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Lemgoer Landwirt wird für seine Arbeit mit Pferdestärken ausgezeichnet

Carolin Brokmann-Förster

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Erhard Schroll hat den achjährigen Alt-Oldenburger Blacky (links) und die siebenjährige Ella, ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut, am Halfter. - © Carolin Brokmann-Förster
Erhard Schroll hat den achjährigen Alt-Oldenburger Blacky (links) und die siebenjährige Ella, ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut, am Halfter. (© Carolin Brokmann-Förster)

Lemgo. Rund 800 Kilogramm bringt „Ella“, ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut, auf die Waage. „Sie ist unser Serienstar“, sagt Erhard Schroll lachend, während er der siebenjährigen Stute über die Mähne streicht. „Von Geburt an haben wir ihr Leben dokumentiert.“ Insgesamt sechs Pferde leben auf dem Lemgoer Hof. Und arbeiten dort. Denn Erhard Schroll ist Experte für den Einsatz der Tiere in der Land- und Forstwirtschaft. Und ausgezeichnet.

Der VFD (Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland) und das Fachmagazin „Der Kutschbock“ haben Schroll mit dem „Eisernen Gustav“ für die „Förderung des artgerechten Einsatzes von Pferden in der ökologischen Land- und Forstwirtschaft“ geehrt. „Ich habe mich sehr gefreut, war aber auch überrascht“, sagt Schroll und fügt bescheiden hinzu: „Ich sehe die Auszeichnung aber nicht als persönlichen Preis, sondern als Anerkennung für das ganze Team.“ Mit seinen Mitarbeitern bringt er das Fachmagazin „Starke Pferde“ heraus, bietet Lehrgänge an, organisiert die „Pferdestark“. „Obwohl Pferde früher immer in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, gibt es erstaunlich wenig Literatur darüber“, weiß der Lemgoer. Diese Lücke will er fundiert schließen, in der Redaktion arbeiten unter anderem eine Biologin und eine Pferde- und Agrarwissenschaftlerin. In mittlerweile 25 Ländern erscheint das Magazin, „sogar in Australien“, er lacht und schüttelt ein wenig ungläubig den Kopf.

Erhard Schroll hat den achjährigen Alt-Oldenburger Blacky (hinten) und die siebenjährige Ella, ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut am Halfter. Von links pierscht sich Elvis (8), ebenfalls ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut, ins Bild. - © Carolin Brokmann-Förster
Erhard Schroll hat den achjährigen Alt-Oldenburger Blacky (hinten) und die siebenjährige Ella, ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut am Halfter. Von links pierscht sich Elvis (8), ebenfalls ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut, ins Bild. (© Carolin Brokmann-Förster)

Pferde als ökologische Helfer

Den Umgang mit den Arbeitspferden hat Schroll in seiner alten Heimat nahe Schwäbisch Hall gelernt. In dem kleinen Forstunternehmen hatte der Einsatz praktische Gründe, erzählt er: Pferde waren günstiger als die teure Technik. Dort hat er das Holzrücken, den Transport gefällter Bäume, gelernt. 18 Jahre hat er hauptberuflich mit den Tieren im Wald gearbeitet, „ich hatte Pferde dabei, die auf die bloße Stimme reagiert haben“. Die Arbeit mit den schweren Tieren bringe eine unheimliche Nähe, fordere aber auch ein großes Vertrauen – von beiden Seiten.

Mitte der 1980er Jahre kam Erhard Schroll nach Lemgo, aus Zufall. Er hatte nach einem passenden Hof für die landwirtschaftliche Arbeit mit Pferden gesucht und ihn hier gefunden. Anfangs sei er belächelt worden, doch er suchte Kontakt zu den alten Bauern, die die Arbeit mit Pferden kannten. Mit den Tieren ebnet er die Wiesen, mäht sie, fährt Mist auf den Acker. Alle seine sechs Pferde, fünf Rheinisch-Deutsche Kaltblüter und ein Alt-Oldenburger – ein schweres Warmblut – hat Schroll selbst ausgebildet. Ausgeglichen, gelassen und umgänglich sind Ella und die anderen, zudem preis-, umwelt- und klimafreundlich, produzieren im Gegensatz zu Traktor, Mähdrescher und Co. keine Abgase, verdichten den Boden nicht. „Außerdem bedingt ihre Haltung viel Grünland, ein wichtiger CO2-Speicher“, erklärt der Experte.

Schroll will sein Wissen weitergeben

Trotzdem finde man modernes Gerät für die landwirtschaftliche Arbeit mit den Tieren hier kaum. Anders bei den Amischen in Amerika. Die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft leben sehr traditionell, lehnen die moderne Technik ab – und arbeiten vielfach mit Pferden. Daher gibt es dort auch das passende Gerät. Im Jahr 2000 war Schroll das erste Mal dort, hat die Farmer und ihre Arbeitsweise kennengelernt, Geräte importiert. Heute testet er vieles für seinen Hof und berichtet darüber im Magazin. Die Vernetzung und die Weitergabe von Wissen sind ihm besonders wichtig, deshalb bietet er Lehrgänge an, hat an verschieden Instituten unterrichtet, ist Mitglied in einem europäischen Expertengremium für Zugpferde.

Was noch kommt? „An Ideen mangelt es nicht“, sagt er. Die Planung der nächsten „Pferdestark“ im August 2021 steht an, es gibt Buch- und Filmprojekte. Langweilig wird es bei Erhard Schroll nicht. Und dann dann gibt es da noch „Ella“, „Elvis“, „Blacky“ und Co., die seine Aufmerksamkeit brauchen.

Die sechs Pferde leben auf dem Lemgoer Hof Hasenbrede nicht allein. Mit rund 300 Schafen von Züchterin Karla Ebert teilen sie sich das Areal. „Die Kombination von Pferden und Schafen ist ideal“, weiß Erhard Schroll. Die Schafe fressen zum Beispiel die Wurmlarven, die für die Pferde schädlich sind und umgekehrt. Dort, wo die Pferde auf die Wiese geäppelt haben, grasen sie nicht mehr – die Schafe schon.

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