„Wer billig kauft, kauft doppelt“: Schwächen in Elektrogeräten ärgern Repair-Café Lage

Lage. Beim Thema Obsoleszenz – also dem künstlich herbeigeführten Verschleiß von Produkten – werden Rainer Okunek und Jörg Burzeja aus dem Repair-Café Alte Schmiede nachdenklich. &bdquo;Ein konkretes Aha-Erlebnis hatten wir gar nicht“, sagt Burzeja. &bdquo;Aber mit der Zeit merkt man: Da ist System dahinter.“

Ein Beispiel, das den beiden besonders im Gedächtnis geblieben ist, betrifft eine Küchenmaschine – ein Thermomix-Nachbau eines Discounters. &bdquo;Für ein Gerät, das 500 bis 600 Euro kostet, wurde ein winziges Billig-Zahnrad verbaut. Sobald man Teig knetet, reißt das – und die ganze Maschine ist unbrauchbar“, erzählt Okunek. Im Internet seien die Ersatzteile für genau dieses Zahnrad leicht zu finden – ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Problem kein Einzelfall ist.

Immer wieder stoßen die Ehrenamtlichen im Repair-Café auf ähnliche Schwachstellen: minderwertige Zahnräder, brüchige Kabel, platzende Kondensatoren, defekte Netzteile. &bdquo;Es sind oft die neuralgischen Punkte, die frühzeitig versagen – genau dort, wo es kritisch wird“, so Burzeja. Vor allem bei Billigprodukten sei dieses Phänomen auffällig.

Minderwertige Bauteile Wer billig kauft, kauft doppelt – dieser alte Spruch bewahrheitet sich laut den Reparatur-Profis regelmäßig. &bdquo;Bei günstigen Geräten fällt uns deutlich häufiger auf, dass minderwertige Bauteile verbaut wurden“, sagt Okunek. Dabei spielt nicht nur der Preis eine Rolle, sondern auch der Einsatzzweck: &bdquo;Ein Gerät, das ich nur einmal im Jahr nutze, muss nicht das Beste vom Besten sein. Aber für häufig genutzte Werkzeuge oder Küchengeräte lohnt es sich, in Qualität zu investieren.“

Konkrete Hersteller nennen die Lagenser Tüftler ungern. Aber sie machen Unterschiede deutlich: &bdquo;Bei manchen Marken erkennt man Qualitätsabstufungen – etwa zwischen der grünen Hobby- und der blauen Profi-Serie.“ Auch die Ersatzteilversorgung sei bei hochwertigen Geräten meist besser.

Und was können Politik oder Verbraucher tun? Eine Kennzeichnung, wie gut ein Gerät reparierbar ist, wäre aus Sicht der Ehrenamtlichen ein sinnvoller Schritt. &bdquo;So wie es ein Energielabel gibt, bräuchten wir auch eine Art Reparatur-Ampel“, meint Burzeja. So müssten die Geräte, die leichter zu reparieren sein, besser bewertet werden. Derzeit sei das für Laien kaum abschätzbar.

Spende dalassen Ein Besuch im Repair Café lohnt sich dennoch fast immer. Rund 80 Prozent der mitgebrachten Geräte bekommen die Ehrenamtlichen wieder zum Laufen – sei es durch einen neuen Kondensator, das Nachlöten eines Kabels oder das Austauschen eines Schalters. &bdquo;Meist sind es kleine Defekte mit großer Wirkung“, sagt Okunek. Die Reparatur ist kostenlos, lediglich Materialkosten müssen übernommen werden. Wer möchte, kann eine Spende dalassen.

Und was ist mit dem Rest? Was wirklich nicht mehr zu retten ist, wird von den Aktiven fachgerecht zerlegt und entsorgt – oft landen noch brauchbare Teile in anderen Projekten. &bdquo;Für viele Menschen ist es ein Aha-Erlebnis, wenn ihr Gerät plötzlich wieder funktioniert“, sagt Burzeja. &bdquo;Und wir leisten damit auch ein Stück Beitrag gegen die Wegwerfgesellschaft.“

Das Repair-Café Alte Schmiede in Lage, Hardisser Straße 2 b, hat jeden Dienstag von 15 bis 18 Uhr geöffnet, Kontakt: (0160) 90237877

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