Journalist Fleischhauer sagt in Lemgo: „Die Freiheit wird nach und nach suspendiert“

Lemgo. Dass Sozialdemokraten am seltensten Sex haben, ist seit Längerem bekannt, 1,5-mal pro Woche versus 1,8-mal bei Unionswählern und, Spitzenwert, 2,1-mal bei FDP-Anhängern. Wer das mal behauptet hat? Jan Fleischhauer, bekannt geworden über den &bdquo;Schwarzen Kanal“ im Spiegel, seit vier Jahren aber Kolumnenschreiber im Focus. Fleischhauer lebt mit Frau und Kindern südlich von München. Am Freitagabend sprach er auf Einladung der FDP in Lemgo.

Robert Adrian, FDP-Stadtverband: &bdquo;Er flog nach Paderborn, wir haben ihn abgeholt, er hat im Stadtpalais übernachtet, am Samstag flog er zurück.“ Ein voll besetzter Saal in Lemgo sorgte dafür, dass einer der wenigen eher konservativen Kolumnenschreiber der Republik quasi ein Heimspiel hatte. Eine seiner Grundthesen &bdquo;Mehr Freiheit, weniger Bevormundung“ dürfte bei den Liberalen ausschließlich Nicken hervorrufen. Fleischhauer stellte en passant fest, dass statistisch mindestens zwei Drittel der Journalisten in Deutschland sich selbst politisch eher &bdquo;links“ verorten. Er selbst hätte aber mit Außenministerin Annalena Baerbock kaum Probleme. Fleischhauer: &bdquo;Es hätte schlimmer kommen können, Kevin Kühnert“ Tusch. Erste Pointe, erster Applaus im Stadtpalais.

Tusch, Pointe, Applaus

Fleischhauer, der zwar in Bayern lebt, dessen Wiege allerdings wie bei Kanzler Olaf Scholz in Osnabrück steht, erfreut sich stets, wenn er politische Standortbestimmung deuten und beschreiben kann. Daher sieht er sich im Fahrwasser der Ampel in Berlin natürlich derzeit bestens aufgehoben. Seine Kritik an immer neuen &bdquo;Wolkenkuckucksheimen“, die viele wollen, aber keiner bezahlen kann, treffen mindestens bei den Liberalen den Nerv der Zeit. Und selbst Otto Normalverbraucher, die es in Tauberbischofsheim wie Lemgo bekanntlich ebenfalls gibt, dürften unter Hinzunahme des gesunden Menschenverstandes längst verstanden haben, dass man auf Dauer nicht mehr Geld ausgeben kann als man eingenommen hat. Fleischhauer: &bdquo;Und – was bitte ist ein Rechtsstaat wert, der Ankündigungen macht, denen nichts folgt?“

Wenn nichts folgt

Der Wahl-Münchener hat sich vor seinem Termin in Lemgo noch ein paar Umfragen reingezogen. Eine sagt aus, dass angesichts der politischen Gemengelage der Gegenwart mittlerweile 60 Prozent der Deutschen es keiner Partei mehr zutrauen, den Laden in den Griff zu bekommen. Was den Focus-Mann an ein Zitat von Johann Nestroy erinnern lässt: &bdquo;Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.“ Und er fragt noch in die Runde: &bdquo;Ist die Welt, wie sie in den Medien dargestellt wird, wirklich so, wie wir Menschen den Alltag erleben?“

Sicherlich eine Frage, über die alle 65 Gäste im Stadtpalais mal auf dem Nachhauseweg nachdenken werden. Und Fleischhauer legt noch schnell nach: &bdquo;Es hat meiner Meinung noch nie eine Generation gegeben, die angepasster ist als die jetzige. Eltern fahren ihre Kinder im SUV zur Friday-for-Future-Demo und klatschen am Straßenrand mit“ Womit er die größte deutsche Angst ohnehin ausgemacht hat. Fleischhauer gegenüber der LZ: &bdquo;Anzuecken.“

Aktuelle Seitenhiebe

Und ein paar aktuelle Seitenhiebe verteilt der Journalist am Abend gratis. Nehmen wir das hier: &bdquo;Indianer in Nord-Amerika beklagen sich nicht, dass wir in Bad Segeberg die Karl-Festspiele aufführen.“ Oder den hier: &bdquo;Ich war in Berlin in einem Restaurant. Da wurde jedes Gericht nur mit regionalen Produkten gemacht. Alle Gerichte waren ohne Pfeffer, weil der in Berlin nicht wächst.“ Noch einen? &bdquo;Ich mache keine Witze über Leute, die weniger als 10.000 Euro im Monat verdienen. Das habe ich von Harald Schmidt gelernt.“Tja: Warum sachlich, wenn es auch persönlich geht – möchte man meinen. Trotz aller bekannten Argumente gegen oder für das Gendern, für oder gegen die Beamten, für oder gegen Toni Hofreiter – es steht fest, dass es allein mit Rezepten aus Kalau nicht getan sein wird. Allein, Fleischhauer sieht die Probleme letztendlich schon in den korrekten Zonen verordnet. Die Freiheit wird nach und nach suspendiert. Was wird bleiben, wenn die Grenzen des Sagbaren weiter und weiter verengt werden?

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