Lemgo. Vielseitige Buchempfehlungen haben die Veranstaltung „Ganz Ohr sein“ in der Stadtbücherei Lemgo zu einem Erlebnis werden lassen.
Den Auftakt machte Nils Levin Sehnert, der seit Mai als Stipendiat im Atelierhaus in der Echternstraße wohnt. Er empfahl das Buch „Rettet den Boden“ von Florian Schwinn: „Das Buch ist ein flammendes Plädoyer für einen sorgsamen Umgang mit dem Boden, dem Humus, aus dem alles entsteht. Und für den Erhalt seiner natürlichen Bewohner, die das möglich machen.“ Stellvertretend stellte Sehnert den liebenswerten Maulwurf in den Fokus: „Wo er lebt und sich ernähren kann, lebt auch der Boden und kann Nahrung erzeugen“, wird Sehnert in einer Pressemitteilung der Freunde und Förderer derStadtbücherei Lemgo zitiert.
Eine Frage nach der Zukunft
„Was macht ein Doktor der Philosophie an einer technischen Hochschule?“, fragte Moderatorin Elisabeth Webel Professor Dr. Josef Löffl. Es sei - stark verkürzt formuliert - eine Frage nach der Zukunft. „Wenn man zusammenhält zugunsten einer großen, gemeinschaftlichen, ehrbaren Aufgabe, dann lassen sich auch schwierigste Situationen, selbst augenscheinlich ausweglose, meistern“, erklärte Philosoph Löffl. Im „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien finde man diesen mutmachenden Zusammenhalt. Deshalb empfiehlt Löffl das Buch: „Es ist vielfältiger und spannender als die Verfilmung.“
Mutiger werden und damit weitermachen – das sind Aufgaben und Ziele, die sich Lemgos Gleichstellungsbeauftragte Christiane Osterhage gesetzt hat. Empfohlen hat Osterhage Selma Lagerlöfs „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“. Selma Lagerlöf erhielt als erste Frau den Literatur-Nobelpreis, wurde als erste Frau in die Schwedische Akademie aufgenommen und gilt als herausragende Pazifistin, Politikerin und Frauenrechtlerin. Ihr Buch „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ hat Christiane Osterhabe nach eigenen Angaben aber schon lange vor dem Wissen um die Autorin begeistert.
Neues aus dem Bücherherbst stellte Büchereileiter Axel Koch vor. Salman Rushdies „Knife“ zum Beispiel. Seit den „Satanischen Versen“ sei Rushdie von der Fatwa – quasi einer religiösen Morderlaubnis – bedroht. Im August 2022 fand der Mordversuch mit einem Messer statt. Rushdie überlebt schwer verletzt. Er berichtet in seinem Buch von dem Attentat und der Zeit danach. Außerdem stellte Koch zwei Sachbücher zum Thema „In welcher Welt leben wir eigentlich?“ vor: Julia Friedrichs „Crazy Rich“; Christian Stöckers, „Männer, die die Welt verbrennen“. Drei Bücher aus dem Bereich der Belletristik rundeten die Empfehlungen ab: Peter Huth: „Der Honigmann“; Sally Rooney: „Intermezzo“; Markus Thielemann: „Im Norden rollt ein Donner“.