Vom Problem- zum Vorzeigeprojekt: das „Heimatcamping“ in Lemgo

Lemgo. Es läuft. Endlich. Dennis und Yvonne Hanning haben eine lange Durststrecke hinter sich. Bereits 2022 traten sie als neue Pächter an, um den Wohnmobilpark am Regenstor zu beleben. 2023 sollte Eröffnung sein, doch dann kam alles anders. Zwei Jahre später starten die Lemgoer endlich durch und können jetzt ihre Erfolgsgeschichte schreiben.

1621 Buchungen zählten sie von April bis Ende August, und das, obgleich der Platz &bdquo;Heimatcamping“ anfangs nur in Teilen geöffnet war - denn den hinteren Bereich, die &bdquo;Schlosswiese“ mit 28 Plätzen, konnte die Stadt erst zum Sommer fertigstellen. Jetzt aber lockt der Platz &bdquo;Heimatcamping“ mit insgesamt 54 Stellplätzen und Zeltwiese die Gäste gleich in Scharen an. An den Wochenenden war das &bdquo;Heimatcamping“ im Sommer oft ausgebucht, immer wieder auch mit Gästen, die Lemgo das erste Mal besuchen.

Von Neuseeland über Albanien nach Lemgo Über soziale Medien oder auch Google-Rezensionen habe sich der Platz innerhalb von wenigen Monaten einen Namen gemacht. Bei Wohnmobilisten, Radtouristen oder Wanderern. Letztere kommen sogar aus Sizilien oder Prag, um auf den Fernwanderwegen die lippische Natur zu erkunden und ihr Zelt gerne auf dem Platz am Regenstor aufschlagen. Und dann gibt es immer wieder diese besonderen Anekdoten, von denen Yvonne Hanning erzählt: Etwa das Paar aus Neuseeland, das mit dem Wohnmobil von Albanien auf eine griechische Insel übersetzte. Dort trafen sie auf ein englisches Ehepaar, das ihnen begeistert von dem Lemgoer Platz erzählte; und offensichtlich so viel Neugierde aufs &bdquo;Heimatcamping“ weckte, dass die Neuseeländer beschlossen, Lemgo anzusteuern. &bdquo;Eine Woche sind sie bei uns geblieben.“

Oder das Paar aus den Niederlanden, das nur eine Nacht auf der Durchreise bleiben wollte - kurz darauf waren sie wieder da und blieben 14 Tage. &bdquo;Unser Platz hat ihnen einfach besser als ihr Zielort gefallen.“ Und dann die E-Biker: Hätten die zuvor vom Platz in Hameln die alte Hansestadt angefahren, so machten sich jetzt viele andersrum auf den Weg. &bdquo;Auch da haben wir gepunktet“, sind die Hannings zufrieden.

Doch es sind nicht nur die Auswärtigen, auch Gäste aus dem Umland wissen das &bdquo;Heimatcamping“ zu schätzen. &bdquo;Manche mögen die Nähe zum Eau-Le, andere reisen für Veranstaltungen oder Events in der Phoenix-Contact-Arena an“, erzählt Dennis Hanning, &bdquo;unser Platz sei günstiger als ein Taxi“. Zwei bis drei Übernachtungen bleibt der Gast im Durchschnitt, zehn bis zwölf sind es mittlerweile in der Woche, am Wochenende deutlich mehr.

Unerwünschter Besuch macht Sorgen Es läuft also bei den Hannings und damit wächst auch das gute Gefühl, dass sich die Ausdauer auf dem durchaus steinigen Weg lohnen wird. Doch noch sind nicht alle Steine aus dem Weg geräumt. Denn noch immer müssen sich die Camper bei den sanitären Anlagen mit Behelfscontainern zufriedengeben. Die festen sanitären Anlagen werden voraussichtlich erst im kommenden Frühjahr geliefert, die Stadt habe das Projekt gerade neu ausgeschrieben. Die Camper hätten sich mit dem Provisorium zwar durchaus arrangiert, so die Hannings, Probleme aber bereiten ihnen die unerwünschten Gäste.

So gebe es immer wieder Besuch von &bdquo;wilden Campern“, die ihren Wagen auf dem Regenstorplatz abgestellt haben. Auch Obdachlose oder wilde Zelter nutzen die sanitären Anlagen und schleichen sich auf das Gelände. Hannings hoffen, dass das spätestens mit dem Bau der sanitären Anlagen im Frühjahr ein Ende hat, die dann nur noch per Karte zugänglich sind.

Im kommenden Jahr soll es auch die lang geplante Eröffnungsparty geben. Zweimal schon hatte die Familie die angesetzt, musste sie dann aber immer wieder verschieben, weil die Stadt den Platz doch noch nicht fertigstellen konnte. Die lange Durststrecke, das lange Warten hat Spuren hinterlassen und die Familie viel Kraft, Energie und Geld gekostet. Von der Bewerbung 2021 für den seit Jahren leer stehenden Platz, über die Pachtzusage der Stadt 2022 und die Abstimmung der Pläne, als alle noch dachten das &bdquo;Heimatcamping“ 2023 zu eröffnen und dann die Probleme begannen: vom Natur-, über Brand- und Hochwasserschutz, über Bodenaustausch, wechselnde Fachfirmen und nicht ausgeführte Aufträge. Die Kosten explodierten , 2023 stand das ganze Projekt auf der Kippe und die Zeitpläne mussten immer wieder verschoben werden .

Zu Kläschen fast ausgebucht 2025 dann stand im Frühjahr endlich die Teileröffnung an und mittlerweile läuft es gut, auch der Weinhandel Havino’s Weinzimmer in dem ehemaligen Tankstellengebäude samt neuer Rezeption komme bei Gästen und Einheimischen gut an. Doch vorerst sind Hannings weiter auf ihren Hauptjob angewiesen und auch die Söhne Ben und Max packen bei dem Familienprojekt kräftig mit an.

Ende Oktober wollen sie die hintere &bdquo;Schlosswiese“ in den Winterschlaf schicken. Die vordere &bdquo;Regenstorwiese“ mit Platz für 26 Wohnmobile, inklusive zwei Gigaliner, bleibt auch in der kalten Saison geöffnet. Und zu Kläschen, erzählt Yvonne Hanning zufrieden, &bdquo;sind wir schon fast ausgebucht“.

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