Bisher unbekanntes Werk vom Lemgoer Künstler Karl Junker wird in Paris ausgestellt

Lemgo/ Paris. Ob Karl Junker selber einmal in Paris war, ist nicht klar. Ein Werk des Lemgoer Künstlers ist zurzeit aber in der französischen Hauptstadt zu sehen: in einer Ausstellung über die sogenannte &bdquo;Art brut“. Dass Arbeiten Junkers auch außerhalb Lippes gezeigt werden, ist laut Museumsleiter Fabian Schröder eher selten der Fall. &bdquo;Es ist ja so, dass die Werke von Junker wahrscheinlich zu etwa 98 Prozent uns gehören und er auch nicht viel verkauft hat zu seinen Lebzeiten“, berichtet Schröder.

Einige Stücke seien aber wohl doch in Umlauf gekommen. Doch wie viele es genau sind oder wo sich die Bilder befinden, bleibt ein Rätsel. Hin und wieder komme es aber vor, dass Werke aus Privatbesitz an das Museum Junkerhaus in Lemgo zurückgegeben werden. Dabei handelt es sich manchmal auch um Objekte, die in früheren Jahren von dort entwendet wurden. Denn bevor das eindrucksvolle Gebäude zu einem Museum wurde, fristete es ein Dasein unter ferner liefen. Wer es besichtigen wollte, konnte dies unbeaufsichtigt tun. &bdquo;Ich glaube, der Nachbar hatte einen Schlüssel“, berichtet Schröder.

Anfrage aus Paris &bdquo;Und dann hatte ich vor etwa einem halben Jahr die Anfrage bekommen vom Grand Palais in Paris“, so Schröder weiter. Die Verantwortlichen suchten für den Begleitband zu der Ausstellung &bdquo;Art Brut. In der Intimität einer Sammlung“, die in Kooperation mit dem Centre Pompidou realisiert wurde, ein Foto von Karl Junker. In Paris ausgestellt werden mehrere Hundert Werke, die laut der offiziellen Webseite des Fremdenverkehrsamtes Paris aus einer Schenkung des Sammlers Bruno Decharme an das Centre Pompidou stammen, der diese über Jahrzehnte gesammelt hat.

Doch was ist eigentlich &bdquo;Art Brut“ und warum ist ein Werk Junkers ausgerechnet in einer Sammlung dieser speziellen Gattung gelandet? Laut Informationen, die im Junkerhaus nachzulesen sind, wurde der Begriff &bdquo;Outsider Art“ ab 1972 vom britischen Kunstwissenschaftler Roger Cardinal geprägt. Die Bezeichnung stellt eine Erweiterung des Begriffs &bdquo;Art Brut“ (rohe Kunst) dar, den der französische Künstler Jean Dubuffet eingeführt hatte. Dieser habe &bdquo;Art Brut“ als Kunst von Menschen ohne künstlerisches Vorwissen definiert und entsprechende Arbeiten vor allem in psychiatrischen Einrichtungen gefunden. Aber auch Bauern, Häftlingen oder gesellschaftlichen Außenseitern habe Debuffet die Fähigkeit zugeschrieben, entsprechende Werke anzufertigen.

&bdquo;Outsider Art“ werde auch häufig Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen oder psychisch erkrankten Personen zugeschrieben. Cardinal bezeichnete das Junkerhaus als &bdquo;das bedeutendste Beispiel der Outsider Architektur in Deutschland“. Fabian Schröder ist bei der Zuordnung Junkers zu den genannten Gattungen allerdings vorsichtig: &bdquo;Karl Junker ist dafür so ein bisschen das deutsche Beispiel, obwohl wir das ehrlich gesagt nicht so richtig sehen, es aber auch nicht ganz verneinen.“ Schließlich sei Junker eben kein Laie gewesen, sondern ein Architekt, der sich zum Beispiel auf einer Italienreise auch künstlerisch fortgebildet habe. &bdquo;Er hatte auch gewisse Kontakte, also dass er von der Kunstwelt gar nichts wusste, das trifft auf ihn jetzt nicht so zu“, erläutert Schröder.

Posthume Diagnosen Dass der Lemgoer Künstler häufig in diesen Kategorien landet, hat laut Schröder wohl damit zu tun, dass diesem posthum Diagnosen zugeschrieben wurden. &bdquo; Nach seinem Tod gab es auch Psychiater, die sich mit ihm beschäftigt haben und meinten, er muss schizophren gewesen sein - aber nur anhand seines Werkes. Die haben ihn ja nie kennengelernt, was man heutzutage als Psychiater so nicht mehr machen würde“, so Schröder weiter.

Das in Paris ausgestellte Werk zeigt eine Frau mit Kind und weitere Figuren und ist in den für Junker typischen Farben gehalten - auch der geschnitzte Rahmen ist Teil des Werks, das laut Schröder aufgrund der Bildrechte hier nicht gezeigt werden kann. &bdquo;Die Bilder, die er gemalt hat, sind oft sehr ähnlich. Dieses erscheint schon ein etwas ausgearbeiteteres zu sein, wenn man das mit denen vergleicht, die wir haben“, ordnet er das Werk ein.

Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 21. September, im Grand Palais, 3 Avenue du Général Eisenhower in Paris, zu sehen.

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