Ausgerockt nach sechs Jahren: Beliebtes Lemgoer Festival wird nicht mehr stattfinden

Lemgo. In Lemgo wird nicht mehr in den Mai gerockt: Die Veranstalter legen das Format, dass auch in diesem Jahr für ein volles Kesselhaus gesorgt hat endgültig ad acta. Über die Gründe für das aus und das, was als Nächstes kommen soll, haben wir mit Jörn Stücke und Dirk Bensel vom Verein &bdquo;Lippe Rockt“ gesprochen - stilecht in der Lemgoer Kneipe &bdquo;Zündkerze“.

Fünfmal hat das Festival mittlerweile im Lemgoer Kesselhause stattgefunden - der Verein hatte aber schon in den Nullerjahren ein erfolgreiches Open-Air-Festival im Lemgoer EauLe ausgerichtet und sich erst für die Neuauflage wieder zusammengefunden. &bdquo;Es sollte immer ein richtiges Konzert sein“, berichtet Stücke. So war es stets der Anspruch, den Bands eine richtige Bühne und professionelles Equipment zur Verfügung zu stellen. Mit improvisierter Ausrüstung an den Start zu gehen, kam für die Veranstalter nicht infrage. Diese Einstellung ging aber mit einigem Aufwand einher: So mussten die Bühne und weitere Ausrüstung gemietet und nach Lemgo transportiert werden.

Zwar wollte der Verein besonders jungen Bands die Gelegenheit geben, auf einer großen Bühne mit professionellen Rahmenbedingungen aufzutreten, doch das sei seit Jahren im schwieriger geworden, da kaum passende Bands in der Gegend zu finden seien. &bdquo;Leak sind eigentlich die Einzigen, die man auftreiben konnte“, erläutert Stücke, über die Lemgoer Grunge-Band, die mehrmals dabei war und mittlerweile kein Newcomer mehr ist. Zudem setzte das Konzept, besonders wenn es um die Headliner ging, auch auf auswärtige Bands, die in ihrer Szene bereits über einen gewissen Status verfügen. Das hatte auch Auswirkungen auf das Publikum: &bdquo;Mindestens ein Drittel der Besucher sind von außerhalb angereist“, erzählt Stücke.

Ambitionierte Ziele Klar war auch immer, dass es sich bei der Veranstaltung um ein Heimspiel der Lemgoer von &bdquo;68Fl:OZ“ handelt, denn der Kreis der Veranstalter setzt sich maßgeblich aus Mitgliedern und aktiven Unterstützern der Band zusammen, die seit Jahren deutschlandweit Konzerte spielt. So schreibt Jörn Stücke Texte und Musik und bedient den Bass, Dirk Bensel ist als Merchandiser auf Tour mit dabei und auch Sänger Michael Terwesten sowie Gitarrist Peter Meiertöns sind Teil des Teams von &bdquo;Lemgo Rockt“.

Und deren Ziele waren ambitioniert: Denn das Festival sollte mehr sein als irgendein beliebiges Konzert für Lokalbands und Newcommer. Auch die Vernetzung untereinander und die Weitergabe von Erfahrungen sollte eine Rollen spielen und neuen Schwung in die örtliche Musiklandschaft bringen. &bdquo;Wir wollten schauen, ob wir es schaffen, in Lemgo wieder eine Szene zu festigen und eine Art Sprungbrett zu bauen“, berichtet Bensel, der dabei auch an seine Jugendzeit denkt, in der der Zusammenhalt unter den Bands in Lemgo deutlich stärker und das Miteinander aktiver gewesen sei. &bdquo;Damals hatten wir solche Connections, dass wir das große &bdquo;Lemgo Rockt“ machen konnten. Mit vielen Helfern“, berichtet Stücke und an eine &bdquo;tolle Truppe“ erinnert sich auch Bensel.

Anspruch und Wirklichkeit Als das Festival im Jahr 2019 in kleinerer Aufmachung reaktiviert wurde, hatten sich aber schon einige Vorzeichen geändert. Die meisten der früheren Mitstreiter hatten mittlerweile andere Prioritäten im Leben und zuletzt bestand das Team nur noch aus vier Personen, die die Veranstaltung im Alleingang betreuten, Equipment mieteten, Bands buchten und sich um viele weitere organisatorische Aufgaben kümmerten - der &bdquo;harte Kern“, wie Stücke sagt.

Spaß habe das zwar bis zum Schluss gemacht, doch am Ende stand auch immer ein finanzielles Risiko im Raum. &bdquo;An dem Abend ist dir das egal, aber wenn du Kassensturz machst, denkst du jedes Mal: Bitte lass uns nicht privat was drauflegen“, erläutert Stücke. Und eine Zitterpartie ist der 30. April in jedem Jahr gewesen. &bdquo;Es hat immer so eben geklappt, aber dann verzichtet eben eine Band auf Gage“, so Bensel weiter. In diesem Jahr spielten sogar sämtliche Bands ohne Bezahlung, manche lehnten sogar das Spritgeld ab und auch der Mann, der hinter den Reglern für den Sound verantwortlich war, arbeitete unentgeltlich. Ohne die Nutzung von privater und kostenlos zur Verfügung gestellter technischer Ausrüstung wäre die letzte Ausgabe des Festivals ohnehin nicht möglich gewesen.

Dazu kommt, dass der Eintritt immer frei war. &bdquo;Du willst den Leuten einen guten Abend bieten, es soll professionell sein, wir haben faire Getränkepreise“, sagt Stücke. Zwar habe man &bdquo;Herzblut noch und nöcher“ in die Veranstaltung gesteckt, aber realistischerweise lasse sich der Anspruch, den der Verein an sein Festival stellt, nicht mehr mit diesen Rahmenbedingungen vereinbaren.

Doch so richtig aufhören wird das Team nicht. Im kommenden Jahr soll es in Nordlippe mit einem anderen Format weitergehen - allerdings nicht als Umsonst-Festival. &bdquo;Wir starten im Frühling einen Testballon. Dafür werden wir eine größere Band holen“, berichtet Stücke. Um wen es sich dabei handelt, wird allerdings erst dann bekannt gegeben, wenn alles spruchreif ist.

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