Lemgo. Die Lemgoer Grünen wünschen sich mehr Zusammenarbeit, um Lemgos Ärzte-Knappheit zu bekämpfen. Bei einer Wahlkampfveranstaltung zur Kommunalwahl 2025 haben sich Bürgermeisterkandidat Dr. Burkhard Pohl und Landratskandidatin Dr. Inga Loke mit drei Fachleuten ausgetauscht. Ansgar von der Osten (KV Westfalen-Lippe), Constanze Liebe (Ärztenetz Lippe) und Dr. Michael Dietenmaier, langjähriger Hausarzt in Lemgo und Wahlkreiskandidat in Lemgo-Nordwest.
Ansgar von der Osten informierte über die Situation in Lemgo. Während die Stadt fachärztlich gut versorgt sei, bestehe mit unter 75 Prozent eine Unterversorgung mit Hausärzten, auch bei den Kinderärzten drohe ein Engpass. Der landesweit vorhandene Nachwuchs könne die Abgänge nicht ausgleichen und sei wählerisch. „Daher gebe es in NRW ein Steuerungs- und Verteilungsproblem zwischen gut und deutlich unterversorgten Standorten“, schreiben die Grünen in einer Pressemitteilung.
MVZ ist kein Allheilmittel
Die Kassenärztliche Vereinigung helfe mit ambulanter Weiterbildung und Anreizprogrammen, um Kommunen zu unterstützen. Constanze Liebe (Ärztenetz Lippe) informierte über die Position der organisierten Ärzteschaft. Die Weiterbildung in den Praxen und in Zusammenarbeit mit dem Klinikum Lippe seien ein wesentlicher Schlüssel, auch gebe es viele Förderprogramme. Es brauche aber attraktive Strukturen vor Ort, damit sich ein Hausarzt in einer Kommune wie Lemgo niederlasse. Unterstützung und Orientierung könnten Gesundheitslotsen bieten, nötig sei auch eine bessere Gesundheitsbildung der Bevölkerung.
Michael Dietenmaier berichtete von den Erfahrungen junger Kollegen in Lippe. Viele von ihnen bevorzugten Gemeinschaftspraxen. Außerdem suchten sie gezielt nach einem lebenswerten Umfeld und guten familiären Perspektiven. Für die Suche von Personal brauche es phantasievolle Ideen. „In der lebhaften Diskussion ging es unter anderem um neue Perspektiven der Telemedizin und die überbordende Bürokratie, die den Ärzten die Zeit zur Beratung nehme“, so die Grünen. „Ein Medizinisches Versorgungszentrum sei wichtig – aber kein Allheilmittel, so die Meinung der Fachleute.“ Es müssten auch die passenden Ärzte gefunden werden. Wesentlich sei auch, dass die Betreiberstruktur des Medizinisches Versorgungszentrums (MVZ) den kommunalen Interessen diene.
Grüne wollen mehr Zusammenarbeit
Inga Loke betonte die Bedeutung der kommunalen Zusammenarbeit – zum Beispiel im Rahmen der Gesundheitskonferenz: „Mir ist die Verantwortung der Kommunen bei der Entwicklung von ambulanten Angeboten, wie Hausärzte und Kinderärzte, wichtig. Der Kreis sollte Vermittler, Moderator sein und Netzwerke öffnen. Bei der Gewinnung von Ärzten zum Beispeil mit den Touristikern zusammenarbeiten oder mit der Hochschule.“ Burkhard Pohl: „Ein MVZ, wie wir es in Lemgo mit dem DRK und zwei Nachbarstädten planen, ist ein wichtiger Schritt. Weitere Anstrengungen sind aber notwendig.
Politik und Verwaltung in Lemgo müssten sich mehr für das Thema Gesundheit interessieren. „Wir brauchen eine intensivere Zusammenarbeit aller Akteure. Die vergangenen Konflikte zwischen Stadt und Kreis müssen ein Ende haben“, schreibt die Partei. „Auf fachlicher Ebene benötigen wir berufsübergreifende Netzwerke aller Gesundheitsberufe und die Bildung multiprofessioneller Teams.“ Gesundheitslotsen könnten dabei eine Schlüsselfunktion einnehmen.