Lübbecke. Die Rollen vor dem OWL-Derby in der Handball-Bundesliga sind klar verteilt gewesen. Der TBV Lemgo Lippe startete super in die Saison, stand bei 9:3 Punkten und war in Hagen souverän in die nächste DHB-Pokal-Runde eingezogen. Gastgeber GWD Minden musste sich hingegen Eisenach im Cup-Wettbewerb geschlagen geben und kam in der Eliteklasse auf 3:11 Zähler. Der Favorit zeigte in der Kreissporthalle Lübbecke am Samstagabend seine ganze Klasse und feierte beim 34:24 (17:12) den nächsten Sieg, der schon kurz nach der Pause feststand. Eine Machtdemonstration der Lipper. Wagner wieder im Kader „Leider ist es nur eine kurze Rückfahrt“, meinte Niels Versteijnen bei Dyn nach dem Spiel: „Die gesamte Truppe macht Spaß.“ Der Ex-Lemgoer Philipp Vorlicek meinte: „Wir werden hergespielt. Zu keinem Punkt machen wir das, was wir uns vorgenommen hatten.“ Gute Nachrichten hatte es schon vor dem Spiel gegeben. Hendrik Wagner kehrte nach seiner Bauchmuskelverletzung in den Kader zurück. Für Adam Nyfjäll (Knie) gab es hingegen auf dem Spielfeld kein Wiedersehen mit seinen ehemaligen Teamkollegen, auch für Samuel Zehnder (Außenbandverletzung) kam ein Einsatz noch zu früh. Ins Lemgoer Team rückte mit Linus Borreck ein dritter Keeper, weil Constantin Möstl angeschlagen war. Das deutsche Torhütertalent war im Sommer von der U19 des TSV Bayer Dormagen nach Lippe gewechselt und sollte das Team HandbALL in der 3. Liga verstärken und das Trio der Bundesligamannschaft komplettieren. Die Lemgoer hatten einen guten Start erwischt, legten ein 4:1 vor, obwohl GWD-Keeper Ivanisevic mit drei Paraden bestens in die Begegnung kam. Die Gastgeber meldeten sich lediglich nach einer Auszeit zurück (12.), nach der sie ein 2:6 in ein 6:6 umwandelten. Daraufhin drückte TBV-Coach Florian Kehrmann auf den Knopf: „Wir laufen nicht zurück und brauchen mehr Geduld im Angriff.“ Die Worte des Trainers kamen an. „Wir waren wacher“, fand Versteijnen. Hendrik Wagner setzte mit einem Hammer eine Duftmarke (20.), absolut sehenswert war auch ein Kempa-Tor von Niels Versteijnen, das Frederik Simak mit einem Pass hinter dem Rücken eingeleitet hatte und Leve Carstensen dann vorlegte – zum 11:9 (22.). Buzzer-Beater von Simak Weh tat GWD die zweite Zeitstrafe gegen Bergner (28.) und ein Buzzer-Beater von Simak: Der TBV-Allrounder brachte die Kugel aus dem Mittelkreis im Mindener Tor unter. Ivanisevic, der das Torhüterduell gegen Urh Kastelic zur Pause mit 4:2-Paraden gewann, sah dabei ganz schlecht aus. Zu dem 17:12 meinte Wagner: „Es macht unfassbar viel Spaß, wieder auf der Platte zu stehen. Im Angriff bekommen wir immer freie Chancen.“ Die Entscheidung fiel direkt nach dem Seitenwechsel. Lemgo baute den Vorsprung auf acht Treffer aus (21:13, 35.) und ließ nicht locker. Kastelic schraubte sein Paradenkonto noch auf neun, während im GWD-Tor eigentlich nichts mehr passte. „Ohne Lemgo wäre hier gar nichts los“, skandierten die TBV-Anhänger nach dem 27:18 von Tim Suton (46.). In der Schlussphase erhielten dann wieder die Youngster Spielzeit. Sadik Herseklioglu durfte schon ab Minute 40 aufs Feld und erzielte einen Treffer (29:19, 49.). Benjamin Bröhl kam sogar zu seinen ersten beiden Bundesliga-Treffern (57. und 58.). Riesig freute sich auch Linus Borreck, der in den letzten fünf Minuten zwischen die Pfosten durfte und noch eine Parade verzeichnete. Der Jubel war kurz darauf bei allen sehr groß – bei Fans und Mannschaft. Kurz und knapp GWD Minden: Semisch (31.-42.), Ivanisevic; Diekmann (2), Kranzmann (7/4), Franz, Antanavicius (5), Jensen (1), Korte, Weber (3), Vorlicek (2), Heitkamp (1), Welle (1), Bergner (2), Schulz, Donker, Valiullin. TBV Lemgo Lippe: Möstl (bei einem Siebenmeter), Borreck (55.-60. und bei einem Siebemeter), Kastelic (1.-55.); Hutecek (2), Theilinger (4), Simak (1), Schagen (1), Leve Carstensen (4), Suton (7), Willecke (2), Versteijnen (9/3), Wagner (1), Faust, Rahmlow, Herseklioglu (1), Bröhl (2).