Darf das sein? Ein barrierefreier Zugang sorgt in Lemgo für Diskussionen

Lemgo. Ein neues Lokal hat in der Innenstadt aufgemacht. Mahalo bietet an der Mittelstraße 70 frische Bowls, Smoothies, Fisch oder Fleisch vom Hot Stone und vieles mehr. Erst einmal gute Nachrichten, doch der barrierefreie Zugang zu dem Restaurant per Podest und Rampe hat zu Streit und Missverständnissen geführt.

Denn nicht alle finden die Konstruktion in der frisch sanierten Fußgängerzone optisch gelungen und immer wieder war in der Vergangenheit die Frage zu hören: Hat die Miteigentümerin der Immobilie, Architektin Dr. Manuela Kramp, Rampe und Podest in Eigenregie ohne Genehmigung errichtet? Nein, sagt Manuela Kramp deutlich. Und stellt entgegen aller Gerüchte klar: Podest und Rampe sind von der Stadt nicht nur genehmigt, sondern auch entworfen worden.

Fußbodendämmung für energetische Sanierung Doch zur Vorgeschichte: 2021 kauften die HKI GbR mit Andreas Hagemann und Architektin Dr. Manuela Kramp, die auf Altbausanierung spezialisiert ist, das um 1578 erbaute Gebäude, das ehemals im Besitz der Familie Wippermann war und zuletzt vom Fleischer Solfen genutzt wurde. Zuvor war das Haus 2015 verkauft und in einem ersten Schritt entkernt worden, bevor die HKI GbR es 2021 übernahm und umfassend sanierte .

Um den energetisch geforderten Mindestwärmeschutz zu gewährleisten, brachte sie eine Fußbodendämmung ein. Denn Dämmung jeglicher Art war nicht vorhanden. Dank moderner Materialien sei es ihr gelungen, den Fußbodenaufbau im ehemaligen Ladenlokal von 21 auf 13 Zentimeter zu reduzieren, inklusive des Estrichs, in dem die Fußbodenheizung sitze. Damit rückte die Eingangsstufe etwa 13 bis 15 Zentimeter hoch.

Um das Gebäude barrierefrei zugänglich zu machen, schlug Dr. Manuela Kramp der Verwaltung daraufhin eine Aufpflasterung in der Mittelstraße vor. Die hielt die Verwaltung allerdings für nicht geeignet, da die Fläche nicht den technischen Regeln entsprochen hätte, wie Karl Wessel, Geschäftsbereichsleiter, auf Nachfrage schreibt. Stattdessen seien von der Stadt Rampe und Podest vorgeschlagen worden. Das war im Juli 2023, im Herbst 2023 begannen die entsprechenden Bauarbeiten.

Pläne für Rampe und Podest stammen von der Stadt Vorgehen und Ergebnis waren dann unter anderem im Haupt- und Stadtentwicklungsausschuss Thema und wurden kritisiert. Auf Nachfragen bestätigten Karl Wessel und auch Bürgermeister Markus Baier, dass für Rampe und Podest eine Einzelfallgenehmigung vorgelegen habe - eben um die Barrierefreiheit zu dem Ladenlokal zu gewährleisten. Ähnliche Entscheidungen würden regelmäßig im Rahmen von Bauvorhaben getroffen, die Beteiligung der Fraktionen sei daher nicht zwingend notwendig gewesen. Aufgrund der Irritationen wolle die Verwaltung die Fraktionen künftig aber nach Möglichkeit früher beteiligen.

