Lemgoer (25) cruist vier Monate mit dem Moped durch Europa

Lemgo. &bdquo;Ich wollte Reisen", sagt Philip Rubart. &bdquo;Die Frage war nur: wie?" Ein Trip mit dem Auto wäre dem 25-Jährigen &bdquo;zu leicht" gewesen, &bdquo;fürs Fahrrad bin ich zu unsportlich und Trampen hat meine Mutter streng verboten", sagt er und lacht. Seine Wahl fiel auf das Moped, eine Kreidler Florett von 1970. Acht Länder hat er mit ihr in 128 Tage bereist.

&bdquo;Das war das Beste, was ich je gemacht habe", sagt Philip Rubart und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Doch ohne Vorbereitung ging es nicht, schließlich wollte der Lemgoer bis an die kroatische Küste fahren. Rund vier Monate hatte er für die gesamte Tour eingeplant, von Juni bis Oktober. &bdquo;Ich wollte auf jeden Fall vor dem Winter zurück sein."

Zelt und Schlafsack, Werkzeug, Treibstoff und Öl für das Moped sowie Platz für Kleidung mussten auf der Kreidler untergebracht werden. Dafür hat er sich Packtaschen besorgt, hinter die Sitzfläche hat er einen Rucksack geschnallt. Das Werkzeug immer griffbereit unterhalb des Lenkers. Die Kreidler hat durchgehalten – zumindest die meiste Zeit. Bereits nach ein paar Tagen – im Erzgebirge – war die Gabelfederung des Mopeds defekt. &bdquo;Bei Passau habe ich einen gefunden, der die reparieren konnte", doch vorher war er noch in Prag.

Spontan-Konzert inklusive Über Österreich ging es weiter in die Slowakei. &bdquo;In Bratislava hab ich jemanden kennengelernt, der mir von einem Limp Bizkit Open-Air-Konzert am nächsten Tag erzählt hat. Da sind wir dann mit ein paar Leuten hin", erzählt er begeistert. Doch das war längst nicht das letzte Konzert, das der 25-Jährige durch Zufall besuchte: &bdquo;Ich hab in einem Projekt mitgearbeitet und irgendwann sollten wir ein Piano tragen – es war das von Don Airey von Deep Purple. Am nächsten Tag saß ich bei seinem Konzert in der ersten Reihe."

Rubart fuhr weiter nach Ungarn und erreichte schließlich sein großes Ziel: die kroatische Küste. &bdquo;Da bin ich richtig krank geworden", erzählt er, und auch die Mücken hätten ihm zu schaffen gemacht. Er ist weiter ins Hinterland – und landete mit Leuten, die er in Passau und Bratislava kennen gelernt hatte, auf einem Festival mitten im Wald. &bdquo;Da war total irre." Und sauber, erzählt er weiter: &bdquo;Jeder hat seinen Müll, sogar seine Kippen sofort aufgehoben."

"Ich habe mich total verfahren" Von Kroatien ging es weiter nach Slowenien, wo er mit einem Straßenmusiker zusammen musizierte und nach Italien, wo er eine deutsche Zirkustruppe kennenlernte. Über die Alpen ging es weiter Richtung Innsbruck. &bdquo;Bei Bozen fiel mein Navi aus und ich hab mich total verfahren." In München schließlich war er mit Freunden auf dem Oktoberfest. Auf dem Weg weiter nach Stuttgart machte er Halt bei Gleichgesinnten: den Kreidlerfreunden Rottenburg.

Am vorletzten Tag seiner 128-Tage-Tour passierte es: Ein weiterer Defekt am Moped. Der Kupplungszug war gerissen und die Kette sprang ab. Doch Philip Rubart hatte alles dabei, um die Maschine wieder ans Laufen zu bekommen. So konnte er das letzte Stück bis nach Lemgo schließlich auch noch in Angriff nehmen. &bdquo;Hier wieder ankommen war gar nicht so leicht", erzählt er. &bdquo;Ich hatte vier Monate keinen Alltag und hier hat sich kaum etwas verändert."

Ein Reisetagebuch mit lauter Stichworten Seine Tour hat Philip Rubart in Fotos, Videos und einem Reisetagebuch festgehalten. &bdquo;Da stehen nur Stichworte drin, aber die Bilder und Gefühle sind sofort wieder da." Zum Beispiel beim Schlagwort &bdquo;leeres Aquarium": &bdquo;Wir wollten mit ein paar Leuten etwas essen gehen", fängt er an und muss lachen. &bdquo;Wir hatten kurze Hosen an, sahen alle aus wie Touristen. Ein Mädel trug nen Kimono. Wir kamen an einem richtig edlen Restaurant vorbei, aber in unserem Aufzug war das undenkbar. Schließlich haben wir einen Chinaimbiss gefunden, in dem die Besitzer anscheinen auch gelebt haben. Neben den Tischen stand eine Waschmaschine im Raum – und ein leeres Aquarium."

Und das nächste Abenteuer wartet ebenfalls bereits: Im Dezember tritt der Lemgoer einen neuen Job an – in Portugal.

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