Lemgo. Die Lieblingslampe flackert nur noch, der Toaster springt nicht mehr an und die Kaffeemaschine bleibt still – oft landen solche Geräte dann im Müll. Doch im Repair-Café im Kastanienhaus am Wall setzen die ehrenamtlichen Tüftler seit mittlerweile zehn Jahren genau hier an: Statt kaputte Geräte einfach wegzuwerfen, setzen sie auf gemeinsames Reparieren und Nachhaltigkeit.
Eröffnet wurde das Repair-Café beim Strohsemmelfest 2015 – das auch an diesem Wochenende, vom 27. bis 29. Juni, in Lemgo gefeiert wird. Sandra Kammerscheidt ist seit 2016 offiziell die Leiterin – aktiv war sie aber von Anfang an. „Ich mag es nicht, Dinge wegzuschmeißen, wenn man sie noch reparieren kann“, sagt sie. Sich an neue Geräte zu gewöhnen, sei für sie oft eher lästig – vielen Besuchern gehe es ähnlich. „Ich glaube, wir haben alle eine nostalgische Ader“, fügt Daniel Nussbaum hinzu, der sich ebenfalls im Repair-Café engagiert.
Vom Ingenieur bis zum Handwerker
Insgesamt gehören 17 Ehrenamtliche zum Team. An einem Reparatur-Samstag sind in der Regel sechs bis acht von ihnen im Keller des AWO-Begegnungszentrums im Einsatz. Ihre Fähigkeiten sind so unterschiedlich wie ihre Lebensläufe: Vom Ingenieur bis zum Handwerker ist alles dabei. Auch die Altersunterschiede sind groß – das Alter der Teammitglieder reicht von Anfang 20 bis 80. Über die Jahre habe sich der Helferkreis stetig erweitert.
Was die Ehrenamtlichen am häufigsten reparieren? „Alle möglichen Haushaltsgeräte. Von Heckenscheren und Rasenmähern bis zu Kaffeemaschinen und Bügeleisen ist alles dabei“, sagt Paul Fait, der über einen LZ-Artikel auf das Repair-Café aufmerksam geworden war und seitdem mit repariert. Aber auch Spielzeuge gehören dazu. Sie hätten bereits ein ferngesteuertes Auto, einen Hubschrauber, eine Drohne und eine Lokomotive aus einer Modelleisenbahn repariert.
Reparaturen je nach Jahreszeit
Saisonale Trends gebe es ebenfalls: „Vor Weihnachten kommen viele mit defekter Weihnachtsbeleuchtung. Nach Weihnachten bringen sie dann kaputte Geschenke zu uns, und im Frühjahr reparieren wir ganz oft Gartengeräte“, sagt Kammerscheidt. In der Corona-Zeit waren es vor allem Nähmaschinen – viele wollten damit ihre Masken selbst nähen.
An einem Samstag reparieren die Ehrenamtlichen meist etwa drei bis zehn Dinge. „Es können aber auch mal 15 bis 20 sein. Das hängt auch immer vom Wetter ab. Bei Sonnenschein kommen natürlich weniger Besucher“, erzählt Nussbaum. Aber nicht immer tüfteln die Helfer selbst – manchmal bringen Besucher ein defektes Teil und benötigen nur das passende Werkzeug.
Hilfe zur Selbsthilfe
Wichtig sei ihnen, dass die Kunden bei der Reparatur dabei bleiben und etwas lernen – zur Stärkung gibt es nebenbei Kaffee und Kuchen. „Wir sind keine Werkstatt. Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe“, betont Kammerscheidt. Daher wollen sie auch lokalen Geschäften keine Konkurrenz sein und bieten zum Beispiel keine Handy- oder Tabletreparaturen mehr an.

Für manche Reparaturen braucht es Ersatzteile, die Kunden selbst bestellen oder vor Ort mit einem 3-D-Drucker nachbauen lassen können. Ärgerlich wird es, wenn Hersteller keine Ersatzteile mehr anbieten – obwohl die Geräte oft noch lange funktionieren könnten. „Und das, obwohl die Leute ein Recht auf Reparatur haben“, sagt Kammerscheidt.
Knifflige Fehlersuche
Viele der Besucher seien schon im Rentenalter, aber ab und zu kämen auch deutlich jüngere Besucher vorbei. „Letztens haben wir für einen Jungen einen E-Scooter repariert. Die meisten kommen mit hochwertigen Geräten zu uns“, sagt Nussbaum. Eine seiner ungewöhnlichsten Reparaturen war eine Schwarzwälder Kuckucksuhr.
Ab und zu gestalte sich die Fehlersuche zudem etwas knifflig – gerade bei der Elektronik von Flachbildfernsehern. Manchmal sei es aber auch ganz einfach. So zum Beispiel bei einer Motorsäge, die nicht mehr angesprungen ist. Am Ende habe es an der Entriegelung gelegen. „Und wir haben auch viele Vorführeffekte. Dann kommen die Kunden zu uns und plötzlich funktioniert das Gerät doch wieder. Ich sage dann immer, dass Gerät wollte einfach auch mal raus“, erzählt Kammerscheidt und lacht.
Das Repair-Café hat immer samstags zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet. Am Samstag, 28. Juni, wird allerdings nur bis 17 Uhr repariert.