Lippeweit 150 Grundschüler in Notbetreuung

Lemgo. Die Notbetreuung für Kinder von Eltern, die beispielsweise in Kliniken, Altenpflege, Supermärkten und dem Katastrophenschutz das Notwendige verrichten, und keine andere Unterbringung organisieren können, ist in Lippe recht problemlos angelaufen. Allerdings ist die Zahl der Kinder, die trotz genereller Sperrung weiter in Kindergarten oder Schule untergebracht sind, auch sehr gering. In der Frage, wie die Jungen und Mädchen daheim sinnvoll beschäftigt werden, müssen viele Schulen improvisieren.

Nach Übersichtszahlen des Kreises werden lippeweit momentan 150 Grundschüler betreut. In den drei Hauptschulen wurde laut Kreis-Sprecher Steffen Adams bislang keinerlei Betreuung angefragt.

Für die übrigen weiterführenden Schulen führt die Bezirksregierung die Schulaufsicht. Sie fragt derzeit noch ab, wie hoch der Bedarf bei Eltern mit systemkritischen Berufen ist. &bdquo;Es liegt noch kein lückenloses Bild vor", erklärt Pressesprecher Andreas Moseke. &bdquo;Es scheint jedoch in den vergangenen Tagen nur geringen Bedarf gegeben zu haben."

In Kindergärten sind beispielsweise in Lemgo momentan weniger als 50 von regulär 1400 Kindern anwesend, in Schule/OGS sind es sogar nur gut 35 – lediglich eines an einer weiterführenden Schule. Das deckt sich mit den Zahlen aus dem Kreishaus in Detmold.

Jeder Grundschul-Standort ist allerdings zumindest minimal belegt, im Zweifelsfall sogar mit ein oder zwei Kindern: Ein Prinzip, das nach Angaben von Thomas Portong von der Stadt Lemgo im Sinne geringer Ansteckungsgefahr künftig weiter gefahren werden soll.

"Wer Hilfe braucht, erhält sie" Bis Mittwochabend konnten Eltern im ersten Rutsch Betreuungsbedarf anmelden – sobald sich durch Erkrankung oder Job etwas ändert, nehmen die Schulleitungen aber neue &bdquo;Hilferufe" entgegen. Das stellt auch der Kreis Lippe klar: Wer Hilfe braucht, erhält sie. Derzeit laufen die Planungen für das erste &bdquo;echte Corona-Wochenende", wenn sich wegen steigender Infektionszahlen wohl mehr Eltern in Richtung Job von der Kinderbetreuung abmelden müssen. Von wegen Ruhe vor dem Sturm: Thomas Portong rechnet damit, dass die Kommunen auch Samstag/Sonntag einspringen müssen. Den Kontakt zu den Eltern, Kindern und Jugendlichen halten die Schulen angesichts der Sperre derweil über elektronische Wege. Lemgo-weit sollte dieses Jahr eine Lernplattform eingerichtet werden – für den Einsatz in der Krise, kommt Corona ein paar Monate zu früh.

Improvisieren ist angesagt, wie andernorts auch. Die Grundschulen haben den Stoff, den die Schüler in den kommenden Wochen bearbeiten sollen, auf den Webseiten eingestellt und teils per E-Mail verschickt. Der Rektor der Braker Grundschule, Jörg Franks, spricht von &bdquo;konkreten Arbeitsplänen, mit allerdings reduziertem Lernstoff".

Eltern müssten zu Hause in der Regel keine Arbeitsblätter ausdrucken, da kein Drucker vorausgesetzt werden könne. So bestätigt Rektor Oliver Schmitz von der August-Hermann-Francke-Schule: Freitag, am letzten Schultag vor der Corona-Schließung, wurden alle Schüler angewiesen, Bücher, Arbeitshefte und sonstige Materialien mit nach Hause nehmen, um arbeiten zu können. Einschlägige Internetseiten würden Eltern empfohlen, die Lehrer selbst stimmten sich teils über Videochats ab.

Lernplattformen In einer glücklichen Lage ist in Detmold das Stadtgymnasium. &bdquo;Wir haben schon seit vielen Jahren eine digitale Lernplattform und nun die Gelegenheit, deren Nutzung zu intensivieren", freut sich Direktor Carsten Paul über die &bdquo;komfortable Situation".

Die Plattform &bdquo;Moodle", seinerzeit auf Initiative von Informatiklehrer Gunnar Johannesmeyer eingerichtet, funktioniert wie ein virtuelles Klassenzimmer. Jeder Schüler hat Ordner für jedes Fach, in denen seine Lehrer Arbeitsblätter bereitstellen können. Es gibt Austauschordner, in dem fertige Hausaufgaben zurückgegeben werden. Auch Tests seien möglich, berichtet Carsten Paul.

&bdquo;Den Schulen ist es grundsätzlich selbst überlassen, ob sie Lernplattformen nutzen", so die Pressestelle der Stadt Detmold. Sie würden von den Schulen initiiert, konfiguriert, administriert und betrieben. Das Kreis-Schulamt spricht denn auch von &bdquo;einer bunten Mischung" an Herangehensweisen der Schulen. Schulträger mit bereits etablierten digitalen Angeboten seien klar im Vorteil. Es gebe in Lippe auch Schulen, wo Lernpakete per Post oder Boten verteilt würden, berichtet Steffen Adams.

&bdquo;Die Schulbuchverlage sind sehr kooperativ und stellen eigentlich kostenpflichtige Angebote nun kostenlos zu Verfügung", berichtet Schuldirektor Paul. &bdquo;So haben wir zur Zeit sogar mehr Möglichkeiten, als wir verwenden können." Kniffelig könnte das Abitur werden. Zwar sind die Vorklausuren geschrieben, doch eine Handvoll Prüflinge war zu dem Zeitpunkt krank. Direktor Carsten Paul: &bdquo;Für sie versuchen wir im direkten Kontakt mit dem Schulministerium eine Lösung zu finden."

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