Großstädterin steigt in Dörentruper Landarztpraxis ein

Dörentrup-Hillentrup. Er habe die Hoffnung auf einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin eigentlich schon aufgeben wollen, sagt Dr. Wilhelm Schüte. Doch das Hoffen hat am Ende geholfen: Mit Dr. Kristina Pflanz hat der 69-jährige hausärztliche Internist eine junge Kollegin gefunden, die die Praxis in Dörentrup übernehmen will. Eine glückliche Fügung, sind sich alle Beteiligten einig.

Und längst keine Selbstverständlichkeit, werden doch Mediziner auf dem Land händeringend gesucht. Doch seit einiger Zeit gibt es aus Nordlippe häufiger positive Nachrichten, und die 31-jährige Kristina Pflanz reiht sich hier ein. Sie ist ebenfalls Fachärztin für innere Medizin und hausärztlich tätig. Und mit ihr hat’s ein echtes Großstadtkind aufs Land gezogen.

&bdquo;Großstadtleben ist nichts für mich“ Denn die Medizinerin stammt aus Oberhausen, hat in Essen Medizin studiert und dann am renommierten Alfried-Krupp-Krankenhaus in der Ruhr-Metropole gearbeitet. Aber dann wurde ihr klar: &bdquo;Das Großstadtleben ist nichts für mich.“ Also zog sie nach Aerzen und arbeitete fast fünf Jahre lang im Bathildis-Krankenhaus Bad Pyrmont. &bdquo;Da habe ich ebenfalls viel gelernt.“ Sie machte dort ihre Facharzt-Ausbildung, hatte aber nach eigenem Bekunden immer den Traum, sich selbstständig zu machen und ihre eigene Praxis zu führen. Also ging sie auf die Suche.

Und wurde nach vorübergehender Tätigkeit in einer Barntruper Praxis bei Schüte direkt neben dem Dörentruper Rathaus fündig. &bdquo;Er ist ein toller Chef“, sagt Pflanz. Seit Anfang Dezember arbeitet sie dort zunächst als angestellte Ärztin. Es ist beschlossene Sache, dass sie Schütes Nachfolgerin wird. Von April an führen die beiden die Praxis gemeinsam. Ein konkretes Datum für die Praxisübergabe gibt es noch nicht.

Eine Patientin gab den Tipp Pflanz wird in Nordlippe mit offenen Armen empfangen. Dass in Dörentrup ein Nachfolger gesucht wurde, hatte sie von einer Patientin gehört. Pflanz weiß: &bdquo;Landarzt wollen viele nicht werden.“ Bei ihr ist es anders - die Arbeit abseits des Großstadttrubels ist ihr Traum. In der Praxis Dr. Schüte zu arbeiten, mache ihr großen Spaß, freut sich die Internistin. &bdquo;Das fachliche Niveau ist sehr hoch, es gibt eine gute Atmosphäre und tolle Kollegen.“ Damit meint Pflanz die Medizinischen Fachangestellten, aber nicht nur.

Denn Schüte hatte Anfang des Jahres mit Dr. Michael Dietenmaier weitere Verstärkung bekommen. Dietenmaier kam mit seinen 69 Jahren als Nachfolger allerdings nicht in Frage. Er ist ebenfalls hausärztlicher Internist, hatte bis vor zwei Jahren eine eigene Praxis an der Leopoldstraße in Lemgo, für die sich mit Dr. Yan Willière ebenfalls ein Nachfolger fand . 100 Prozent Ruhestand wollte er dann aber doch nicht, so dass Dietenmaier inzwischen ein bis zwei Tage in der Woche in der Praxis Schüte mitarbeitet. &bdquo;Ich arbeite noch gerne. Und hier macht es viel Spaß.“ Dazu trage das tolle Praxis-Team bei. Die Sprechstundenhilfen machten es möglich, dass er sich voll und ganz auf die Patienten konzentrieren könne.

Dass Schüte eine Nachfolgerin gefunden habe, sei ein Glücksfall, sagt Dietenmaier. &bdquo;Viele Kollegen suchen lange vergeblich nach jemandem, der die Praxis übernimmt. Manche finden niemanden.“ So würden auch Praxen geschlossen.

Schüte hat mehrere &bdquo;Joker“ Hinzu kommt in der Praxis Schüte mit dem Arzt Friedemann Halsig ein weiterer &bdquo;Joker“, wie der Chef sagt. Halsig, Chiropraktiker und praktischer Arzt, ist ebenfalls eigentlich bereits Ruheständler, behandelt aber zweimal wöchentlich halbtags Patienten in Dörentrup.

Der Praxisinhaber ist froh, dank Pflanz ein wenig kürzertreten zu können. Die Kollegin senke nicht nur den Altersdurchschnitt der Ärzte dramatisch, sondern sie entspanne die Situation auch deutlich. &bdquo;Ich habe mehr Zeit für den einzelnen Patienten und für Hausbesuche, vor allem in Altenheimen“, sagt der 69-Jährige.

Schüte ist seit 35 Jahren Internist und Landarzt. Lange Zeit hatte er eine Praxisgemeinschaft mit Dr. Norbert Rempe, ebenfalls einem &bdquo;Landarzt mit Leib und Seele“, so Schüte, der inzwischen im Ruhestand ist. Schüte ist nun seit 15 Jahren in den aktuellen Räumen - stets mit &bdquo;sportlichen Anfangszeiten“, wie er schmunzelnd sagt: montags ab 6 Uhr, an den anderen Wochentagen ab 7 Uhr. Er hat auch nicht vor, das zu ändern. &bdquo;Man braucht ja seine Strukturen ...“

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