Lemgo. Auf einem Klassentreffen die ehemaligen Mitschüler nach vielen Jahren wiedersehen, sich über die alten Zeiten und neuen Geschehnisse austauschen, wird heutzutage zwar immer seltener – doch wenn, ist es ein ganz besonderes Erlebnis. Der Abiturjahrgang des Engelbert-Kaempfer-Gymnasiums aus dem Jahr 1955 hat an diesen Klassentreffen stets großen Gefallen gefunden. Nach 15 vorangegangenen Treffen dieser Art haben sich die ehemaligen Schüler nun nach 70 Jahren wieder zusammengefunden. „Sie sind tatsächlich der erste Jahrgang nach 70 Jahren, den ich hier als Schulleiterin begrüßen darf“, sagte Bärbel Fischer. Sie selbst organisiere für ihren eigenen Abiturjahrgang seit vielen Jahren die Klassentreffen und wisse, wie schwierig es sei, alle zusammenzuhalten. Im Fall des Abiturjahrgangs aus dem Jahr 1955 ist für diese Aufgabe seit jeher Dieter Halle verantwortlich, der bereits zu Schulzeiten von allen stets nur „Chef Halle“ genannt wurde. Angereist aus Berlin Mit dem Treffen nach zehn Jahren habe er damals begonnen, sagte er. In letzter Zeit seien die Abstände immer kürzer geworden. Und obwohl alle ehemaligen Mitschüler die 90 Jahre bereits erreicht haben dürften, schafften es von den ursprünglich 34 Abiturienten und den zwölf noch lebenden immerhin fünf an diesem besonderen Tag nach Lemgo – einer von ihnen reiste sogar eigens aus Berlin an. In der Eingangshalle der Schule, wo damals die Entlassung des Jahrgangs stattgefunden hatte, richtete Schulleiterin Bärbel Fischer ein paar Worte an die Ehemaligen. Zwar habe sich in den 70 Jahren auch baulich vieles verändert, doch die ehemaligen Schüler – damals übrigens ausschließlich Jungen – wirkten dennoch vertraut mit dem Schulgelände. Tafeln für besondere Schulleiter Schließlich hatten sie sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte stets für ihre ehemalige Schule eingesetzt, Ginkgo-Bäume gepflanzt, eine Stele für das Ehepaar Pohlmann errichtet und zwei Tafeln für zwei besondere Schulleiter aufhängen lassen. Bis zum Jahr 1948 war Dr. Ulrich Walter ihr Schulleiter, danach Dr. Ernst Werner, für beide gibt es eine entsprechende Tafel. Damals habe es noch Schulspeisung gegeben, und zwar meist Erbsensuppe, erinnerte sich Dr. Jürgen Oestreich. „Mein Schulweg dauerte immer 45 Minuten und unsere Eltern mussten damals noch Schulgeld bezahlen.“ Er erinnerte sich noch sehr gut daran, wie Dr. Ernst Werner damals dafür sorgte, dass in der Schule Toiletten gebaut wurden und dass die Fenster ausgetauscht wurden. Letztere waren dann statt der Sprossenfenster plötzlich große Glas-Kippfenster, das habe in der Stadt für Aufruhr gesorgt.