Vor dem Konzert in Lemgo: Das sind Ingo Dickewieds fünf Lieblingssongs von Udo Jürgens

Lemgo-Wahmbeckerheide. Es ist 1978, Fußball-WM in Argentinien, und der siebenjährige Ingo Dickewied hört den Song, den Udo Jürgens dazu mit der deutschen Nationalmannschaft aufgenommen hat: &bdquo;Buenos Dias, Argentina“. &bdquo;Seitdem bin ich Fan von Udo“, sagt Dickewied, heute 54, Bäckermeister aus Wahmbeckerheide und im Zweitberuf gefeierter Sänger von Udo-Jürgens-Songs, der bei seinen Konzerten schon mehrfach die Phoenix-Contact-Arena gefüllt hat. Nach einer Auszeit bereitet Dickewied sein großes Comeback-Konzert an ebenjenem Ort vor: Am Samstag, 25. Oktober, steht er ab 20 Uhr mit seiner siebenköpfigen Band und Duettpartnerin Ulrike Wahren auf der Bühne und singt Udo.

Wie vor Jahrzehnten, als er sein erstes Konzert in einer Lemgoer Schulaula gab. 250 Leute kamen. Heute werden es wohl wieder 2000. &bdquo;Es ist irre, wie stark das gewachsen ist“, sagt Dickewied. Dabei hatte er sich damals einen Ruck geben müssen. &bdquo;Ich habe mich nicht getraut mit Udo.“ Udo Jürgens, der damals als Schlagersänger galt, heute aber als einer der ganz Großen gefeiert wird. So ändern sich die Zeiten. Und auch Dickewied wurde nach eigenem Bekunden belächelt, als er mit 16 in der Schule erzählte, er sei in einen Männer- und Frauenchor eingetreten.

Als jungem Mann war ihm nahegelegt worden, sich mal an der Musikhochschule vorzustellen. Er machte einen Termin, sagte wieder ab, fasste sich ein halbes Jahr später erneut ein Herz und wurde in Detmold aufgenommen. Dass er sich in Sachen Vorsingen umentschied, war eine glückliche Fügung. Die klassische Gesangsausbildung schloss sich an.

Ähnlich ist es mit seinem Comeback. Dass er sich umentschied, Abschied vom Abschied nahm. Nach eigenem Bekunden spürte Ingo Dickewied, dass ihm das Singen ein Anliegen ist: &bdquo;Ich brauche etwas, das mir guttut, und das ist die Musik.“ Damit bekomme er den Kopf frei, das sei der &bdquo;perfekte Ausgleich“ für seinen Job. Und er spüre den Drang, die Menschen angesichts der Krisen und schlimmen Entwicklungen auf der Welt eine Zeit lang aus dem Alltag herauszuholen. Dickewied versichert: &bdquo;Ich hatte mein Comeback wirklich noch nicht geplant, als ich aufhören wollte.“

Vorab hat er der LZ verraten, welche Udo-Jürgens-Songs seine liebsten sind. Darunter sind einige Überraschungen.

Platz 1: Der gekaufte Drachen &bdquo;Udo hat viele Lieder mit Tiefgang und großartigen Texten.“ Diese Ballade von 1981 beschreibt das Verhältnis zwischen Vater und Sohn: Während der reiche Vater sagt, er häufe die ganzen Besitztümer nur für seinen kleinen Sohn an, wünscht der sich, endlich mal Zeit mit seinem Vater zu verbringen und einen Drachen zu bauen. &bdquo;Da kriege ich jetzt schon Gänsehaut“, sagt Dickewied über seinen Udo-Topfavoriten. &bdquo;Bei dem Song passt alles.“ Und er merke bei seinen Konzerten, dass das Lied auch die Menschen berühre.

