Angsträume: In diesen Bereichen fühlen sich die Lemgoer unsicher

Lemgo. Mitte Februar wurde ein 44-jähriger Mann nachts in der Engelbert-Kaempfer-Straße zusammengeschlagen. Die LZ berichtete und das Leser-Interesse war immens. Grund für die LZ nachzufragen: Wie erleben die Lemgoer ihre Stadt. Haben sie Angst, nachts alleine unterwegs zu sein? Die Online-Umfrage hat interessante Einblicke ergeben, ebenso wie der Lippe-Chec k.

Dabei sei vorab gesagt: Angst-Orte, also das Gefühl sich im Dunkeln im öffentlichen Raum nicht wohlzufühlen, gibt es vielerorts. Oftmals auch ein subjektives Gefühl, das dennoch ernst genommen werden sollte. Und das wurde auch auf Bundes- und Landesebene erkannt: Die SPD hat dazu unter anderem einen Antrag für das Programm &bdquo;1000 Helle Orte" im Landtag eingebracht.

Die LZ-Umfrage Doch wo liegen diese Orte, an denen sich die Lemgoer nachts unsicher fühlen? 322 Leser haben sich bis Mitte März an der LZ-Umfrage aktiv beteiligt . Es waren mehrheitlich Frauen, die berichteten; 300 Teilnehmer gaben ihr Alter an: 43 Prozent waren zwischen 40 und 59 Jahren alt, gefolgt von den 25- bis 39-Jährigen mit 31 Prozent. 18 Prozent der Teilnehmer waren über 60 Jahre alt, gut acht Prozent 24 Jahre und jünger.

Das sagen die Befragten Durch alle Altersklassen zog sich das Gefühl, im Dunkeln in Lemgo nur ungern allein unterwegs zu sein. Diese Stimmen überwogen deutlich den Anteil derer, die sich in Lemgo auch nachts durchweg sicher fühlen. Es sind vor allem Frauen, die nachts die Angst befällt. Etliche von ihnen gaben an, zu Fuß abends gar nicht mehr unterwegs zu sein. Dabei fühlen sich die Bürger vor allem auf dem Wall, im Bereich der Breiten Straße oder auch im Abteigarten unsicher.

Auch das Gelände rund um das Schulhofgelände am EKG würden viele nachts eher meiden. Von Grüppchen und Ansammlungen ist immer wieder die Rede, die im Dunkeln nur schlecht einzuschätzen seien. Ein Teilnehmer berichtet von einem Vorfall am Waisenhausplatz, als eine Frau bedrängt wurde. Auch am Wall habe es Vorfälle gegeben . &bdquo;Im Dunkeln überquere ich den Wall gar nicht mehr", schreibt eine Frau, auch wenn das durchaus zu langen Umwegen führe.

Es ist vor allem bessere Beleuchtung, die sich die Befragten wünschen. Ob in der Innenstadt oder auf dem Wall - den Bürgern ist es nachts zu dunkel. Auch die Wege am Schloss oder am Campingplatz werden als unzureichend ausgeleuchtet empfunden. Daher votieren Leser dafür, die Beleuchtung nicht nur auszubauen, sondern die Lampen die ganze Nacht leuchten zu lassen.

Viele der Teilnehmer fühlen sich so verunsichert, dass sie abends Gegenstände zur Selbstverteidigung mitnehmen: 31 Prozent der Befragten geben an, Taschenalarme oder auch Pfefferspray bei sich zu führen. Eine Frau schreibt, sie habe nachts stets die spitzen Schlüssel in der Hand, um sich im Notfall zu verteidigen.

Das sagt die Polizei Der Polizei liegen zu den genannten Vorfällen zumindest in den vergangenen Wochen keine Informationen vor. Lediglich am Engelbert-Kaempfer-Gymnasium sei es zu Ermittlungen gekommen. Von einem Drogen-Hotspot aber könne dort nicht die Rede sein. Die Kreispolizei ermutigt alle Bürger, Vorfälle anzuzeigen, nur so könnten sie dokumentiert und weiter verfolgt werden. Leser hatten unter anderem auch von nächtlichen Autorennen auf der Liebigstraße oder auch Bunsenstraße berichtet, die der Polizei so bislang aber nicht gemeldet wurden.