Ein viel beachteter Leserbrief von Architekt Reinhard Schwakenberg brachte das Thema dann erneut zum Brodeln. Er sieht in der Rampe einen Wildwuchs in der harmonisch sanierten Fußgängerzone, schreibt von &bdquo;illegaler Grenzüberbauung“, vermutet willkürliches Handeln und befürchtet Nachahmer: &bdquo;Einen besseren Präzedenzfall für selbstgerechtes Handeln kann man sich doch gar nicht wünschen.“

Vorwürfe, die Dr. Manuela Kramp nicht auf sich sitzen lassen möchte und erneut auf die Einzelfall-Entscheidung verweist, die - wie auch die Verwaltung betont - nicht zum Präzedenzfall tauge. Von der Genehmigung war in der Tat auch in den Ausschüssen die Rede, das allerdings, ohne dass allen Beteiligten deutlich wurde, dass die beanstandeten Pläne von der Stadt selbst kamen. Das Argument der Barrierefreiheit will Kritiker Schwakenberg allerdings nicht gelten lassen und sieht hier den Kardinalfehler. Schließlich sei das Haus vor den Bauarbeiten eben zugänglich gewesen.

Architektin sieht keine Alternative Manuela Kramp aber verweist auf die nötige und auch gesetzlich vorgegebene Dämmung und sieht keine Alternativen. Sie hatte die Immobilie vom Vorbesitzer als Baustelle übernommen, die Statik des Hauses sei so instabil gewesen, dass &bdquo;wir sogar die Fassaden fixieren mussten“. Ein Auskoffern des Bodens sei nicht möglich gewesen.

Eine niedrige siebenstellige Summe habe die HKI GbR bereits in das Haus investiert und das Ladenlokal sowie im oberen Geschoss sechs Wohnungen samt Fahrstuhl ausgebaut, von denen noch eine 100 Quadratmeter-Wohnung zu vermieten sei. Im Ladenlokal ist Alexander Rembold mit seinem Mahalo eingezogen .

Das hat seit Ende Februar geöffnet, nach Ostern am 5. April will Rembold offiziell die Eröffnung mit Foodtruck und DJ feiern. 78.000 Euro hat er in Innenausbau und für Personal investiert und an Rampe und Podest nichts auszusetzen. Ganz im Gegenteil freut er sich über zahlreiche auch gehbehinderte Gäste, die das Restaurant besuchen. Und das seien in den vergangenen Tagen allein zwölf Rollstuhlfahrer gewesen, ohne dass er die Rollator-Gänger einberechnet habe.

Gehbehinderte wissen Rampe zu schätzen Eine Rampe erst im Laden, so wie sie manche vorschlagen, hält er für kaum realistisch. &bdquo;Das wäre deutlich zu eng und die Steigung einfach zu groß.“ Dem hat auch Inge Koslowski nichts hinzuzufügen, die just die Rampe mit Rollator zum Restaurant hinauf rollt. &bdquo;Ich sehe direkt, dass ich ohne Probleme in das Lokal komme. Das hilft mir sehr“, sagt die Seniorin.

Auch der Beauftragte für Menschen mit Behinderungen hatte an der Rampe wenig auszusetzen, schlug allerdings noch eine aufgesetzte Kante zur seitlichen Absicherung vor. Die ist mittlerweile angebracht, ein Schriftzug, der auf die HKI und das Sanierungsjahr 2023 hinwies, auf Wunsch der Politik entfernt und der Fahrradständer als möglicher Störfaktor versetzt. Zusätzlich wurde an der Rampe noch Lavendel angepflanzt, wie es die Verwaltung empfohlen hatte.

Eine Behinderung oder Stolperfalle, wie sie manche befürchten, kann Dr. Manuela Kramp nicht erkennen und auch Pächter Alexander Rembold weiß diesbezüglich nicht von Problemen zu berichten. Und falls doch etwas passieren sollte: Den Versicherungsschutz hat gemäß Vertrag die Hauseigentümerin übernommen.

Darf das sein? Ein barrierefreier Zugang sorgt in Lemgo für Diskussionen

Lemgoer Sachverständige warnt: Diese Fehler können Hauskäufer in den Ruin treiben

Highlights im neuen Jahr: Diese berühmte Schauspielerin kommt nach Lemgo

Dieser Händler zieht in die ehemaligen Räume von „dm“ in Lemgo

16-Jähriger in Lemgo getötet: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage im Mordfall Edeka

Sommerreifen verschwinden aus Lemgoer Garage

68 Studentenwohnungen entstehen in Brake - Abriss soll Anfang 2026 beginnen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €