Das Bild eines Außenseiters: Lemgos berühmtester Künstler war zu Lebzeiten verkannt

Lemgo. Auf den Tag genau ist es 175 Jahre her, dass einer von Lippes größten Künstlern das Licht der Welt erblickte: Karl Junker wurde am 30. August 1850 in Lemgo geboren. Bekannter als er selbst ist sein größtes Kunstwerk: das Junkerhaus, welches heute ein beliebtes Museum in Lemgo ist. Vor Ort und per Post können Glückwünsche und persönliche Botschaften zum Feiern, Begehen und Andenken beitragen.

Karl Junker kam als erstes von zwei Kindern des Schmiedemeisters August Junker und Luise Bökhaus zur Welt. Seine ersten Lebensjahre waren von Schicksalsschlägen geprägt: seine Mutter starb 1853, sein Bruder im darauffolgenden Jahr und sein Vater 1857. Alle drei waren an Tuberkulose erkrankt. Nach dem Tod des Vaters übernahm Karl Junkers Großvater Arnold Bökhaus die Vormundschaft für seinen Enkelsohn.

Hamburg, Berlin, München und Italien Als er mit 14 Jahren die Schule beendet hatte, ging Junker in die Lehre, um Tischler zu werden. Er verließ daraufhin Lemgo für viele Jahre und arbeitete als Tischlergeselle in Hamburg und Berlin. Seine künstlerische Laufbahn begann spätestens 1871, als er an die Kunstgewerbeschule in München kam und fand mit dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste ab 1875 ihre Fortführung.

Für einen Studienabschluss liegen keine Belege vor. Bekannt ist jedoch, dass er sich ab 1877 auf eine Studienreise nach Italien begab. Damit folgte er dem Beispiel vieler Künstlerinnen und Künstler jener Zeit. Die Reise führte ihn in viele Städte und zu bedeutenden Bauwerken der Kunstgeschichte, die er in zahlreichen Skizzen und Zeichnungen dokumentierte.

Rückkehr und Bau des Junkerhauses Irgendwann zwischen 1883 und 1886 kehrte Karl Junker in seine Heimatstadt Lemgo zurück und trat die Erbschaft seines Großvaters an. Diese ermöglichte ihm, ein eigenes Haus zu bauen. 1889 stellte er zusammen mit dem Zimmermeister Heinrich Schirneker den Bauantrag seines Hauses. Es wurde als zweigeschossiges Fachwerkhaus mit quadratischem Grundriss errichtet. Bereits im Baugesuch finden sich Hinweise auf die besondere Ausstattung des Hauses: &bdquo;Die Wände und Decken der Haupträume des Hauses beabsichtige ich durch Täfel und Schnitzwerk mit theilweiser Malerei zu bekleiden “.

1891 konnte Junker sein Haus beziehen und arbeitete fortan an der Innenausstattung. Mit den von ihm gebauten Möbeln, mit seinen Gemälden und Skulpturen und dem von außen gestalteten Haus wuchs schnell ein privates Museum. Ältere Lemgoerinnen und Lemgoer, die gut 65 Jahre nach Junkers Tod befragt wurden, berichten, dass Junker Gäste in seinem Haus empfing und sie umherführte.

Stolz auf einen Außenseiter Der Künstler blieb Zeit seines Lebens unverheiratet und kinderlos. Um sein Privat- und Seelenleben ranken sich unzählige Geschichten und Vermutungen. Doch faktisch ist festzustellen, dass wenig Persönliches über ihn bekannt ist. Außer dem umfangreichen künstlerischen Werk hat Karl Junker der Nachwelt kaum etwas hinterlassen. Am Ende seines Lebens lebte er zurückgezogen, im Alltag unterstützt von Menschen aus der Nachbarschaft. Er starb am 25. Januar 1912 an einer Lungenentzündung.

Die Nachrufe auf Karl Junker, die in den lokalen Zeitungen erschienen, vermittelten das Bild eines Außenseiters. Zugleich aber wurde doch Lokalstolz deutlich, angesichts des Werkes, das Junker seiner Heimat hinterlassen hat – ein erster Ausblick auf die Anerkennung als bedeutender Künstler, die ihm heute zugesprochen wird, ihm zu seinen eigenen Lebzeiten jedoch nicht vergönnt war. In Karl Junkers Leben gab es viele Hürden zu meistern. Ohne seine außergewöhnliche Lebensleistung wäre die Region um ein ganz besonderes, kulturelles Highlight und einen großen Künstler ärmer.

Aufruf zu Geburtstagswünschen Das Museum Junkerhaus ruft alle Interessierten – ob groß oder klein – dazu auf, Karl Junker eine persönliche Botschaft zum Geburtstag zu senden. Schreiben Sie einen Brief, malen Sie ein Bild oder verwirklichen Sie Ihre Ideen. Wann haben Sie das erste Mal von Karl Junker gehört? Was würden Sie dem Künstler sagen? Welches Kunstwerk inspiriert Sie? et cetera. Das Museum wird Ihre Glückwünsche im Museumsfoyer präsentieren.

Senden Sie Ihre Glückwünsche an Museum Junkerhaus, c/o Museen der Stadt Lemgo, Breite Straße 17-19, 3267 Lemgo oder auch als Scan per Mail an museen@lemgo.de oder über Instagram @junkerhaus

Auch im Junkerhaus selbst können Sie an einer ab heute nutzbaren Station eine Gratulationsbotschaft formulieren und aufhängen.

Der Autor dieses Artikels ist Fabian Schröder, der Museumsleiter des Junkerhauses.

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