Feuerwehr als Schulunterricht: Nachwuchs wird in Lemgo aus den Klassenzimmern rekrutiert

Lemgo. Nachwuchs, das ist eines der größten Themen bei den Freiwilligen Feuerwehren. Im Rahmen eines Pilotprojektes ist die Wehr in Lemgo in Zusammenarbeit mit drei Lehrern dreier Lemgoer Schulen mit der &bdquo;Feuerwehr AG“ einen neuen Weg gegangen, nämlich den der Feuerwehrausbildung als Schulfach. Das Pilotprojekt ist vor mehr als zwei Jahren ausgelaufen. Das Projekt geht aber dank des großen Engagements erfolgreich weiter und die Feuerwehren in Lemgo und Umgebung können bereits erste Früchte ernten, denn ein Teil der Schüler tritt im Anschluss tatsächlich in die Feuerwehr ein.

Zwölf Schüler aus der Feuerwehr AG stehen an ihrem freien Samstag auf dem Hof der Feuerwache Lemgo. Mit dabei sind die drei Lehrer, die das Projekt führen, begleiten und nach vorne bringen: Stephan Krause von der Lemgoer Realschule, Cornelia Passmanns von der Heinrich-Drake-Schule und Matthias Schalk von der Karla-Raveh-Gesamtschule, drei ehemalige AG-Teilnehmer, die unterstützend tätig sind und natürlich drei Feuerwehrleute. &bdquo;Die Stadt Lemgo unterstützt das Projekt in erheblichem Maße mit der Anschaffung der Ausrüstung und Kleidung für die Jugendlichen, die Stunden der Lehrkräfte werden von der Bezirksregierung bezahlt und ansonsten ist der Erfolg des Projektes ehrenamtlichem Einsatz zu verdanken“, fasst Stephan Krause zusammen.

Kein klassischer Frontalunterricht Ob die AG nun als Wahlpflichtfach oder einfach als Arbeitsgemeinschaft angeboten werde, das sei abhängig von der Schule, immer aber richte es sich an die Schüler der neunten und zehnten Klassen. Die AG laufe über zwei Jahre und bestehe immer aus einer Gruppe, die sich dann im Jahresrhythmus halbiere und zu der dann neue Schüler hinzukämen. &bdquo;Jeden Dienstag findet eine Doppelstunde statt und immer mal wieder veranstalten wir solche Übungssamstage wie heute, an denen wir dann mehr Zeit am Stück zur Verfügung haben und aufwendigere Übungen machen können.“ An den Dienstagen finden die beiden Stunden stets in der Lemgoer Feuerwache statt.

Vom klassischen Frontalunterricht seien sie im Rahmen des Projektes schnell abgekommen, erinnert sich Krause. &bdquo;Wir haben nach kurzer Zeit schon gemerkt, dass das Konzept &bdquo;learning by doing“ deutlich besser funktioniert und handhaben es seitdem auch so. Die Jugendlichen können vieles untereinander weitergeben oder einfach ausprobieren.“ Im Sommer sei das Projekt für elf Schüler beendet gewesen und fünf davon seien in ihre Wehren an ihrem Wohnort übergegangen, sagt Krause stolz, das sei ein toller Schnitt.

Zu &bdquo;gut“ für die Jugendfeuerwehr Der 16-jährige Luca Bhendt ist einer von ihnen. Als er an der AG teilnahm, war er bereits Mitglied in der Jugendfeuerwehr Dörentrup. Im Rahmen dieser AG habe er nun so viele Grundlagen gelernt, dass er nicht mehr in die Jugendfeuerwehr zurückging, sondern im aktiven Dienst mit einem Betreuer an der Seite mitgeführt wird. &bdquo;Das läuft für die Absolventen der AG immer so, denn für die Jugendfeuerwehr sind sie danach überqualifiziert. Bis zu ihrem 18. Geburtstag bekommen sie dann einen Betreuer an die Seite gestellt.“ Die Feuerwehr AG findet Luca auf jeden Fall super, die wecke bei den Schülern das Interesse.

Der 15-jährige Dennis Abramov von der Karla-Raveh-Gesamtschule hatte bis zu der Teilnahme an der AG nichts mit der der Feuerwehr zu tun. Geliebäugelt habe er mit ihr zwar schon immer, aber ohne die AG wäre er wohl nicht zur Feuerwehr gegangen, sagt er. &bdquo;Diese AG ist ein solch niederschwelliges Angebot, dass viele Schüler auf diese Art gern in die Tätigkeiten der Feuerwehr hineinschnuppern. Die Kameradschaft sei toll und die Übungs- und Unterrichtseinheiten machen ihm Spaß. &bdquo;Dass wir so vieles praktisch erlernen, finde ich sehr gut.“ Im Anschluss an die AG werde er seiner Feuerwehr in Lage-Heiden beitreten, ist sich Dennis sicher.

&bdquo;Es braucht Schulen und Lehrer, die es tragen“ Doch bis dahin steht für die Schüler noch das Erlernen wichtiger Grundlagen auf dem Plan. Am Samstag war es der Löschangriff, und zwar mit drei C-Rohren. Eingeteilt in verschiedene Positionen galt es für die Schüler, sich selbstständig zu organisieren und einzuteilen, aus Fehlern zu lernen und ihre Kameraden zu unterstützen. Schläuche ausrollen, miteinander verbinden, eine Wasserleitung aufbauen und auch die Umgebung im Blick behalten: Die Aufgaben der Übungen sind vielfältig und anspruchsvoll, eben wie bei der Feuerwehr. Und im Nachgang ging es dann stets zur Manöverkritik.

Wehrleier Lars-Uwe Brede verschaffte sich an diesem Samstag einen kleinen Überblick und stand für Rückfragen bereit. &bdquo;Für uns ist dieses Projekt ein großer Erfolg, dem gerne noch viel mehr Städte und Gemeinden folgen können“, sagt Brede. &bdquo;Wir haben hier immer wieder Lehrer aus anderen Städten, die sich die Feuerwehr AG anschauen. Für die Verwirklichung dieses Projektes müssen aber auch die Städte finanziell mitziehen und es braucht Schulen und Lehrer, die es tragen.“

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