Das sagt die Stadt Die Stadtverwaltung zeigt großes Verständnis für die Sorgen der Bürger, dennoch sei es ein &bdquo; Balanceakt, das richtige Maß für individuelle Bedürfnisse und sinnvolle Maßnahmen zu finden. Denn die gefühlte Sicherheit und die Realität decken sich nicht immer". In diesem Zusammenhang verweist Sprecherin Tanja Schröder unter anderem auf die jüngste Kriminalitätsstatistik , in der Lippe als einer der sichersten Kreise in NRW hervorgehoben werde u nd festgestellt werde, dass die Gefahr bei Straftaten in den meisten Fällen nicht von Unbekannten auf der Straße, sondern von Personen aus dem eigenen Umfeld herrühre .

Dennoch sei die Stadtverwaltung bemüht, den Sorgen zu begegnen. So seien Bänke auf dem Wall und im Abteigarten verrückt, Hecken stark beschnitten oder auch im Auenpark versetzt worden, um besseren Überblick zu gewährleisten.

Was die Ausleuchtung betreffe, so seien in der Vergangenheit immer wieder Leuchten ergänzt worden. Die Lemgoer Politik habe sich für Leuchtmittel mit maximal 3000 Kelvin ausgesproche n. Diese Farbtemperatur gelte als umweltschonend, weil sie die Tierwelt weniger irritiere als kaltweiße Beleuchtung . Außerhalb der Wallanlagen werden die Lampen aus Kosten- und Umweltschutzgründen unter der Woche um 1 Uhr, am Wochenende um 2 Uhr abgeschaltet. Wochentags geht die Beleuchtung dann um 5 Uhr, am Sonntag um 7 Uhr wieder an. Damit blieben die Straßen nur wenige Stunden unbeleuchtet. Das Thema Sicherheit und Beleuchtung werde aber auch im laufenden ISEK-Verfahren (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) aufgegriffen und weiter verfolgt.

Trinkgelage am Wall Auch die Fahrradwege hatten einige Umfrageteilnehmer als zu schlecht ausgeleuchtet geschildert, hier erwähnen die Teilnehmer unter anderem die Wege auf dem Wall, nach Entrup, Matorf oder auch Lüerdissen. Soweit möglich werde das aufgegriffen, so Tanja Schröder, allerdings stoße man auch aus Kostengründen im Außenbereich an seine Grenzen.

Hinweise auf Trinkgelage am Wall in Höhe Bruchweg oder auch größere Treffen am Engelbert-Kaempfer-Gymnasium, die die Befragten monierten, sind der Stadt bekannt. Alkohol zu konsumieren sei allerdings erlaubt, darüber hinaus habe kein Fehlverhalten vorgelegen, so dass es bislang keine Möglichkeit gegeben habe, einzuschreiten, schreibt Tanja Schröder zu den Treffen am Wall. Allerdings, versichert sie, würden solche Orte verstärkt von Polizei, Ordnungsamt und Jugendamt aufgesucht.

&bdquo;Die Kolleginnen und Kollegen zeigen Präsenz, zudem gibt es Unterstützung durch einen Sicherheitsdienst, der Objekte kontrolliert, darunter auch das EKG." Die Fachkräfte des Jugendamtes seien überdies unabhängig von Beschwerden im Austausch mit den Jugendlichen und je nach Anlass gebe es gezielte Kontrollen, dabei werde auf Hinweise sehr zeitnah reagiert. &bdquo; Aber natürlich dürfen sich auch Jugendliche frei in der Öffentlichkeit bewegen, auch in Gruppen."

Abschließend bittet auch Tanja Schröder die Lemgoer, sich bei Unsicherheiten an die Verwaltung zu wenden und versichert: &bdquo;Wir nehmen alle Hinweise ernst und gehen ihnen nach. Wo wir gute Abhilfe schaffen können, tun wir das."

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