Bei Henrich in Lemgo spielt das Obst seit 70 Jahren die Hauptrolle

Lemgo. Morgens um 10 Uhr. In der Mittelstraße ist bei dem tristen Wetter nicht viel los. Ein graues Einerlei, in dem die Lichterkette an der Markise von Henrich Obst und Gemüse verheißungsvoll leuchtet und den Blick auf eine üppig bunte Auslage leitet. In dem kleinen Laden reihen sich bereits die Kunden – und ein wenig scheint die Zeit stehen geblieben, fast wie vor 70 Jahren.

1957 hat Richard Henrich das Obst- und Gemüsegeschäft an der Mittelstraße 89 gegründet, 1973 übernahm Sohn Gerhard den Laden. Und eines hat sich in all den Jahren nicht verändert: Was bei Henrichs über die Ladentheke geht, ist frisch und von ausgesuchter Qualität. Ob Äpfel, Erdbeeren, Südfrüchte, Salat oder Gemüse, der Lemgoer sucht alle Produkte eigenhändig aus. Dafür fährt er jeden Morgen auf den Großmarkt nach Bielefeld, zur Spargel- und Erdbeerzeit steuert er dann noch die Markthallen in Hannover an.

Auch Trüffel aus Paris sind möglich Ab 4 Uhr morgens ist er dafür unterwegs, um frische Ware für den heimischen Laden auszusuchen. Viel Aufwand und doch ist Gerhard Henrich von dem Prinzip überzeugt. Denn nur so gelänge es, die frischeste mögliche Ware anzubieten und vor allem auch, passend zu planen, um nicht auf Obst und Gemüse sitzen zu bleiben. &bdquo;Das kann ich schon ganz gut einschätzen“, sagt der gelernte Einzelkaufmann und bietet eine von den kleinen Tomaten zum Kosten an. Fruchtig und zugleich würzig überzeugt sie die Geschmacksnerven und so etwas, sagt der Händler dann auch stolz, &bdquo;finden Sie eben nicht im normalen Lebensmittelladen“.

Für Kundenwünsche mache er fast alles möglich: &bdquo;Trüffel kann ich vom Pariser Großmarkt bestellen“, für Feiern oder auch Kindergeburtstage werden Melone & Co. auf Wunsch zu Krokodilen mit fruchtigen Leckereien im Maul geschnitten. Und wer mag, bekommt zum Gemüse gleich das passende Rezept vorgeschlagen. Nur auf eines muss der Kunde in der Mittelstraße 89 verzichten: Umverpackungen oder auch viel Plastikmüll, die sind bei Henrichs nicht zu finden.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind dem Händler wichtig. Obst und Gemüse versucht er daher aus der Region zu beziehen und ist besonders stolz auf die alten Apfelsorten, die sich in seinen Auslagen finden. Vor allem für Allergiker seien die geeignet, dafür gab es bereits lobende Worte vom BUND Lemgo, der Apfelallergiker gerne an das Obst- und Gemüsegeschäft Henrich verweist, das wochentags von 8 bis 13 Uhr und freitags bis 17 Uhr geöffnet hat.

Sorgen um die Kunden &bdquo;Dann reicht der Tag auch“, erklärt Gerhard Henrich entschieden, schließlich sei er täglich ab 3.30 Uhr auf den Beinen und muss auf den 60 Quadratmetern Verkaufsfläche einiges bewegen: Im Kühlraum im hinteren Teil des Geschäftes werden Obst und Gemüse gelagert, die in großen Teilen fast das ganze Jahr auch in der üppigen Auslage vor dem Geschäft angeboten werden. &bdquo;Nur bei Frost kommt alles ins Geschäft“, erklärt der Obsthändler und ja, angesichts der kleinen Fläche müsse man da schon öfter umstapeln.

Im Laden ist seit Jahrzehnten auch Ehefrau Cornelia Henrich mit dabei. &bdquo;Die gute Seele des Geschäfts“, wie ihr Ehemann sagt, die für den Familienbetrieb damals das Grundschulstudium aufgegeben hat. Obst, Gemüse, Eier, Trockenobst, dazu noch Gläser mit selbst geschnittenen Suppengewürzen nach altem Familienrezept und Fruchtkonfitüre - das Angebot hat sich über die Jahrzehnte kaum verändert. &bdquo;Alles andere kommt einfach nicht an“, erzählt der Chef von Versuchen, das Sortiment auszuweiten. Daran habe auch nichts geändert, dass Allfrisch, Kaiser oder auch Metzgereien in der Nachbarschaft in den vergangenen Jahren aufgegeben haben, denn &bdquo;unsere Kundschaft ist immer eine andere gewesen“.

Wenig geändert hat sich auch an dem persönlichen Zugang, den die Henrichs zu den vielen Stammkunden pflegen. &bdquo;Man kennt sich einfach und wenn jemand auf einmal nicht mehr kommt, da mache ich mir dann schon Sorgen“, erzählt Cornelia Henrich, umso schöner sei es dann, wenn Bekannte oder Familien der Kunden vorbeikämen und Entwarnung gäben. Ein Geschäft mit Tradition und Prinzipien eben - und das ist natürlich auch bei Kläschen dabei: Dann nämlich gibt es Glühwein vor der Tür und &bdquo;unser Stand zählt wohl zu den ältesten der Stadt“.

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