Verkehr, Immobilien: Das bringt die Lemgoer im Lippe-Check in Rage

Lemgo. Vorab: In Lemgo scheint es ganz gut zu laufen, doch in einigen Bereichen hapert es nach Eindruck der Bürger - und zwar gewaltig. Die Lippische Landes-Zeitung hat im Lippe-Check die Bürger gefragt: Wie wohl fühlen Sie sich in Lippe und in Ihrer Stadt? Wo läuft es gut, wo gibt es Nachholbedarf? Das Meinungsforschungsinstitut Co-Mind brachte die Umfrage auf den Weg. Drei Wochen lang konnten Bürger online abstimmen. 1505 Lemgoer waren dabei und haben ein beeindruckendes Stimmungsbild abgegeben.

Die Umfrage Insgesamt beteiligten sich im Februar über 10.140 Lipper an der Umfrage, unter ihnen 1505 Lemgoer. Sie nahmen zu Fragen aus allen Lebensbereichen Stellung und gaben zu Lemgo über 530 Kommentare ab. Das Credo: In Lemgo lässt es sich offensichtlich gut leben. Im lippischen Städte-Ranking belegte die alte Hansestadt den dritten Platz mit 6,51 von zehn möglichen Punkten, hinter Schlangen (6,76) und Leopoldshöhe (6,55), aber vor Bad Salzuflen (6,43) oder auch Detmold (6,42). Vor allem die Bereiche Lebensqualität, Sport & Vereine oder auch Gastronomie kommen bei den Lemgoer offensichtlich gut an. Deutlich schlechter sieht es hingegen im Einzelhandel, der Gesundheitsvorsorge oder auch im Immobilienbereich aus - abgeschlagen auf dem letzten Platz im lippischen Vergleich liegt Lemgo gar im Bereich Verkehr.

Hier kann Lemgo punkten Lemgoer lieben Vereine, ob im Sport oder im Ehrenamt. 7,9 Punkte vergeben sie in dieser Kategorie und liegen damit lippeweit auf dem zweiten Platz hinter Schlangen (8,38). Auch in der abgefragten Kategorie Lebensqualität kann die alte Hansestadt mit 7,57 punkten (vierter Platz). Wohl fühlen sich die Lemgoer offensichtlich auch mit dem kulturellen und Freizeitangebot in ihrer Stadt: 7,56 Punkte vergeben sie in diesem Bereich und bringen Lemgo damit lippeweit auf den dritten Platz. Allerdings gebe es vor allem im Jugendbereich noch deutliche Defizite. Hier seien mehr Angebote und Veranstaltungsorte nötig.

Durchaus kritische Stimmen sind in der Umfrage im Bereich Gastronomie zu finden, dennoch ist das Gros der Befragten offensichtlich sehr zufrieden: 7,12 Punkte und damit lippeweit der dritte Platz hinter Bad Salzuflen und Oerlinghausen. In den Kommentaren wünschen sich die Umfrageteilnehmer aber durchaus noch eine größere Vielfalt, vor allem auch bei den Restaurants. Auch wird die Qualität mitunter als nicht ausreichend empfunden.

Hier könnte es besser werden Nicht zufrieden sind die Lemgoer offensichtlich mit der Sauberkeit in der Stadt. Platz 6 mit 6,66 Punkten. Zu wenig Papierkörbe, zunehmende Vermüllung und auch dreckige öffentliche Toiletten verärgern die Umfrageteilnehmer. Auch im Stadtwald wünschen sie sich Mülleimer. Vergleichsweise gut schneidet Lemgo noch im Bereich Sicherheit ab: 6,67 Punkte (Platz 4, vor Detmold, Platz 7, und Bad Salzuflen, Platz 12) und damit über dem Durchschnitt von 6,13 in Lippe. Dennoch scheint es ein verstärktes Sicherheitsbedürfnis der Bürger zu geben, denn dieser lippische Wert liegt unter dem Durchschnittswert der Gesamtumfrage. In Lemgo sei mehr Polizeipräsenz auch nachts nötig, so die Teilnehmer, vor allem Frauen fühlen sich gefährdet.

Hier besteht Nachholbedarf Richtig, richtig unzufrieden aber sind die Bürger mit dem Verkehr in der Stadt. Lediglich 4,30 Punkte gibt es in diesem Bereich, damit bildet die Stadt das Schlusslicht in ganz Lippe. Es ist vor allem der Verkehr auf Gosebrede, Bruchweg und Richard-Wagner-Straße, der in den Kommentaren immer wieder kritisch angesprochen wird. Die Innenstadt müsse vom Verkehr entlastet werden, Stau bestimme oft das Bild. Viele Teilnehmer sind sich einig: die Nordumgehung müsse endlich her.

Auch dem Elternverkehr an den Schulen müsste mehr engegegengesetzt werden, so die Teilnehmer. Mehr und auch bessere Radwege wünschen sich viele Kommentatoren, unter anderem den Ausbau an der Rintelner Straße. Busse sollten öfter fahren, wenngleich der ÖPNV in der Umfrage mit 6,58 Punkten (lippeweit Platz 3) durchaus ganz gute Noten bekommt. Dennoch müssten die Dörfer besser angebunden werden und vor allem auch nach 18 Uhr noch Busse fahren.

Relativ schlecht schneidet auch der Einzelhandel in der Umfrage ab: 6,38 Punkte (lippeweit Platz 10). Der Leerstand in der Mittelstraße ist immer wieder Thema . Die Teilnehmer wünschen sich, dass die Stadt noch aktiver einschreitet und auf die Vermieter zugeht. Aber auch die Einzelhändler sind angesprochen: Sie mögen sich verstärkt zusammensetzen, auch um die Öffnungszeiten der Geschäfte besser abzusprechen. Auch das Erscheinungsbild der Mittelstraße wird kritisiert, ebenso fehle es an Sitzgelegenheiten und an Spielmöglichkeiten für die Kleinen.

Problemfall: Immobilien Unter dem Durchschnitt liegt Lemgo auch in der Kategorie Gesundheitsversorgung, 5,81 Punkte, Platz 10. Die Teilnehmer wünschen sich den Erhalt des Klinikums vor Ort und mehr Ärzte (vor allem Kinderärzte).

Und dann ist da noch der Immobilienmarkt, der offensichtlich besorgniserregend ist. Nur 4,95 Punkte vergaben die Lemgoer, lippeweit damit Platz 14. Bezahlbare Grundstücke sind Mangelware, Familien suchen seit Jahren ohne Erfolg. Hier müsse die Stadt stärker eingreifen. Auch wird angeregt, den Leerstand in der Mittelstraße stärker zu Wohnraum umzunutzen.

Ein Thema, das die Verwaltung allerdings schon lange umtreibt. Nachdem sich Familien zuletzt in Ausschüssen über die schier unmögliche Situation geäußert hatten, geeignete Baugrundstücke zu finden, hat die Stadt mit der Vergabe nach sozialen Kriterien reagiert. So sollen Grundstück im Neubaugebiet am Pöstenweg und am Pahnsiek/Lehnsland zum Teil nach sozialen Kriterien vergeben werden . Auch müssen sich Investoren in Lemgo bereits seit Jahren verpflichten, ab einer bestimmten Größe in Baugebieten auch sozialen Wohnungsbau umzusetzen.

Viele weitere Infos zum Lippe-Check finden Sie unter www.lz.de/lippecheck auf der LZ-Homepage.

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