Warum dieses Lemgoer Hühnermobil der Mercedes unter den Anlagen ist

Lemgo-Hörstmar. Dachten Geflügelhalter und Insider der Branche kurz nach der Jahrtausendwende, mobile Geflügelställe seien nur ein vorübergehender Trend, setzt sich das Interesse vor allem beim klassischen Direktvermarkter weiterhin fort. Anfangs entwickelte sich vor allem im ökologischen Landbau die Nachfrage nach mobilen Stallsystemen für Geflügel. Heute stehen sie zahlreich in der Landschaft, beispielsweise zwischen Trophagen und Hörstmar bei Felix Sentker. Der hat sogar einen riesigen Hühnerwagen angeschafft, in dem mehr als 1000 Zweibeiner Tag für Tag Eier legen sollen. Die LZ durfte rein

Mit der Corona-Pandemie erfuhr der Bedarf an Eiern und Geflügel aus dieser Haltungsform vor drei Jahren noch einmal einen deutlichen Schub nach oben. Zum Teil war der Zulauf auf den Höfen auch dem Umstand geschuldet, dass durch die Pandemiebeschränkungen wenige öffentliche Freizeitaktivitäten möglich waren und man mit den Kindern zumindest einen Ausflug zum Bauernhof machen konnte.

Sentker hingegen blickt bereits auf mehrjährige Erfahrungen mit den mobilen Ställen zurück. &bdquo;Während ein fester Stall für die Hennen unverrückbar steht, können wir unsere mobilen Ställe bei stark abgenutzten Auslaufflächen umstellen. Bekanntlich kratzen Hühner den letzten Grashalm vom Boden“, erklärt der Geflügelliebhaber.

Der Mercedes unter den Farmermobilen

Der 25-jährige Landwirt studiert noch bis Anfang 2024 in Hannover Tiermedizin und will danach auch in einer Praxis als Tierarzt arbeiten. Derzeit macht er das bereits einen Tag in der Woche in Delbrück. &bdquo;Mit dem Schwerpunkt Geflügel“, erklärt er. Die mobilen Ställe rund um den Bauernhof sind mittlerweile allerdings alles andere als Liebhaberei. Es ist ein Geschäftsmodell. Denn allein die Anschaffung des neuen Stalles, eine Art &bdquo;Mercedes unter den Farmermobilen“, kostete die Familie einen sechsstelligen Betrag.

Dafür liest Sentker jede Menge Daten aus. Im Vorraum kann er Futtermengen einstellen, das Gewicht der Hühner checken lassen oder die Temperatur im Stall regulieren. Zudem ist die Anzahl der Hühner, die drin sein dürfen, durch das Veterinäramt, Haltungsverordnungen und die Bauart vorgeschrieben. Sentker: &bdquo;Maximal 1550 Hennen. Diese Zahl erreichen wir aber nicht.“ Es gibt einen Scharraum, zwei Ebenen für die Hühner und drei Luken, damit sie nach draußen kommen. Jedes Huhn hat durchschnittlich vier Quadratmeter zur Verfügung und draußen steht ein Zaun rund um die 6000 Quadratmeter Freifläche. Um 6 Uhr morgens geht das Licht für die Hühner an. Ab 10 Uhr können sie raus.

Technik kümmert sich um Futter und Kot

Im Sommer wie im Winter muss Felix Sentker neben dem Wohl seiner Tiere das Wohl seiner Flächen im Auge behalten. Die Fläche wird gewechselt, im Winter alle zwei Monate, im Sommer auch mal alle vier Wochen. Die Wiese muss sich einfach erholen. Eine weitere Herausforderung ist die Abwehr von Habichten oder Füchsen, dafür helfen in Hörstmar ein paar Hähne und Ziegen.

Beeindruckend ist die Technik hinter dem mobilen Hühnerwagen allemal. Vier Tonnen Futter werden durch einen Lieferanten aus Minden alle drei Wochen gebracht und automatisch mit einem Schlauch in ein Silo geblasen. Sentker: &bdquo;Mais, Weizen, Soja und Sonnenblumenkerne.“ Während der Kot der Zweibeiner über ein Förderband nach außen transportiert wird, muss Familie Sentker die Eier noch &bdquo;per Hand“ aus dem Stall in die Packstation transportieren.

Rund 1000 Eier am Tag hin- und her zu tragen, wäre allerdings deutlich zu anstrengend. Die Eier werden in 30er Einheiten vorsortiert und auf einer Palette mit dem Traktor die 50 Meter gefahren. Sentker: &bdquo;Letztendlich lassen sich viele Schritte automatisieren, aber bei uns haben wir im Grunde jedes Ei drei Mal in der Hand, bevor es irgendwo gegessen wird.“

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