Demo und Gedenkveranstaltung: Ukrainische Community erinnert in Lemgo an den Kriegsbeginn

Lemgo. Sie sangen die ukrainische Nationalhymne und gedachten des dritten Jahrestages des Überfalls der russischen Armee auf die Ukraine: Etwa 80 Personen hatten sich am Dienstagabend zunächst auf dem Lemgoer Marktplatz versammelt und zogen anschließen mit Fahnen und Plakaten durch die Mittelstraße zum Ostertorplatz - einige von ihnen hatten Tränen in den Augen. &bdquo;Heute ist ein wichtiger Tag, ein besonderer Tag“, sagte der Organisator der Veranstaltung Klaus Kröker in seiner Rede auf dem Marktplatz.

Die Front derer, die sich diesem &bdquo;unmenschlichen Krieg“ entgegenstellen, bröckele langsam. Darum sei es umso wichtiger, dass die Menschen in Deutschland und Lemgo weiter zur Ukraine stehen. Das in der heutigen Zeit ein Land das andere überfalle und Ansprüche stelle, bezeichnet Kröker als &bdquo;barbarisch und unmenschlich“.

Mit dabei waren auch Tania aus Cherson und Katharina aus Odessa, die mittlerweile in Lemgo leben. &bdquo;Es ist ein trauriger Tag für uns“, sagt Tania im Gespräch am Rande der Veranstaltung. Ihre Stadt fiel unmittelbar nach Beginn des Krieges in russische Hand. &bdquo;Für die Kinder und die alten Leute war das ganz schlimm“, sagt Tania. Sie selbst habe ihr neu gebautes Haus verloren. &bdquo;Ich hatte ein großes Haus, aber jetzt ist alles zerstört.“

Gedenkveranstaltung im Gemeindehaus St. Pauli Nach der Kundgebung und dem kurzen Demonstrationszug ging das Gedenken im Gemeindehaus der Kirchengemeinde St. Pauli in der Echternstraße weiter. Daria Kutniak und Tanya Rymarchuk führten auf Deutsch und Ukrainisch durch das Programm. &bdquo;Wir wollen an alle erinnern, die ihr Leben für unsere Zukunft gegeben haben“, sagt Rymarchuk. Dazu sang ein Frauenchor mehrere ukrainische Lieder. Eine Kindertheatergruppe aus Lemgo führte ein einstudiertes Stück auf Ukrainisch auf, das auch auf Zuschauer ohne Sprachkenntnisse sehr bewegend wirkte. Auch einige Gedichte wurden vorgetragen.

Eugen Laschinski von der NGO &bdquo;Helpchain“ aus Herford war als Gastredner dabei und berichtete von der Tätigkeit seiner Organisation. Der Jurist, der auch in der Ukraine studiert hat, wurde selber dort geboren und kam im Alter von zehn Jahren nach Deutschland. Die Organisation gründete er kurz nach Kriegsbeginn. Doch schon Jahre zuvor habe er Hilfe für die Ukraine geleistet - vor allem im Bereich von Waisenhäusern und Tierheimen. Mittlerweile sei &bdquo;Helpchain“ in Deutschland, Moldawien und der Ukraine offiziell anerkannt.

Selber an der Front &bdquo;Zu Anfang des Krieges haben wir uns intensiv mit Evakuierungen beschäftigt“, gibt Laschinski einen Einblick. Mit Reisebussen seien &bdquo;so viele Menschen wie möglich aus den Kriegsgebieten herausgeholt“ und nach Moldawien, Italien, Österreich und Deutschland gebracht worden. Auch in seinem eigenen Zuhause hat er Geflüchtete aufgenommen. Teilweise so viele, dass er selbst anderweitig unterkommen musste.

Mittlerweile hat er sich ein großes Netzwerk aufgebaut und führt immer wieder Hilfstransporte durch. Auch für andere Hilfsorganisationen beteiligt er sich an der Koordination und Umsetzung der Hilfe. Als Kriegberichtersatter für die ukrainischen Streitkräfte sei er schon viele Male selbst an der Front gewesen. Aufgeben komme für ihn nicht infrage. &bdquo;Ich habe gar keine andere Wahl“, sagt Laschinski.

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