Platz 2: Auch kleine Steine ziehen große Kreise &bdquo;Ein Funke wird zum Feuer“, heißt es in dem 2001 erschienenen Lied. Nicht nur die Mächtigen können etwas bewirken, auch normale Menschen. Aus einem Kieselstein kann ein Meilenstein werden. &bdquo;Das haben wir den Kindern immer vorgespielt, wenn es in der Schule mal nicht so lief“, sagt Dickewied. &bdquo;In dem Lied geht es darum, dass man auch mit Bescheidenheit etwas im Leben bewirken kann. Ich finde es sehr berührend.“

Platz 3: Mein Gesicht Auch dies ist ein eher unbekanntes, eher ruhiges Lied. Aber eines, das bei Dickewied groß rauskommt: &bdquo;Ich beginne das Konzert damit. Damit kann sich jeder identifizieren.“ Udo Jürgens singt: &bdquo;Denn jedes Menschen Züge/Zeigen Angst und Zuversicht.“ Ins Gesicht sind die Erfahrungen im Leben eingegraben, die Fehler, die Freude, die Gefühle. &bdquo;Ich hoffe, es wird ein Super-Opening.“ Der Song von 1984 hat das Zeug dazu, hat Dramatik und Pathos. Und ist ein weiteres Lied mit Tiefgang, wie Dickewied sagt. &bdquo;Viele Leute kommen nach dem Konzert zu mir und sagen: ,Die tollsten Songs waren diejenigen, die wir gar nicht kannten.’“ Anders verhält es sich mit ...

Platz 4: Ein ehrenwertes Haus Der Udo-Song von 1974 ist ein Klassiker, einer mit Rhythmus, einer zum Mitklatschen und Mitsingen. Das Stück steigert sich vom eher ruhigen Anfang bis zum Finale. &bdquo;Das ist musikalisch ordentlich was los“, sagt Dickewied. Dabei ist das Plädoyer für Toleranz und die Anklage gegen Scheinheiligkeit ein Grund für die Wertschätzung, die der 2014 verstorbene Udo Jürgens heute genießt – &bdquo;wie ,Griechischer Wein’ und ,Aber bitte mit Sahne’“, sagt Dickewied. Ihm liegt der Song aber auch aus einem anderen Grund so am Herzen: &bdquo;Das Lied ist 50 Jahre alt, und es ist irre, dass es als Plädoyer für Toleranz fast noch besser in die heutige Zeit passt.“

Platz 5: Was wichtig ist Für Ingo Dickewied ist der im Jahr 2000 erschienene Song das &bdquo;schönste Liebeslied, das Udo Jürgens geschrieben hat“. &bdquo;Wichtig ist nicht, was du hast und wen du kennst“, fasst der Bariton den Inhalt zusammen, &bdquo;sondern es wichtig, zu lieben und geliebt zu werden.“

Die Songauswahl lässt erkennen: &bdquo;Es geht mir natürlich um die Botschaften.“ Viele Texte habe Udo Jürgens nicht selbst geschrieben, sondern habe sich gute Texter geholt. Neben den unbekannteren Stücken werde er natürlich auch die großen Klassiker singen, darunter &bdquo;Ich war noch niemals in New York“, &bdquo;Aber bitte mit Sahne“ und &bdquo;Griechischer Wein“. Deren Texte im Übrigen ebenfalls Tiefgang haben ...

Wie wird es nach dem großen Comeback-Konzert weitergehen? Er habe sich vorgenommen, nicht zu viele Auftritte zu machen, &bdquo;nur ein paar Sachen im Jahr“, sagt Dickewied. Ob das klappt? Ganz sicher ist er sich nicht. Denn jüngst hat eine Agentur bei ihm angeklopft, die renommierte Künstler unter Vertrag hat und ihn für weitere Auftritte buchen möchte ...

Karten für das Konzert am Samstag, 25. Oktober, ab 20 Uhr in der Phoenix-Contact-Arena in Lemgo gibt es für 39 Euro in der Bäckerei in Wahmbeckerheide, Hauptstraße 5, und über die Internetseite www.infinityevents.de.

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