Lemgo. Der chinesische Naturstein scheint eine gute Wahl. Auf knapp einem Kilometer liegen die Pflastersteine mittlerweile in der Fußgängerzone aus, jetzt stehen die letzten Meter in der Mittelstraße an, bevor es ans Ostertor geht. Vor gut drei Jahren wurden die ersten Steine am Lippegarten verlegt, und „auf der Fläche haben sie sich absolut bewährt", resümiert Markus Baier, zuständiger Geschäftsbereichsleiter der Stadt, „nur einige Säufer, die müssen noch raus".
„Säufer", das sind in diesem Fall Natursteine, die zu viel Wasser ziehen und letztlich porös werden, wie es bei Naturmaterialien vorkommen kann. Zu durstig sind in Lemgo nur wenige Steine, die in den kommenden Monaten ausgetauscht werden. Ansonsten aber habe sich der Granit als belastbar und resistent erwiesen, wie auch Projektleiter Klaus Hagemeister betont. Lediglich einige Kanten müssten nachgearbeitet werden.
Überhaupt ziehen die Bauherren eine positive Bilanz, nachdem sich die vierjährige Bauzeit ihrem Ende zuneigt. Die abschnittweise Sanierung der Mittelstraße habe ohne größere Probleme geklappt, das Budget von gut fünf Millionen Euro konnte eingehalten werden, und auch im Zeitplan sieht man sich gut aufgestellt. So werden die Pflasterarbeiten in der Mittelstraße bis zum Kläschenmarkt Anfang Dezember abgeschlossen sein, läuft es gut ist bis dahin ein Teil des Ostertors geschafft.
Bis Kläschen wird die Baustelle geräumt
„Wir arbeiten im Anschluss noch bis zum 20. Dezember", stellt Norman Heidschuster von der beauftragten Firma Kögel klar. Pünktlich bis Kläschen wird die verbleibende Baustelle am Ostertor geräumt, geschottert und gegebenenfalls asphaltiert, um das Fest-Geschehen nicht zu behindern. Im Anschluss geht es am Ostertor weiter. Dort wird gepflastert und der Kanzlerbrunnen Richtung Ostertor leicht versetzt neu aufgestellt. Eine Sitzmauer mit Durchlass wird den Platz zur Straße hin umranden.
Dazu gibt es zwei Bäume und Laternenmasten, die gegebenenfalls auch für W-Lan über Freifunk ausgerüstet werden. Das aber, so Klaus Hagemeister, müsse noch abgeklärt werden. In der Mittelstraße werden derweil noch letzte Spot-Lights angebracht, um Hausfassaden oder auch Dächer atmosphärisch auszuleuchten, andere Strahler erhellen die Straße.
Ein Lichtkonzept, das mit Planern aus Frankreich ausgetüftelt wurde, wie Markus Baier erklärt. In mehreren Nächten waren die Franzosen mit Klaus Hagemeister und Anwohnern unterwegs, um die richtigen Positionen für die LEDs zu finden. Dabei galt es, eine effektive Ausleuchtung zu bieten, ohne die Anwohner in ihren Wohnungen nachts mit Licht zu belästigen.
Auch Radständer, Bänke oder auch Papierkörbe kommen noch in die neue Fußgängerzone, bevor im kommenden Juni gefeiert werden darf. Dann plant die Stadt, die neue Flaniermeile offiziell einzuweihen und hat an eine Kombifeier mit einem Stadtfest gedacht, wie Baier erklärt. Der Arbeitstitel für das Fest steht schon fest: „Lange Tafel".
Von der Durchgangsstraße zum Vorzeigeobjekt
Heute kaum vorstellbar war die Mittelstraße bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine Durchgangsstraße für den motorisierten Verkehr, auf dem Marktplatz parkten die Autos. Mit dem Aufkommen der Fußgängerzone wurde auch in Lemgo umgeplant und der Verkehr aus der Innenstadt verbannt. Vier Jahrzehnte später wird die Flaniermeile jetzt erneut schick gemacht. 2016 begannen die Bauarbeiten, in vier Teilabschnitten wird die Mittelstraße neu gepflastert. Die Stadtwerke nahmen die Gelegenheit wahr, um neue Rohre und Leitungen zu verlegen. Gut fünf Millionen Euro kostet die Maßnahme der Stadt, die zu 70 Prozent über Fördergelder von Land und Bund finanziert wird.