder Skilanglauf. Doch Hobbysportler müssen Einiges beachten.

Mit der Motivation in der kalten Jahreszeit ist das so eine Sache... Doch gerade jetzt ist regelmäßige Bewegung wichtig, weiß Dr. Ralph Oeckinghaus, Kardiologe am Klinikum.

Denn durch die Bewegung werde das Herz-Kreislauf-System angeregt und das Immunsystem gestärkt – Grippe und Erkältung könne so vorgebeugt werden, meint der Mediziner. So empfiehlt das Klinikum Lippe vor allem Ausdauersportarten mit ruhiger und gleichmäßiger Belastung: Dazu gehören beispielsweise Skilanglauf, Wandern, Nordic Walking, Joggen oder Radfahren.

Überanstrengung und abrupte Belastungen sollten dagegen vermieden werden, da etwa intensives Krafttraining zu plötzlichem Blutdruckanstieg führen könnte. Wer auch im Winter sportlich aktiv bleiben will, sollte daher immer die Tipps von Kardiologe Oeckinghaus beachten.

Langsames Einlaufen

Um etwaigen Verletzungen vorzubeugen, sollte man sich gut einlaufen. Denn wer bei eisigen Temperaturen zu schnell loslegt, riskiert eine Muskelverhärtung oder – schlimmer noch – einen Muskelfaserriss.

Trockene Kleidung

Nach dem Training sollte man sich schnell seiner verschwitzten Kleidung entledigen. So können Erkältungen vermieden werden, so der Rat des Klinikums.

Kopfbedeckung

40 Prozent der Körperwärme gehen über den Kopf verloren. Daher ist es im Winter wichtig, eine Kopfbedeckung zu tragen. Zudem können Funktionshandschuhe helfen – auch Thermosohlen in den Schuhen verhindern das Auskühlen der Füße.

Zwiebelprinzip

Damit der Körper nicht auskühlt, sollten Sportler im Winter mehrere Kleidungsschichten übereinander tragen. Über der Funktionsunterwäsche und einem Funktionsshirt sollte ein Fleecepullover getragen werden. Darüber kommt dann noch eine Jacke, die wind- und wasserabweisend ist.

Dauer des Trainings

Die Einheit sollte bei winterlichen Temperaturen nicht zu stark ausgedehnt werden. Denn trotz warmer Kleidung kühlt der Körper schnell aus.

Dehnen

Wer sich nach dem Training dehnt, sollte dies nicht draußen in der Kälte machen. Tipp: Besser ist es, das Ganze unter die warme Dusche zu verlagern.

Moderate Belastung

Für die Fettverbrennung optimal ist eine leichte bis mäßige Belastung, die die Grundlagenausdauer trainiert. Auch das Tempo ist entscheidend: Wer zu schnell läuft, gerät womöglich außer Puste und atmet verstärkt durch den Mund.

Information

Eine Tradition aus Frankreich

Boule kommt aus unserem Nachbarland Frankreich. Es ist ein Spiel, das es schon ganz lange gibt – und es geht so: Einer wirft am Anfang eine kleine, farbige Kugel auf das Spielfeld, das 13 Meter lang und sechs Meter breit ist – also vielleicht so groß wie dein Kindergartengruppenraum. Die Startkugel hat einen lustigen Namen: „Schweinchen".

Die Spieler versuchen, glänzende Metallkugeln möglichst nah an das „Schweinchen" zu werfen. Die silbernen Kugeln sind ganz schön schwer und haben alle ein besonderes Muster aus Linien, so dass jeder seine Kugeln gut wiederfinden kann. Beim Werfen muss man gut überlegen, denn man kann auch Kugeln des Gegners einfach wegschießen.

Am Ende siegt die Mannschaft, deren Kugel am nächsten am „Schweinchen" liegt. In Frankreich ist Boule eine beliebte Sportart, in der es sogar Meisterschaften gibt. Auch in den Städten treffen sich viele zu einer Runde. In Deutschland liegt Boule im Trend – vor allem viele ältere Menschen spielen es.

Die Spieler freuen sich, draußen in der Natur zu sein – sogar jetzt im Winter, wie du oft am Kastanienwall, am Jugendzentrum, beobachten kannst. Wenn du die Spieler siehst, frag’ doch mal, ob du Boule mal ausprobieren darfst. Sie freuen sich bestimmt.

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