Ohne diesen Lemgoer Arzt hätten viele Kinder keine Zukunft

Lemgo. Ein großes Herz braucht es, um das zu tun, was Dr. Dr. (Syr) Ibrahim Moussa, Facharzt für Mund-, Kiefer-, und Gesichtschirurgie und Plastische Operationen seit nunmehr 20 Jahren leistet: Als Arzt hilft er dort, wo er am nötigsten gebraucht wird, nämlich von Kindern in Krisengebieten. Ende Oktober ist er dafür für eine Woche nach Mauretanien gereist, im Dezember ging es nach Somaliland.

Er selbst sei in einem Dorf in ärmlichen Verhältnissen in Syrien aufgewachsen, erzählt Moussa. Seine Eltern hätten allerdings alles, wirklich alles für ihre Kinder getan und haben ihm sowohl eine gute Schulbildung als auch ein Medizinstudium ermöglicht. &bdquo;Aus meinem Dorf mit rund 1300 Einwohnern war ich damals der erste Arzt. Mittlerweile sind es knapp 50. Und auch in meiner Familie war ich der erste, der Medizin studiert hat, mittlerweile sind es 13. Ich bin also eine Art Vorbild gewesen“, sagt er stolz.

Seit 2002 in Lemgo selbstständig

Mit 23 Jahren kam er nach dem ersten Teil seines Studiums nach Deutschland. &bdquo;Schon als Kind hatte ich den Traum, ins Ausland zu gehen. Ich wollte zwar auch mal Architektur studieren, bin jetzt als Arzt aber mehr als zufrieden. Das war definitiv die richtige Entscheidung.“ Nach seiner Facharztausbildung und verschiedenen Stationen machte er sich im Jahr 2002 in Lemgo selbstständig.

Im Jahr 2004 sei Moussa von einer Hilfsorganisation angesprochen worden, ob er nicht Interesse an ehrenamtlichen Einsätzen hätte. &bdquo;Ich hatte die entsprechenden Unterlagen bereits ausgefüllt, da brachte einer meiner Kollegen das ,Hammer Forum´ ins Spiel, weil diese Organisation deutlich transparenter arbeite.“ Seitdem sei er auf mehr als 30 Hilfseinsätzen unter anderem im Kongo, in Mauretanien, im Jemen, in Eritrea oder in Somaliland aktiv gewesen. &bdquo;Die verschiedenen Fachärzte reisen immer dorthin, wo sie definitiv gebraucht werden. Ärzte vor Ort sondieren die medizinische Lage und fordern dann entsprechende Ärzte an.“

Oft 100 Kinder in Behandlung

In den Zielländern angekommen, warten dann für gewöhnlich eine ganze Menge Kinder mit ihren Eltern auf Ibrahim Moussa. &bdquo;Rund 100 Kinder können es gut schon einmal sein, die von mir untersucht und dann für die weitere Behandlung eingeplant werden.“ Den ersten Tag nutze er stets, um sich diesen Überblick zu verschaffen und die Operationen zu planen. Und dann wird es richtig anstrengend, den dann stehen in den Tagen des Aufenthalts, der meist eine Woche zuzüglich Reisezeit beträgt, von morgens bis abends Operationen an.

&bdquo;So viel zu operieren, das ist natürlich sehr anstrengend, aber das lernt im Grunde jeder Arzt während seiner Aus- und Arbeitszeit. Es gab früher sogar Operationen, die um sieben Uhr morgens gestartet sind und um Mitternacht beendet waren. Gestärkt haben wir uns währenddessen vielleicht mal mit einer Tasse Tee.“

Dieser Arbeitsaufwand sei ihm aber sehr wohl bewusst und der sei auch immer eingeplant. &bdquo;Wenn die Kinder dort sitzen und ich ihnen mit meiner Arbeit ein neues Leben schenken kann, weil ich Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten richte oder Tumore entferne, dann mache ich nicht einfach Feierabend – auch meine Kollegen nicht.“ Bei gewöhnlichen Einsätzen stünden bei ihm 40 bis 60 Operationen während einer Sechs-Tage-Woche auf dem Programm.

Zwei bis drei Tage brauche er nach einem solchen Einsatz, um sich zu erholen und dann wieder für seine Patienten in Lemgo da sein zu können. &bdquo;Die Arbeit ist zwar anstrengend, belastet mich aber nicht so sehr, als wenn ich Kindern, die etwa einen bösartigen Tumor haben, nicht helfen kann. Daran denke ich dann noch sehr lange.“

Einsatz noch intensivieren

Das reine Ehrenamt stocke Moussa zudem noch um Sachspenden auf, wenn er auf jedem seiner Einsätze medizinisches Equipment im Wert von jeweils mehr als 4000 bis 5000 Euro mitnehme. Vor Ort würden die Ärzte teils in Hotels wohnen, wo das nicht möglich ist, mieten sie gemeinsam Wohnraum an. &bdquo;Dort gibt es manchmal auch kein fließendes Wasser und gekocht wird auf dem Gasherd. Wir wechseln uns dann mit dem Kochen des Abendessens immer ab. Ich kann sehr gut kochen“, sagt Dr. Moussa lachend.

65 Jahre alt sei er inzwischen und auch wenn man ihm dies nicht ansehe, so habe er bereits seinen Rentenausweis. &bdquo;Die Arbeit in der Praxis werde ich in den kommenden Jahren reduzieren, die Arbeit für die Hilfsorganisation aber deutlich herauffahren.“ Ein bis zwei monatliche Einsätze plane er in Zukunft. Acht Einsätze seien bereits für das kommende Jahr geplant.

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