„Man stößt schon mal an seine Grenzen“: Wie zwei Lemgoer Geflüchteten helfen

Lemgo. &bdquo;Ich habe für mich das Richtige gefunden, ohne danach gesucht zu haben“, so beschreibt Jürgen Gehle aus Lemgo seinen Weg ins Ehrenamt. Zusammen mit Veronica Ertel und angesiedelt beim Deutschen Roten Kreuz unterstützt er derzeit jeden Dienstag geflüchteten Ukrainern bei behördlichen Anträgen oder mit Formularen im Mehrgenerationenhaus Lemgo. Daneben helfen beide auch an anderer Stelle.

Dass sie an ihrer freiwilligen Arbeit Spaß haben, ist beiden während des Gesprächs deutlich anzumerken. Die Stimmung ist gut, beide müssen oft lächeln, während sie erzählen - auch wenn die Arbeit nicht immer einfach ist und sie auch schon negative Erfahrungen gemacht haben. Doch es ist nicht nur ihre Aufgabe, die ihnen Freude macht, sondern sie schätzen auch den Zusammenhalt im Team.

Doch wie sind sie zu ihrem Ehrenamt gekommen? Für Jürgen Gehle hat alles 2017 begonnen. Er engagiert sich in der Flüchtlingshilfe zusammen mit seiner Frau. Sie nehmen sich einer Familie aus Syrien an sowie einer iranischen Familie und unterstützen auch einen Junggesellen aus Eritrea. Sie helfen bei Behördengängen und im täglichen Leben. Inzwischen seien die Familien hier angekommen. &bdquo;Die Kinder der syrischen Familie studieren“, berichtet Gehle. Auch der Mann aus Eritrea und die iranische Familie seien hiergeblieben, hätten Arbeit gefunden. Der Iraner, ein ehemaliger Kickbox-Meister, gebe seit einigen Jahren einen festen Kurs beim TV Lemgo.

Helfen und an Grenzen stoßen Das Mehrgenerationenhaus in der Echternstraße ist schon zu der Zeit fester Anlaufpunkt. Durch Corona kam jedoch einiges zum Erliegen. Vergangenes Jahr wird der Lemgoer dann wieder aktiver. Er hilft beim Ukrainischen Café, das ebenfalls immer dienstags stattfindet, und bildet sich beim Kreis Lippe weiter. Da er beruflich im Finanzwesen gearbeitet hat, kommt er schließlich zu der Sprechstunde für Ukrainer. &bdquo;Ich musste mich da auch erst einarbeiten und reinwachsen“, sagt er. Inzwischen habe sich jedoch eine Routine entwickelt. Hürden gebe es dennoch, denn viele kämen mit sämtlichen persönlichen Angelegenheiten - und da stoße man schon an seine Grenzen.

Das berichtet auch Veronica Ertel, die als Übersetzerin hilft. &bdquo;Wenn die Menschen merken, dass ich sie verstehe, dann fangen viele an zu reden, sind sehr mitteilungsbedürftig und wollen etwas loswerden.“ Oftmals habe das keinen Bezug zum Thema, da müsse sie dann einerseits alles übersetzen, und andererseits einen Weg finden, behutsam zurück zur Sache zu kommen. Doch sei es auch dieses Zwischenmenschliche, das bei Behörden oft verloren gehe, was das Ehrenamt auffange.

Veronica Ertel kommt ursprünglich aus Usbekistan, doch lebt schon lange in Lemgo und ist ebenfalls seit mehreren Jahren ehrenamtlich unterwegs. &bdquo;Ich helfe, weil ich helfen kann und möchte“, lautet ihre einfache Antwort auf ihr Engagement. Sie unterstützt als deutsch-russische Übersetzerin und gibt an anderer Stelle Kindern Malunterricht auf russisch. &bdquo;Das ist wie eine Art Therapie. Viele kommen zur Ruhe. Es ist schön zu sehen, wie sich die Kinder verändern“, führt sie aus.

Ehrenamt hält jung und fit Beide schildern zudem die Dankbarkeit, die sie führ ihre Tätigkeiten erhalten. Das sei schön. Ebenso der Kontakt zu den Menschen und die ein oder andere witzige Situation, die sich ergebe. &bdquo;Man darf keine Vorurteile haben und muss sich auf die anderen einlassen können“, sagt Jürgen Gehle. Dennoch hätten beide bereits negative Erfahrungen gemacht. Jürgen Gehle auch innerhalb der eigenen Familie. Doch das Positive überwiege.

Ein Ehrenamt auszuführen können beide nur empfehlen. &bdquo;Es gibt so viele Bereiche, so viele Richtungen in die man reinschnuppern und sein Wissen einbringen kann“, sagt Jürgen Gehle, der sich zuvor reiflich überlegt habe, wie und wo er helfen möchte. &bdquo;Zudem hält es jung und geistig fit.“ Jeder könne einen Beitrag leisten. Veronica Ertel stimmt ihm da vollkommen zu. Beide Lemgoer wollen auf jeden Fall weitermachen.

„Man stößt schon mal an seine Grenzen“: Wie zwei Lemgoer Geflüchteten helfen

Ohne diesen Lemgoer Arzt hätten viele Kinder keine Zukunft

Ursache bestätigt: 8 Verletzte nach Gasalarm in der Lemgoer Innenstadt

EKG füllt die Marienkirche Lemgo mit Musik

Jugendarbeit maßgeblich gestaltet und bestimmt: Trauer um Rolf Hollensteiner

Bis zu 50.000 Euro für Sanierungen des Wasserrades an Lemgos Ölmühle

DHB-Pokal-Viertelfinale: 470 sehen den Sieg beim Public Viewing in Lemgo

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €