So geht es beim Stattgespräch in Lemgo weiter

Lemgo. Wenn Frank Wiemann an diesen einen Tag im April denkt, scheint es, als könne er auch sieben Monate danach kaum glauben, was da passiert ist. Der 61-Jährige fühlt sich schlecht, geht dennoch zur Arbeit im Lemgoer Sozialamt. Rückblickend wohl die beste Entscheidung, die er treffen konnte. Nur wenig später findet er sich im Krankenhaus wieder, kann nicht mehr sprechen, seine rechte Gesichtshälfte ist gelähmt. Diagnose: Schlaganfall . &bdquo;Meine Frau und meine Tochter waren im Urlaub“, erinnert sich Frank Wiemann. Wäre das Ganze zu Hause passiert, hätte er wohl niemals so schnell Hilfe bekommen.

Der schnellen und besonnenen Reaktion seiner Kollegen, anschließenden Therapien und Klinikaufenthalten ist es zu verdanken, dass es Wiemann heute, sieben Monate später, wieder besser geht. Da ist aber auch dieser eine Gedanke: &bdquo;Wie geht es mit dem Stattgespräch weiter?“

Seit 28 Jahren ist das Theater eine feste Institution in der Lemgoer Kulturlandschaft. Frank Wiemann hatte es gegründet, seither all seine Energie und Freizeit in den Betrieb gesteckt. Er ist das Herz und Gesicht des Theaters. Und doch ließ sein Gesundheitszustand im Frühjahr keinen anderen Schluss zu, als die Spielzeit abzubrechen. Da waren die Stücke &bdquo;Das Abschiedsdinner“ und &bdquo;Eine Bank in der Sonne“ bereits &bdquo;abgespielt“, folgen sollten ab Mai eigentlich zwei Einakter von Woody Allen.

Kreye und Hoffmann übernehmen Sieben Monate nach Wiemanns Schlaganfall kehrt nun aber wieder Leben im Kulturbahnhof ein. Denn Liane Kreye und Torge Hoffmann aus dem Stattgespräch-Ensemble haben vorübergehend das Zepter in die Hand genommen und möchten, ebenso wie der Rest des Teams, dafür sorgen, dass es weitergeht. &bdquo;Wir wussten, wenn es weitergehen soll, dann nicht so wie vorher“, sagt Wiemanns Frau Katrin Brakemeier. &bdquo;Dann müssen wir die Aufgaben auf mehr Schultern verteilen.“

Denn mit der Regie und dem Aufstellen eines Spielplans ist es lange nicht getan. Es müssen Kostüme und Bühnenequipment besorgt, der Kartenverkauf und die Pressearbeit organisiert und die Technik eingestellt werden, um nur ein paar der Aufgaben zu nennen, die vorher in Frank Wiemanns Zuständigkeit fielen. Und dann ist da noch die Betreuung der Gäste: der Getränkeverkauf, der Kartenabriss und so weiter.

&bdquo;Die Menschen vermissen das Stattgespräch“, sagt Liane Kreye, die genau wie Frank Wiemann und Katrin Brakemeier oft angesprochen werde, wann und wie es weitergeht. Natürlich aber auch zum Gesundheitszustand des Theaterleiters. Für das gesamte Team sei sofort klar gewesen, dass sie den beiden unter die Arme greifen werden. &bdquo;Wir möchten, dass es weitergeht“, erklärt Liane Kreye. &bdquo;Das Stattgespräch gehört einfach zu Lemgo.“

Fünf Aufführungen von &bdquo;Eine Bank in der Sonne“ Und weitergehen wird es, aber eben anders. Ab Januar wird, wegen der großen Nachfrage, zunächst die romantische Komödie &bdquo;Eine Bank in der Sonne“ von Ron Clark mit Ulrich Holle, Manfred Templin und Liane Kreye noch mal aufgeführt. Und zwar am 24. Januar und am 1., 8., 14. und 15. Februar. Die Vorstellungen samstags beginnen um 19.30 Uhr, sonntags um 16 Uhr. Die Proben laufen bereits. &bdquo;Ich bin sehr dankbar, dass die Gruppe einspringt. Sonst wären 28 Jahre Theater in Lemgo Geschichte gewesen“, sagt Frank Wiemann, der sich nun erst mal daran gewöhnen muss, vorerst nur noch im Hintergrund zu agieren. Dass ihm das sicher schwerfallen wird, weiß auch Katrin Brakemeier: &bdquo;Ich werde darauf achten, dass er auch mal zu Hause bleibt.“

Das soll allerdings nicht für immer so bleiben, denn der 61-Jährige hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt. &bdquo;In einem Jahr möchte ich selbst wieder auf der Bühne stehen“, sagt er. Aktuell ist das nicht möglich, weil sein Kurzzeitgedächtnis noch eingeschränkt ist. &bdquo;So kann ich keine neuen Texte lernen“, erklärt Wiemann, der bis dahin aber zumindest zu den Proben seines Teams kommen und mit Rat und Tat zur Seite stehen möchte.

Für Mitte kommenden Jahres plant Torge Hoffmann übrigens, die turbulente französische Komödie &bdquo;Nein zum Geld“ von Flavia Coste auf die Bühne zu bringen. Zum Inhalt möchte er noch gar nicht allzu viel verraten, nur so viel: &bdquo;Es geht um einen Lottogewinn.“ Spielen werden dann neben Hoffmann selbst Liane Kreye, Myriam Heidemann und Christian Rolfes.

Karten für die Wiederaufnahme von &bdquo;Eine Bank in der Sonne“ gibt es in der Tourist-Information Lemgo und online unter www.stattgespräch.de .

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